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Julian Nagelsmann: Gründe für den Erfolg bei der TSG Hoffenheim

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Julian Nagelsmann: Gründe für den Erfolg bei der TSG Hoffenheim

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Das macht Nagelsmann so stark

Der jüngste Trainer der Bundesliga-Geschichte ist der Garant für Hoffenheims überraschenden Höhenflug. SPORT1 nennt die Gründe für den Erfolg von Julian Nagelsmann.
Julian Nagelsmann jubelt für TSG Hoffenheim
Julian Nagelsmann jubelt für TSG Hoffenheim
© Imago
von Martin Volkmar

Es war ein Duell der Generationen am Samstag in der Münchner Arena. Hier der 57 Jahre alte Erfolgscoach Carlo Ancelotti, unter anderem dreimaliger Champions-League-Sieger und zweimaliger Weltpokalsieger.

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Dort der knapp halb so alte Julian Nagelsmann, jüngster Bundesligatrainer aller Zeiten und mit gerade mal 24 Partien als Cheftrainer im Oberhaus.

Doch relativ bald wusste man als Beobachter nicht mehr, wer hier Lehrling und wer der Meister war. Am Ende ging der Hoffenheimer Youngster trotz des 1:1 beim FC Bayern als Punktsieger vom Platz. Es war das zehnte Ligaspiel in Folge ohne Niederlage für den Fast-Absteiger der Vorsaison, der unter Nagelsmann einen rasanten Aufschwung feiert.

Besser als 2008 unter Rangnick

Als Tabellendritter sind die Kraichgauer sogar besser in die Saison gestartet als bei der furiosen Herbstmeister-Hinrunde nach dem Bundesliga-Aufstieg 2008. Doch forsche Sprüche wie vom damaligen Trainer Ralf Rangnick wird man von Nagelsmann vorerst nicht hören, im Gegenteil. "Die Konkurrenz muss jetzt nicht in Angst vor uns erstarren", meinte er.

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Trotz allem: Nagelsmann ist ganz klar der Fixpunkt für den neuen Hoffenheimer Höhenflug. Entsprechend groß ist der Hype inzwischen, selbst aus Japan gibt es zahlreiche Interviewanfragen für den 29-Jährigen.

SPORT1 nennt die Gründe für Nagelsmanns Erfolg

- Der Frühreife

Ohne lange Anlaufzeit gelang es Nagelsmann, der bis dahin nur Juniorenteams als Chef betreut hatte, im Frühjahr dem verunsicherten Team im Abstiegskampf wieder neues Leben einzuhauchen.

Dennoch zeigt sich TSG-Sportchef Alexander Rosen wenig überrascht über die Reife, die der Trainer ausstrahlt. "Julian ist ein sehr junger Mann, aber kein junger Trainer mehr", sagt er. "Wenn man seine Vita anschaut, dann sieht man, dass er schon zehn Jahre Trainer ist. Fachlichkeit ist das Eine, Persönlichkeit und Ausstrahlung das Andere."

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In der Öffentlichkeit ist Nagelsmann, der sich privat selten gehen lässt, sehr auf sein kontrolliertes Auftreten bedacht. "Julian steht als jüngster Trainer der Bundesliga so sehr im Fokus und macht das alles ganz cool und souverän. Das ist alles andere als einfach. Davor ziehe ich den Hut", sagt Nationalspieler Niklas Süle.

- Der Musterschüler

Als Zweitbester - hinter Hoffenheims U19-Trainer Domenico Tedesco - und mit der Note 1,3 schloss Nagelsmann im Frühjahr den DFB-Lehrgang zum Fußball-Lehrer ab. Zuvor hatte er die A-Lizenz mit der Note 1,0 erhalten.

Zwei Beispiele für seinen enormen Ehrgeiz, der seinen Weg nach der frühen Sportinvalidität 2007 bereitet hat. Mit 26 Jahren war er 2014 mit Hoffenheim der jüngste Trainer, der deutscher A-Junioren-Meister wurde. Er selbst sagt von sich, er sei "ein schlechter Verlierer".

Hannover 96 v 1899 Hoffenheim - A Juniors Bundesliga Final
Hannover 96 v 1899 Hoffenheim - A Juniors Bundesliga Final

Gleichzeitig versucht Nagelsmann möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Bezeichnend dafür sind seine sehr defensiven Reaktionen auf die Attacken von Kollegen gegenüber dem "Emporkömmling".

Sowohl beim Kaugummiwurf von Kölns Sportchef Jörg Schmadtke in der letzten Saison als auch bei Roger Schmidts verbalem Nachtreten ("Du Spinner, Du denkst wohl, Du hast Fußball erfunden") gab sich Nagelsmann überraschend abgeklärt und erwarb sich so Respekt in der Branche.

Und auch sonst übt sich Nagelsmann als Leisetreter, auf Kampfansagen an die Konkurrenz wird man wohl noch lange warten dürfen. "Die Leistung in München hat gezeigt, dass wir es ordentlich machen, aber auch, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben", meinte er nach dem 1:1 beim FC Bayern. Dabei gelang es seit 2013 gerade mal sechs anderen Bundesligisten, in München zu punkten.

- Der Motivator

Nagelsmanns große Stärke ist seine Rhetorik. Mit seiner fordernden und motivierenden Art hält er Stimmung und Anspannung im Kader hoch, zudem rechnen ihm auch die Ersatzleute die direkte Art an.

"Julian ist ein grundehrlicher Typ. Und wenn du als Spieler einen ehrlichen Trainer hast, dann weißt du, woran du bist. Julian spricht alles ganz offen an und macht das nicht hinten herum, er ist zu jedem Spieler korrekt - egal ob Stammspieler oder Ergänzungsspieler", lobte Niklas Süle im Interview mit SPORT1: "Der Trainer holt alle mit ins Boot und jeder Spieler weiß, dass er gebraucht wird. Wir sind einfach eine super Truppe und Julian ist ein Glücksfall für den Klub."

Dabei erinnert der Verteidiger vor allem an den Turnaround im Abstiegskampf: "Er hat uns vom ersten Tag an Mut zugesprochen. Als er kam, stand der Verein unten drin und er sagte sofort selbstbewusst: 'Jungs, viel schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich will, dass ihr guten Fußball spielt.' Gleich das ganze Vertrauen zu bekommen, wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, ist grandios. Sein Plan funktionierte vom ersten Tag."

- Der Bessermacher

Die Fakten sprechen für sich: Unter dem aktuellen Trainer hat sich der gesamte Kader teilweise deutlich weiterentwickelt, alle Neuzugänge sind echte Verstärkungen. "Er macht die Spieler einfach besser", sagt der aus Köln gekommene Kevin Vogt. "Die Gier nach mehr ist bei der aktuellen Truppe sehr auffällig", meint auch Manager Rosen: "Seit ich hier bin, war die Entwicklung noch nie so weit fortgeschritten." 

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Das größte Lob für die Qualität des Teams kam allerdings von Weltmeister Mats Hummels. "Ich mache ja so Managerspiele", erzählte der Bayern-Verteidiger vor dem Duell letzten Samstag: "Da habe ich dieses Jahr voll auf Hoffenheimer Spieler gesetzt."

- Der Taktik-Tüftler

Sein vereinsinterner Spitzname "Baby-Mourinho" hängt nicht nur mit Nagelsmanns Alter zusammen. Alle seine Ankündigungen vor der Saison wurden bislang umgesetzt und sind entscheidend für den Erfolg: mehr Fitness, mehr taktische Flexibilität, mehr Stabilität, mehr Ballbesitz.

"Wir haben für jede Spielsituation einen anderen Plan, sind absolut variabel in unserem System. Wir können Dreier-, Vierer- oder Fünferkette spielen und da auch im Spiel problemlos wechseln. Wir sind in dieser Saison schwer ausrechenbar. Das ist eine unserer großen Stärken", sagt Süle.

Unter dem Strich stehen fünf Siege und fünf Remis. "Ein Zwei-Punkte-Schnitt ist gut, die Entwicklung ist okay", meint Nagelsmann lapidar. Doch in den vergangenen fünf Jahren genügte immer ein Punkteschnitt zwischen 1,8 und 1,9, um sich direkt für die Champions League zu qualifizieren.

Man darf gespannt sein, wo Nagelsmanns Reise noch hinführt.