Stillstand sind die Fans des FC Schalke 04 ja gewohnt. Dass Stillstand Rückschritt ist, wird ihnen nun durch das wohl unausweichliche Verpassen der Champions League nun noch mehr vor Augen geführt.
Tönnies läutet Umbruch ein
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Das Königsklassen-Aus nach der erneuten Nullnummer auch gegen den SC Freiburg hat gravierende Konsequenzen für die Personalplanungen. (DATENCENTER: Tabelle)
Nach der Saison wird Schalkes Sportvorstand Horst Heldt einen radikalen Schnitt machen müssen. Auf der Streichliste im 90-Millionen-Kader stehen dabei nicht nur Fehleinkäufe, sondern auch arrivierte Kräfte.
"Wir werden uns von einigen Spielern verabschieden, die meinen, nicht laufen zu müssen", erklärte Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.
Als ersten Akteur traf es diese Woche Angreifer Chinedu Obasi, dessen auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Das hatte Heldt diese Woche bereits erklärt.
Boateng nicht konkurrenzfähig
Auch Torwart-Routinier Christian Wetklo und der von Bayern München ausgeliehene Jan Kirchhoff haben wie Obasi keine Zukunft auf Schalke.
Und Kevin-Prince Boateng konnte die hoch gesteckten Erwartungen nicht annähernd erfüllen. Dem überbezahlten Mittelfeldspieler fehlt die körperliche Verfassung, um in der Bundesliga konkurrenzfähig zu sein.
Zu den Verlierern dieser Saison zählt überdies Nationalspieler Sidney Sam, der von seiner anvisierten zweistelligen Trefferquote weit entfernt ist.
Dennis Aogo und Roman Neustädter haben ihre Ansprüche als Führungsspieler ebenso wenig erfüllen können und stehen gleichfalls auf dem Abstellgleis.
Höwedes liebäugelt mit England
Bei anderen Spielern ist die Situation noch offen. Tranquillo Barnetta hofft trotz schwankender Leistungen auf einen Anschlussvertrag. (KOMMENTAR: Stillstand im Revier)
Mit dem arrivierten Außenverteidiger Christian Fuchs, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft, will sich Heldt nach der Saison zusammensetzen.
Ebenfalls ungeklärt ist die sportliche Zukunft von Benedikt Höwedes, der über eine Ausstiegsklausel von 18 Millionen Euro verfügt. Schalkes Kapitän hat sich noch nicht festgelegt, wie es für ihn weitergeht.
"Ich gucke mal, wann der Zeitpunkt gekommen ist und mache mir im Moment keinen Kopf", untermauerte der Weltmeister unmittelbar nach dem Freiburg-Spiel seine bisherigen Aussagen.(Die Highlights der Partie auf SPORT1.fm).
Fest steht aber: Der 27-Jährige liebäugelt mit einem Wechsel nach England.
Khedira ganz oben auf dem Zettel
In Sami Khedira von Real Madrid steht bei Schalke dafür ein anderer Weltmeister ganz oben auf dem Zettel. "Ich habe eine Riesenmeinung von ihm. Weil er der Leader ist, der so eine junge Mannschaft fördern kann", sagt Tönnies.
Fraglich bleibt jedoch - von einer finanziellen Einigung zwischen den Parteien mal ganz abgesehen - , ob dem Sechser von Real Madrid ohne Champions League die sportliche Perspektive bei den Knappen ausreicht.
Auf die Frage an Julian Draxler, wie reizvoll es sei, nach dem Verpassen der Königsklasse in der kommenden Saison für Schalke zu spielen, sagte der Rückkehrer zu SPORT1: "Bei Schalke zu spielen, ist immer attraktiv."
Doch auch Draxlers Vereinsliebe wird trotz eines Vertrags bis 2018 nicht ewig seine eigenen sportlichen Ambitionen aufwiegen können -wenngleich der Nationalspieler mit seinen 21 Jahren vorerst geduldig bleiben dürfte.
Top-Talente aus der "Knappenschmiede"
Die Verantwortlichen um Tönnies, Heldt und Trainer Roberto Di Matteo planen verstärkt mit dem eigenen Nachwuchs aus der "Knappenschmiede".
Draxler, Max Meyer oder Sead Kolasinac sind beste Beispiele dafür. Auch Leon Goretzka gehört zu den königsblauen Hoffnungsträgern.
"Was nicht passieren wird, dass wir die jungen Talente abgeben. Da wächst was heran", sagte der Schalker Boss.
Schon jetzt stehen Top-Talente wie Leroy Sane (19), Kaan Ayhan (20), Marvin Friedrich (19) oder Marcel Sobottka (20) auf dem Sprung. Sie haben ihre Klasse angedeutet.
Tönnies hat langfristiges Konzept
Interesse haben die Schalke zudem am Mainzer U-21-Nationalspieler Johannes Geis fürs defensive Mittelfeld sowie an Stuttgarts Angreifer Martin Harnik.
"Vom langfristigen Konzept, einem Mix aus jungen und alten Spielern, gehen wir nicht weg", erklärt Tönnies.
Der 58-Jährige ist überzeugt: "Wir werden diesen Kader in der nächsten Saison sicherlich stärker sehen."
Damit diese Prognose zutrifft, muss neues Personal der leblosen Mannschaft neuen Esprit einhauchen. Sonst sind weitere Rückschritte unvermeidlich.