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Ex-Präsident Erwin Staudt über den Absturz des VfB Stuttgart

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Ex-Präsident Erwin Staudt über den Absturz des VfB Stuttgart

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"Der Abstieg wäre der Super-GAU"

Vor dem wichtigen Heimspiel gegen Mainz 05 spricht Stuttgarts früherer Präsident Erwin Staudt bei SPORT1 über den Absturz des VfB und den drohenden Abstieg.
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© Imago
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Erwin Staudt ist nicht mehr mittendrin, aber mit dem Herzen immer noch voll dabei.  

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Der 68-Jährige war von 2003 bis 2011 Präsident des VfB Stuttgart. Zum Ende seiner ersten Amtszeit wurden die Schwaben 2007 Deutscher Meister.

Staudt ist immer noch Ehrenpräsident des VfB und leidet mit seinem Verein.

Vor dem Heimspiel am Samstag gegen Mainz 05 (ab 15 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) spricht Erwin Staudt im SPORT1-Interview über den Absturz des VfB und den drohenden Abstieg.

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SPORT1: Herr Staudt, haben Sie wegen der aktuellen Situation des VfB schlaflose Nächte?

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Erwin Staudt: Das noch nicht, ich mache mir nämlich am Tag meine Gedanken. Aber es ist natürlich schon bitter, was mit meinem VfB gerade passiert. Ein Abstieg wäre für mich das größte anzunehmende Unglück im Sport. Ich will gar nicht daran denken. Das wäre der Super-GAU. Aber nicht das Ende des Fußballs in Stuttgart.

SPORT1: Was sind die Gründe für den Absturz?

Staudt: Offensichtlich gelingt es nicht, den Spielern die Ernsthaftigkeit der Stunde deutlich zu machen. Und die heißt, dass man Angst haben muss, dass es in die Zweite Liga geht. Mainz ist mit Sicherheit kein leichter Gegner, aber wenn wir am Samstag nicht über uns hinauswachsen und endlich gewinnen, dann sieht es düster aus.

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SPORT1: Seit Ihrem Ausscheiden 2011 ging es mit dem VfB immer mehr bergab. Wie haben Sie die Entwicklung wahrgenommen?

Staudt: Die zwei Jahre mit meinem direkten Nachfolger (Gerd E. Mäuser, d. Red.) verliefen nicht optimal, aber ich möchte das gar nicht alleine am Präsidenten festmachen. Auch jetzt nicht an Bernd Wahler. Fußball ist Teamwork. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits des Rasens. Da müssen viele kleine Rädchen ineinander greifen, damit das funktioniert und das ist offenbar schon länger nicht mehr der Fall. Sonst hätten wir jetzt nicht diese Situation.

SPORT1: Präsident Bernd Wahler taucht in der aktuellen Krise unter. Wie finden Sie das?

Staudt: Er war in den letzten Wochen und Monaten auch öffentlich sehr präsent. Aber es ist in erster Linie die Aufgabe von Robin Dutt (VfB-Sportchef, d. Red.), sich diesem Thema öffentlich zu widmen, und er macht das auch.

SPORT1: Herr Dutt wird sehr kritisch gesehen, für viele ist er der Hauptschuldige.

Staudt: Von Schuld kann man nur sprechen, wenn jemand diese Situation wissentlich und willentlich herbeigeführt hat. Robin Dutt hat aber genau das Gegenteil als Ziel. Ich sehe ihn nicht bei der täglichen Arbeit, aber ich schätze ihn sehr. Leider fehlt ihm bisher das Quäntchen Glück. Ob die Kritik an ihm berechtigt ist, weiß ich nicht. Aber ich verstehe sie zumindest. Leider müssen die Leute die Kritik ja an einer Person festmachen.

SPORT1: Dutt hat nach der Entlassung von Alexander Zorniger Jürgen Kramny zum Cheftrainer gemacht. War das die richtige Entscheidung?

Staudt: Ja. Kramny ist nicht der Schuldige an diesem Dilemma, in dem wir stecken. Er versucht mit der Truppe gerade das Beste rauszuholen - unter Einsatz all seiner Kräfte. Kramny gibt alles für den VfB.

SPORT1: Unter ihm lief es anfangs gut, doch das verpuffte in den zurückliegenden Wochen komplett. Hat der Trainer die Situation verkannt?

Staudt: Ich denke nicht. Es sah eher so aus, dass sich einige Spieler schon wieder zu sicher waren. Nach ein paar Siegen wurde schon wieder gedacht, dass man das alles schon hinkriegt. Doch das war der falsche Gedanke. So geht Fußball in Deutschland nicht. Ich kann mich nur wundern.

SPORT1:Vor dem Spiel in Bremen gab es einen Drei-Tages-Trip nach Mallorca. Wie sehr haben Sie sich darüber gewundert?

Staudt: Ich fand das nicht so schlecht, verstehe das durchaus. In solchen Drucksituationen möchte man auch mal schnell einen Tapetenwechsel, um neue Impulse zu setzen. Ich habe mir auch überlegt, wie ich reagiert hätte, wenn ich noch Präsident wäre. Ich hätte dem Trainingslager auf Mallorca auch zugestimmt. In dem Moment, wo du nein sagst und verlierst dann das nächste Spiel, dann heißt es sofort, dass nicht alles versucht wurde.

SPORT1: Müsste bei einem Abstieg alles auf null gesetzt werden, müssten dann Kramny und Dutt gehen?

Staudt: Bei einem Neustart müsste man sicher einiges überdenken. Aber noch sind wir nicht abgestiegen. Fußball ist verrückt. Du kannst so eine Krise erleben wie zuletzt, doch am Samstag kann es dann wieder anders laufen. Und darauf hoffe ich.