Heribert Bruchhagen will sich nicht mehr mit den Gründen für die sportliche Talfahrt beim Hamburger SV beschäftigen - zumindest öffentlich.
Bruchhagen: Keine Kritik am Vorgänger
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Er werde sich nicht über die jüngere Vergangenheit bei seinem neuen Arbeitgeber äußern, sagte der 68-Jährige in seinem ersten Interview nach der Berufung zum neuen HSV-Vorstandsvorsitzenden.
"Das ist doch normal. Wenn man neu zu einem Verein kommt, dann hat man nicht das Recht, über die Vergangenheit zu sprechen. Das möchte ich auch nicht. Ich kenne Dietmar Beiersdorfer seit vielen Jahrzehnten aus dem Fußballgeschäft und schätze ihn", erklärte Bruchhagen bei Sky.
"Schauen ausschließlich nach vorne"
"Wir schauen jetzt ausschließlich nach vorne. Eine Rückwärtsbetrachtung möchte ich nicht vornehmen, die steht mir auch nicht zu."
Der HSV hatte am Sonntagabend offiziell die Trennung von Dietmar Beiersdorfer verkündet und gleichzeitig seinen Nachfolger bekanntgegeben.
"Ich gehe mit großer Anspannung und mit großer Freude an die Aufgabe. Der HSV ist ein großer Traditionsverein, aber da steckt auch viel Erwartungshaltung drin, das ist natürlich nicht immer einfach", sagte Bruchhagen.
Einziges Ziel Klassenerhalt
"Ich weiß um die sportliche Situation des HSV und kann diese einschätzen. Wir werden alles dafür tun, um gemeinsam das Ziel des Klassenerhalts zu erreichen", erklärte der langjährige Vorstandsboss von Eintracht Frankfurt, der von 1992 bis 1995 bereits als Manager für die Hamburger gearbeitet und Verein wie Stadt nie aus den Augen verloren hatte: "Ich bin seit 24 Jahren Mitglied und meine Kinder leben in Hamburg."
Sein Vertrag beim Bundesliga-Dino gilt dem Vernehmen nach vorerst bis 2019, laut Sportbild erhält er ebenso wie Beiersdorfer 1,8 Millionen Euro Jahresgehalt.
Erster und drängendster Arbeitsauftrag ist seitens des mächtigen Klub-Aufsichtsrates allerdings klar definiert.
"Eine seiner ersten Aufgaben wird es sein, einen Sportdirektor an Bord zu holen, der in enger Zusammenarbeit mit Markus Gisdol die Mannschaft weiter voranbringt", sagte Karl Gernandt, Chef des Kontrollgremiums.
Sportdirektoren-Kandidaten: Heldt, Sammer, Todt
Als Top-Anwärter gilt mit dem Ex-Schalker Horst Heldt übrigens ausgerechnet jener Kandidat, von dem sich Beiersdorfer noch wenigen Wochen einen Korb geholt hatte. Zudem werden die wie Heldt auch beim VfL Wolfsburg gehandelten Matthias Sammer und Jens Todt genannt.
Beiersdorfers Parkplatz am Volksparkstadion blieb am Montag unterdessen zunächst leer.
Der 53-Jährige, dessen Vertrag an der Elbe noch bis Juni 2018 läuft, soll dem Vernehmen nach aber noch bis zur Winterpause für eine möglichst reibungslose Amtsübergabe an Bruchhagen sorgen und bis dahin noch einige Transfers wie den Verkauf von Innenverteidiger Cléber abwickeln - ein Kuriosum.
Beiersdorfer-Rauswurf trotz sportlichen Aufschwungs
Beiersdorfers Rauswurf verlief alles andere als reibungslos. Ausgerechnet in einer Phase, in der die Hamburger nach ihrem miserablen Saisonstart sportlich in die Spur zurückfanden und zuletzt vier Spiele hintereinander ungeschlagen blieben, wurde ihm am vergangenen Dienstag im persönlichen Gespräch die Kündigung mitgeteilt.
Am Donnerstag bekam er das ganze dann schriftlich - und doch wartete der Klub mit einer Bekanntgabe bis zum späten Sonntagabend, als Beiersdorfer sogar auf der Weihnachtsfeier des Klubs weilte.
"Ich muss die Entscheidung des Aufsichtsrates akzeptieren. Ich bin darüber natürlich sehr enttäuscht", sagte Beiersdorfer, der in der Hansestadt innerhalb von nur zweieinhalb Jahren von "Didi allmächtig" zum Gesicht der Dauerkrise wurde.