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Hannover 96: Fury in the Slaughterhouse über ihren Herzensklub

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Hannover 96: Fury in the Slaughterhouse über ihren Herzensklub

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"Breitenreiter hat aus Schalke gelernt"

Vor dem Spiel bei RB Leipzig sprechen die Sänger der Hannoveraner Kult-Band Fury in the Slaughterhouse über den Erfolg bei 96. Und träumen von Europa.
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© SPORT1-Grafik: Getty Images/Imago
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Kai und Thorsten Wingenfelder schauen momentan gerne auf die Bundesligatabelle. Ihr Herzensverein Hannover 96 belegt als Aufsteiger nach elf Spieltagen Platz fünf. 

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Am Samstag gab es mit der 1:2-Niederlage bei RB Leipzig einen kleinen Dämpfer für die gute Laune.

Die beiden Mitbegründer von Fury in the Slaughterhouse, eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands, sind seit Kindesbeinen Fans der Niedersachsen und dennoch hellauf begeistert.

Vor dem Spiel bei RB Leipzig sprachen die Wingenfelder-Brüder im SPORT1-Interview über ihren Klub und den Aufschwung an der Leine. 

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SPORT1: Ihren Hit "Won‘t Forget These Days" singen alle 96-Fans gerade sicher besonders gern. Müssen Sie sich kneifen?

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Thorsten Wingenfelder: Nein. Wir mussten uns damals kneifen, als wir in der Europa League spielten und Backstage auf dem Handy Spiele wie das gegen Sevilla sehen konnten. Jetzt freuen wir uns einfach über die aktuelle Situation und hoffen, dass das eine solide Nummer bleibt.

Kai Wingenfelder: Das Ziel für die Hinrunde, das Martin Kind (96-Präsident, d. Red.) ausgerufen hat, ist greifbar nah. Wir stehen sehr gut da und die Chancen nicht wieder abzusteigen, sind auch absolut da. Ich bin mit unserem Kader sehr zufrieden. Mit diesen Jungs haben wir eine Chance, unter die ersten Zehn zu kommen und das ist einfach schön.

SPORT1: Woher kommt die neue Spielfreude?

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Thorsten Wingenfelder: Durch die Qualität. Wenn du vier Spieler hast, die qualitativ sehr gut spielen und die anderen gutes Mittelmaß sind, dann ziehen die Topleute im Team alle mit. Dann entsteht eine starke Chemie. Es ist der Erfolg, der Mannschaftsgeist und natürlich auch eine Philosophie vom Trainer. Es ist ganz klar auch eine mentale Geschichte, weil 96 nicht den Druck hat wie Dortmund oder Leipzig. Als Underdog hast du es immer leichter.

SPORT1: Wie sind Sie eigentlich 96-Fans geworden?

Kai Wingenfelder: Wie es unser Freund Wolfgang Niedecken (BAP-Chef, d. Red.) schon sagte: Du kannst dir zwei Dinge nicht aussuchen: Die Eltern und den Verein. Wir kommen aus Isernhagen und das liegt direkt vor Hannover, da bietet es sich an, 96-Fan zu werden. Den Klub aus München wollen wir nicht, in Hamburg wäre es St. Pauli geworden, die finde ich auch cool, aber wir lieben 96. Wir haben sehr gerne in Hannover gewohnt und fühlen uns dort immer noch heimisch.

SPORT1: Fury hat bei der Aufstiegsfeier von 96 kräftig mitgemischt. Wie war das?

Kai Wingenfelder: Es war wunderbar. Wir wussten, dass wir da spielen, wussten nur nicht, wann. Es hätte auch die Relegation werden können. Zur Europa League haben wir einst auch im Stadion gespielt, obwohl sich die Band schon aufgelöst hatte. Aber wir haben damals gesagt: Für einen guten Zweck kommen wir immer wieder zusammen. Wir konnten einen Haken dahinter machen und sagen: 'das haben wir auch gemacht'. (lacht) Die wichtigen Dinge im Leben also: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und für deinen Klub spielen.

SPORT1: Was ist das Erfolgsgeheimnis von 96?

Kai Wingenfelder: Da steht ein Team auf dem Platz. Das hatten wir vor einigen Jahren schon mal mit Otto Addo, Fabian Ernst, Gerald Asamoah und Sebastian Kehl. 96 ist wie wir: Wir sind auch keine musikalischen Götter, aber wenn wir auf die Bühne gehen, gibt es eine gewisse Energie und wir können etwas Großes erreichen.

SPORT1: Horst Heldt hat alles richtig gemacht mit seiner Einkaufspolitik?

Thorsten Wingenfelder: Absolut. Er ist und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Hier hat er ein vielversprechendes Umfeld, ein neues Leistungszentrum, von Michael Tarnat geleitet und hat durchaus Geld im Hintergrund. Wenn dann alles positiv aufgeht, hast du einen sehr modern aufgestellten Verein, der zu den Top 5 gehören könnte, wenn sich alles positiv entwickelt.

Kai Wingenfelder: Die Einkaufspolitik war großartig. Mit Bebou, der gegen den BVB der Matchwinner war, Schwegler und Jonathas hat Heldt richtig gute Jungs geholt. Das ist gerade ein Team, das bereit ist sich zusammen den Arsch aufzureißen und das ist cool. Wenn es diese hirnlosen Ultras nicht geben würde, wäre es in Hannover noch schöner Fußball zu gucken. Aber auch da versucht Heldt, dass alle im Klub eng zusammenrücken. Was auffällt: Das Team hat plötzlich eine mentale Stärke, wo Spiele gedreht werden können. Wenn Lothar Matthäus schon sagt, dass die Führung verdient ist, dann muss etwas dran sein. (lacht)

SPORT1: Breitenreiter und Heldt hatten auf Schalke Zoff miteinander. Jetzt scheint es bestens zu funktionieren.

Thorsten Wingenfelder: 96 ist ein anderer Verein. Auf Schalke ist es denke ich in vielerlei Hinsicht echt schwierig. Bei S04 waren schon viele geniale Spieler, die dort vor die Hunde gegangen sind. In Hannover war es früher auch schon sehr schwierig, ist aber in den letzten Jahren viel besser geworden, ähnlich wie die vergangenen Jahre beim 1. FC Köln. Der Vorteil ist vielleicht auch, dass Heldt und Breitenreiter mal Beef miteinander hatten und jetzt wissen, wie sie zusammen funktionieren.

Kai Wingenfelder: Und jetzt, wo Schmadtke wieder ohne Job ist, sind sie bestimmt vorsichtiger. (lacht laut)

SPORT1: Hat Breitenreiter aus seiner Schalker Zeit gelernt?

Kai Wingenfelder: Ich denke schon. Das Leben lehrt einen. Misserfolg ist auch immer eine Art Lektion. Außerdem bekommt man mit dem Alter eine gewisse Lässigkeit. Je mehr du auf die Fresse bekommst und Positives wie Negatives erlebst, desto besser gehst du damit um. Deshalb kann Breitenreiter gut mit den verpeilten Hannoveranern umgehen.

SPORT1: Wie geht man als Fan mit der 50+1-Geschichte von Martin Kind um?

Thorsten Wingenfelder: Hier gibt es kein klares Ja oder Nein. Vieles von der 50+1-Regel ist richtig und wichtig, aber es ist eine Frage, wie man sie dezent zeitgemäß reformiert. In manchen deutschen Klubs existiert diese Regel ja im Grunde gar nicht mehr, ist in der Form sowieso nicht mehr gerecht. Ich glaube, dass sich der moderne Unterhaltungs-Fußball dahin entwickelt, dass immer mehr Geld in den Ring muss für den internationalen Erfolg. Vielleicht muss der eine oder andere Purist dann wirklich wieder Kreisliga anschauen, was ich ja auch gerne mache. Am Ende des Tages hast du wahrscheinlich kaum noch eine Chance, ohne das große Geld international mitzuspielen. That's Entertainment.

SPORT1: Wo landet 96 am Saisonende?

Kai Wingenfelder: Einstellig. Wenn wir im unteren Zehner-Bereich einlaufen, dann wäre das für Hannover ein großartiger Erfolg und super für das nächste Jahr. Wir würden uns natürlich wünschen, dass sie auf Platz sieben landen und dann nach Europa kommen, aber wenn sie auf Rang neun rausgehen, sind wir alle happy, dass es ein weiteres Jahr Bundesliga gibt.

Thorsten Wingenfelder: Dann besteht allerdings die Gefahr, dass ein Bebou oder Sane nicht gehalten werden kann oder dass das kleine Huddersfield einen Niklas Füllkrug will. Vielleicht werden wir aber auch Sechster und solche Spieler sagen auch mal: 'Wisst ihr was, Freunde, ich bleibe bei 96, hier kann ich stressfrei spielen'. Warten wir's ab. 96 war, ist und bleibt spannend...