Vom Hamburger SV berichtet Clemens Gerlach
Van der Vaarts Suche nach neuem Glück
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Der Mann schweigt. Dabei möchten viele wissen, wohin es Rafael van der Vaart nach Ende der laufenden Saison ziehen wird. Doch der Niederländer verrät es nicht. Auch sein Berater Robert Geerlings mauert.
Laut Bild soll der Anwalt Angebote aus Italien, Spanien und den USA für seinen Mandanten erhalten haben. Bestätigt ist dies nicht, eine Anfrage von SPORT1 blieb unbeantwortet.
Wenigstens in puncto Öffentlichkeitarbeit gibt van der Vaart noch den Takt vor. Ansonsten bestimmt der 32-Jährige, der seine Klubkarriere unbedingt fortsetzen will, nicht mehr, wo es lang geht.
Vertragsende im Sommer
Der Linksfuß, dessen Vertrag beim Hamburger SV im Sommer ausläuft und nicht verlängert werden wird, muss nun nehmen, was er kriegen kann.
Tolle Offerten werden es nicht sein. Vielleicht finanziell lukrativ, sportlich aber nicht mehr gehobenes Niveau.
Es ist kaum vorstellbar, dass Italiens einziger verbliebener Spitzenklub, Juventus Turin, Interesse an van der Vaart hat. Real Madrid und FC Barcelona dürften auch nicht Schlange stehen. Und die US-Liga ist nicht der Rede wert.
Kritik aus der Heimat
Selbst in seinem Heimatland muss van der Vaart Kritik einstecken. Die Argumente gegen eine Verpflichtung kennt er schon aus der Bundesliga.
Der frühere Nationalspieler Wim Rijsbergen rät Ajax Amsterdam von einer Rückholaktion ab: "Van der Vaart ist zu schwach und zu häufig verletzt. Er würde die hohen Erwartungen nicht erfüllen können."
Adri van Tiggelen, ebenfalls früher in der Oranje-Auswahl aktiv, warnt: "Van der Vaart ist nicht der richtige für Ajax." Finger weg vom einstigen WM-Teilnehmer, der es bislang auf 109 Länderspiele brachte.
Kein Thema im Nationalteam
Im Nationalteam der Niederlande wurde der Mittelfeldmann seit November 2013 nicht mehr eingesetzt. Auch Louis van Gaal und Guus Hiddink hatten mitbekommen, dass van der Vaart seit geraumer Zeit in Hamburg nur noch mäßige Leistungen zeigt.
Inzwischen ist der einstige HSV-Publikumsliebling bei seinem Klub lediglich zweite Wahl. Cheftrainer Joe Zinnbauer setzt im Abstiegskampf der Bundesliga auf robuste und zweikampfstarke Spieler. "Laufen, kämpfen, laufen, kämpfen - das ist nicht ganz die Situation, in der ich glänzen kann", erklärte van der Vaart zuletzt.
Bei HSV-Sportchef Peter Knäbel ist van der Vaart schon durchgefallen. Zu den Führungsspielern zählt er den früheren Profi von Real Madrid und Tottenham Hotspur im Gegensatz zu Valon Behrami und Johan Djourou nicht mehr. In den angekündigten Gesprächen Ende März geht es vor allem darum, wie man die letzten gemeinsamen Monate ordentlich hinbekommt.
Bei Beiersdorfer klingt Mitleid durch
Fast schon mitleidig klingen da die Worte des HSV-Vorstandvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer. "Rafael van der Vaart ist immer noch ein großer Spieler." Allerdings nur vom Namen her und nicht mehr auf dem Platz.
Zinnbauer gibt sich ebenfalls Mühe, freundlich zum gefallenen Star zu sein. "Das alles geht nicht spurlos an ihm vorbei", sagt der Coach über seinen jährlich mit geschätzten 3,5 Millionen Euro entlohnten Ersatzmann deluxe, "wir brauchen ihn noch." Wozu? Das lässt Zinnbauer lieber offen.