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FC Bayern München: Die neue Freiheit unter Trainer Carlo Ancelotti

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FC Bayern München: Die neue Freiheit unter Trainer Carlo Ancelotti

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Bayern genießt die neue Freiheit

Carlo Ancelotti gibt den Spielern des FC Bayern mehr Spielraum als Pep Guardiola. Franck Ribery blüht auf, Philipp Lahm erklärt bei SPORT1 die neue Taktik.
Bayern Münchens neuer Trainer Carlo Ancelotti erntet viel Lob für seine Menschenführung. Das "Pep-Bashing" der vergangenen Wochen geht den Experten im Volkswagen Doppelpass aber zu weit.
Thorsten Mesch
Thorsten Mesch
Christian Ortlepp
Christian Ortlepp
von Thorsten Mesch, Christian Ortlepp

Philipp Lahm ist nicht gerade als Genussmensch oder Freigeist bekannt. Er ist kein Partygänger, der das Nachtleben aufmischt. Lahm ist die Disziplin in Person, ein Profi durch und durch.

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Gegen eine Flasche Champagner hätte aber auch der Kapitän des FC Bayern nichts einzuwenden. Die hatte ihm nämlich sein neuer Trainer Carlo Ancelotti nach dem 6:0-Sieg gegen Werder Bremen für sein Tor zum 4:0 versprochen. "Ich erwarte die Flasche in den nächsten Tagen in meinem Spind", sagte Lahm grinsend.

Der 32-Jährige gilt als akribischer und loyaler Arbeiter, der die Vorgaben seines Trainers perfekt umsetzt. Nicht zuletzt deshalb war er so etwas wie der Lieblingsspieler von Pep Guardiola.

So verwundert es auch nicht, dass er mit den Sticheleien des ehemaligen Bayern-Profis und TV-Experten Mehmet Scholl gegen Guardiola ("Die Bayern haben Spaß, Ancelotti hat sie freigelassen. Sie haben die Pep-Ketten abgestreift") nicht gelten lässt.

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Lahm erklärt die neue Taktik

Lahm bezweifelt neue Freiheit
02:47
Lahm bezweifelt neue Freiheit

"Ob die Spieler freier sind, wage ich zu bezweifeln", sagte Lahm am Samstag während eines Golfturniers zu SPORT1. Schließlich gebe auch Ancelotti seiner Mannschaft ein taktisches Konzept mit und lasse nicht einfach nur Spaßfußball spielen.

"Ich glaube, es ist wichtig, dass man ein gutes Positionsspiel hat und so müssen die Positionen immer besetzt sein", erklärte Lahm: "Wir ziehen uns phasenweise defensiv zurück, dass wir nicht durchgehend vorne pressen. Dadurch haben wir Räume für Konter."

Auch wenn die Bayern gegen Bremen diese Konter nicht konsequent nutzten, wie Lahm schon direkt nach dem Spiel analysiert hatte: "Wenn wir die besser ausgespielt hätten, dann hätten wir noch mehr Tore erzielen können."

Dass Robert Lewandowski zwei dicke Torchancen vergab, interessierte nach dem Dreierpack des Polen niemanden mehr. Dass die weiteren Torschützen neben Lewandowski und Lahm der 34 Jahre alte Xabi Alonso und besonders der nur ein Jahr jüngere Franck Ribery waren, fiel jedoch auf.

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Ribery blüht auf - Lob für Müller

Ancelotti kann sich auf seine erfahrenen Spieler verlassen, die Routiniers blühen unter ihm noch einmal auf. Zwar kann auch Ribery nicht einfach nur machen, was er will. Doch der deutlich lustvoller aufspielende Franzose hatte mehr Freiheiten als unter Guardiola und war an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt.

Auch Thomas Müller hat seine glücklose Europameisterschaft und die nicht spannungsfreie Rückrunde der vergangenen Saison unter Guardiola ebenfalls hinter sich gelassen. Gegen Werder bereitete er drei Tore vor. Bereits beim 5:0 im DFB-Pokal in Jena gab er einen Assist, beim 2:0 im Supercup gegen Dortmund traf er selbst.

"Meiner Meinung nach ist Thomas Müller kein Flügelspieler, aber er besitzt die Intelligenz dafür. Er macht auch gute Laufwege ohne den Ball. Er wird nicht auf dem Flügel spielen, sondern auf der Position, die am besten zu ihm passt", hatte Ancelotti vor dem Bremen-Spiel erklärt.

Spiel ist vertikaler und direkter

Werder war gegen das flexible 4-3-3-System vollkommen überfordert, das lag aber nicht nur am Offensiv-Trio.

"Die Außenverteidiger spielen wirklich außen, stehen sehr hoch. Die Mittelfeldspieler kommen zurück", erklärte Lahm. Das Spiel ist vertikaler, der Weg zum Tor ist direkter als unter Guardiola.

Das heißt jedoch nicht, dass alles perfekt läuft. "Wir kennen Carlos Ideen sehr gut, aber wir müssen noch viel üben", sagte Alonso.

Strunz: "Führungsstil tut der Mannschaft gut"

Klar ist auch, dass die desolaten Bremer kein Maßstab sein können.

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"Man hatte phasenweise das Gefühl, dass die Bayern nicht nur auf Ballbesitz spielen. Sie haben auch mal einen Risikopass gespielt und nicht ständig den Ball gehalten", sagte SPORT1-Experte Thomas Strunz im Volkswagen Doppelpass.

Das Spiel unter Ancelotti sei zwar nicht revolutionär gewesen, aber "es tut der Mannschaft einfach nur gut, einen anderen Führungsstil zu haben und nicht ständig von Pep Guardiola befeuert zu werden", findet Strunz.

Dem verkopften Katalanen war von seinen Kritikern vorgeworfen worden, er presse seine Spieler zu sehr in das von ihm vorgegebene Schema. Guardiolas Fesseln könnten aber "nicht so schlecht gewesen sein, so wie wir die letzten Jahre vorneweg marschiert sind", warf Lahm ein.

Ancelotti gibt seiner Mannschaft mehr Spielraum als sein Vorgänger, der ein völlig anderer Charakter ist als er selbst.

"Pep war sehr emotional, Carlo würde ich als gemütlicher, ruhiger bezeichnen", fasste Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge am Freitag noch einmal zusammen.

Ancelotti hat keine Revolution angekündigt. Er kann auf dem aufbauen, was Guardiola in den vergangenen drei Jahren in München geschaffen hat. Auch wenn er sein großes Ziel, mit Bayern die Champions League zu gewinnen, nicht erreicht hat. Ob Ancelottis Weg der bessere und am Ende noch erfolgreichere ist, lässt sich nach drei gewonnen Pflichtspielen noch nicht sagen.

Vielleicht trinkt Philipp Lahm seinen Champagner ja in den nächsten Tagen zusammen mit dem gemütlichen Mister aus Italien. In der Länderspielpause könnte er sogar die Muße dafür haben.