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FC Bayern München: Der bemerkenswerte Systemwechsel von Carlo Ancelotti

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FC Bayern München: Der bemerkenswerte Systemwechsel von Carlo Ancelotti

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Ancelottis Umbau: Zum Glück gezwungen?

Beim Sieg in Mainz rückt Bayern-Trainer Carlo Ancelotti erstmals von seinem gewohnten taktischen Konzept ab. Wie viel Einfluss nahmen Spieler und Bosse?
Carlo Ancelotti (l.) änderte das System der Bayern - Arjen Robben und Co. gefällt's
Carlo Ancelotti (l.) änderte das System der Bayern - Arjen Robben und Co. gefällt's
© Getty Images
Sebastian Mittag
Sebastian Mittag
von Sebastian Mittag

Eigentlich hatte Carlo Ancelotti bei seinem Amtsantritt als Trainer von Bayern München angekündigt, er plane als Nachfolger von Pep Guardiola "keine Revolution".

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Doch im Verlauf der Saison zeichnete sich ab, dass der Italiener im System der Münchner sehr wohl einen signifikanten Kurswechsel vornahm.

Ancelotti setzte vom 1. Spieltag an konsequent auf ein 4-3-3. Oder wahlweise ein 4-3-2-1, sieht man die Flügelstürmer etwas hängend.

Buch über den "Weihnachtsbaum"

Ancelotti liebt dieses System. So sehr, dass er sogar ein Buch darüber schrieb: Sein Werk "Mein Weihnachtsbaum" erschien in Ancelottis Zeit als Coach von Real Madrid.

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Auf dem Cover neben Ancelottis Konterfei ist eine Taktiktafel mit genau dem System zu sehen, das er auch den Bayern verordnete. Eben in der Form eines Tannenbaums.

Nach den ersten Bayern-Siegen offenbarte dieses System aber seine Schwächen. Die Statik ging streckenweise verloren, der Rekordmeister ließ Punkte liegen. Immer wieder taten sich im zentralen Mittelfeld Lücken auf - besonders um Routinier Xabi Alonso, der in Ancelottis System Schlüsselspieler ist.

Systemwechsel in Mainz

Für das Spiel in Mainz am Freitag baute Ancelotti dann überraschend um: Auf ein 4-2-3-1. Vorne also mit einer Offensivkraft mehr, so wie Guardiola meist spielen ließ.

Philipp Lahm wurde auf die Sechs gezogen, daneben Thiago. Wichtigster Effekt des taktischen Umbaus: Thomas Müller musste nicht auf dem Flügel ran, sondern konnte auf seiner Lieblingsposition in der Mitte der offensiven Dreierreihe hinter Mittelstürmer Robert Lewandowski spielen.

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Ancelotti begeistert von "neuem" Müller
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Ancelotti begeistert von "neuem" Müller

War der Weltmeister bisher meist ein torloser Schatten seiner selbst, blühte Müller in Mainz auf. Zwar traf der 27-Jährige auch diesmal nicht, doch Müller wirbelte wie in alten Zeiten.

Wie auch die Außenspieler Franck Ribery und Arjen Robben, die beim 3:1-Sieg erstmals seit März wieder gemeinsam auf dem Platz standen.

Bayern-Stars fühlen sich wohl

Der gesamten Mannschaft war anzumerken: Im gewohnten Guardiola-System fühlten sich die Stars wohl. Nach dem Spiel machten sie daraus auch gar kein Geheimnis.

"Wir hatten viel Bewegung, viel Überraschung", analysierte Robben: "Das hat in den letzten Wochen ein bisschen gefehlt. Da haben wir mit drei richtigen Mittelfeldspielern gespielt. Da hat manchmal ein bisschen die Zusammenarbeit zwischen den Mannschaftsteilen gefehlt."

Doppel-Torschütze Robert Lewandowski stellte klar: "Durch das neue System haben wir mehr Möglichkeiten, offensiv zu spielen. Es ging viel durch die Mitte. Das System hat sehr gut geklappt. Für mich ist es wichtig, dass ich Thomas hinter mir habe."

Ancelotti zeigt sich flexibel

Vieles spricht dafür, dass Ancelottis Umbau keine Eintagsfliege sein wird - etwa weil Alonso und Arturo Vidal angeschlagen fehlten.

Bei der Pressekonferenz vor der Partie hatte Ancelotti angemerkt, erstmals unter seiner Ägide habe man mal eine ganze Woche Zeit gehabt, sich auf ein Spiel vorzubereiten. "Das haben wir gebraucht", sagte der 57-Jährige. Er habe das genutzt, um "taktische Abläufe" zu trainieren.

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Ancelotti wurde schon vorgeworfen, er halte zu stur an seinem taktischen Konzept fest.

Man hätte also meinen können, Ancelotti würde die Woche ohne Champions League, Pokal oder Länderspiele nutzen, um seinen Spielern noch mal detailliert sein Lieblingssystem einzutrichtern.

Stattdessen fällte Ancelotti vor dem Mainz-Spiel den "Weihnachtsbaum" und zeigte sich flexibel.

"Ticken ein bisschen anders"

In Madrid hatte er auch nach ersten Misserfolgen immer an seinem System festgehalten.

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Aber Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat seinem Coach bei der Jahreshauptversammlung letzte Woche ja schon erklärt, wie das beim FC Bayern so ist.

"Wir ticken ein bisschen anders als die Vereine, bei denen du vorher gearbeitet hast", rief er Ancelotti vom Rednerpult zu: "Lieber Carlo, wir gewinnen hier gemeinsam, wir verlieren hier gemeinsam."

Vielleicht hat man ja in letzter Zeit auch öfter gemeinsam über die Aufstellung gesprochen. Das bestätigte zumindest Kapitän Lahm nach dem Sieg in Mainz: "Wir tauschen uns immer mit dem Trainer aus", sagte der mögliche künftige Sportdirektor: "Am Ende ist es aber seine Sache."