Am Ende kam es so, wie es vermeintlich immer kommt. Der sogenannte Bayern-Dusel hatte nach 95 Minuten und 59 Sekunden eines Bundesligaspiels im Berliner Olympiastadion wieder zugeschlagen. Statt Sieg und Ruhm für Hertha BSC gab es am Ende eine gefühlte Niederlage und sehr viel Frust in der Hauptstadt.

Und weil das 1:1 nicht nur durch das Phänomen Bayern-Dusel erklärt sein will, rückte auch das Schiedsrichtergespann in den Fokus. Schnell war bei den frustrierten Gastgebern von einer Bevorteilung des Rekordmeisters, konkret vom "Bayern-Bonus" die Rede. Da lohnt sich doch bei allen Emotionen ein nüchterner Blick auf die Fakten.

Zum sechsten Mal in der laufenden Saison trafen die Münchener in der 90. Minute oder später. Dabei holte der Tabellenführer schon neun Punkte nach der 80. Minute. Das ist durch Zufall nicht mehr zu erklären.

Wer sachlich argumentiert, der muss den Bayern nach einer Champions-League-Gala gegen den FC Arsenal eine absolute Willensleistung in Berlin attestieren. Es ist eben ein Zeichen der Stärke, einen Gegner durch Qualität von der Ersatzbank und gezieltem Dauerdruck zu Fehlern zu zwingen.

Ich kann die Emotionen von Herthas Trainer Pal Dardai nach dieser aufopferungsvollen Leistung absolut verstehen. Mit etwas Abstand ist die Nachspielzeit von fünf Minuten aber eine logische Folge des krampfhaften Berliner Zeitspiels.

Ebenso lag es im Ermessensspielraum des Schiedsrichters, nach zwei Einwechslungen die Nachspielzeit um eine weitere Minute zu verlängern. Den Freistoß nach 5:12 Minuten der Nachspielzeit noch ausführen zu lassen, war für mich ohnehin völlig legitim.

Der angebliche Bayern-Dusel ist also ein Märchen, ebenso wie der sogenannte Bayern-Bonus. Wir werden in Zukunft sicher noch viele Spiele ohne einen bayerischen Last-Minute-Treffer erleben. Für die Hertha ist das freilich nur ein schwacher Trost - Statistik hin oder her.