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Bundesliga, VfL Wolfsburg: Bruno Labbadia über Relegation, neuen VfL und Schalke

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Bundesliga, VfL Wolfsburg: Bruno Labbadia über Relegation, neuen VfL und Schalke

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Labbadia: "Das geht an die Psyche"

Bruno Labbadia bewies sich in Wolfsburg als Retter in der Not. Im SPORT1-Interview spricht er über die Strapazen im Abstiegskampf und seine Pläne für die Zukunft der Wölfe.
Der Wolfsburg-Trainer erklärt, warum er sich trotz anderer Angebote für die Wölfe entschieden hat. Zudem schildert Labbadia, wie hart  der Abstiegskampf für einen Trainer  ist.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Bruno Labbadia wirkt beim Termin mit SPORT1 gelöst wie lange nicht mehr.

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Anstrengende Wochen liegen hinter dem 52-Jährigen. Wie schon mit seinen früheren Klubs, dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV, gelang dem Coach in der vergangenen Saison auch mit dem VfL Wolfsburg der Klassenerhalt. Dafür musste die Mannschaft den Umweg über die Relegation mit Spielen gegen Holstein Kiel nehmen. Jetzt ist der Akku neu aufgeladen und Labbadia freut sich auf die neue Saison.

Vor dem Auftakt gegen Schalke 04 (Sa., 15.30 Uhr im LIVETICKER) spricht er im Interview über die Wölfe, seine Person und die Bundesliga.

SPORT1: Herr Labbadia, Sie hatten bisher in Wolfsburg eine bewegte Zeit. Wie blicken Sie zurück?

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Bruno Labbadia: Zufrieden. Ich will mich damit aber nicht groß aufhalten, sondern nur noch nach vorne schauen. Ich habe auch vor der Mannschaft nur noch wenig über die Relegation gesprochen, will viel lieber Dinge rausziehen, die uns weiterhelfen können.

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SPORT1: Nämlich?

Labbadia: Jeder muss für sich selbst entscheiden, was er aus dieser schwierigen Phase mitnimmt. Die einen nehmen Enttäuschung mit, weil sie Relegation gespielt haben, die anderen ziehen daraus Kraft. Man kann nach einer Rettung auch eine große Stärke entwickeln. Ich habe zusätzlich unglaublich große Lust auf die neue Saison. Es ist ein Geschenk, Bundesliga spielen zu dürfen, vor allem nach dem, wie es bei uns gelaufen ist.

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SPORT1: Sind Sie eigentlich gerne ein Retter?

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Labbadia: Es ist eine Facette meines Trainer-Daseins. Und ich bin froh, dass ich das im zweiten Teil meiner Laufbahn als Coach mit dazubekommen habe. Bis zu meiner Zeit beim VfB Stuttgart habe ich als Trainer nur auf der Sonnenseite gestanden, da habe ich mit meinen Klubs immer nur im vorderen Drittel gespielt. Mit dem VfB habe ich dann auch Europa League gespielt. Ich kann das alles gut einschätzen und diese Erfahrungen haben mich nur stärker gemacht. Ich brauche aber nicht immer Abstiegskampf und habe großen Respekt für jeden Kollegen, der das regelmäßig durchleben muss. Das ist eine ganz andere Arbeit, die ohne Ende an die Psyche geht. Das macht nicht wirklich Spaß.

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SPORT1: Wie hat sie der erneute Abstiegskampf als Mensch verändert?

Labbadia: Ich bin stressresistenter geworden, lasse mich nicht mehr so oft verleiten zu gewissen Dingen. Ich habe mich beim HSV und beim VfL anfangs total abgeschottet, weil ich mich nur um die Arbeit mit der Mannschaft kümmern wollte. Auch wenn das nicht immer gut ankommt. Ich habe aus dieser Phase noch mehr Kraft und Lust auf meine eigentliche Arbeit als Trainer mitgenommen.

SPORT1-Reporter Reinhard Franke (r.) traf Bruno Labbadia zum Interview
SPORT1-Reporter Reinhard Franke (r.) traf Bruno Labbadia zum Interview

SPORT1: Sie hatten endlich mal eine komplette Vorbereitung...

Labbadia: Stimmt. Und ich genieße das sehr. In Stuttgart und beim zweiten Mal in Hamburg bin ich während der Saison eingestiegen, ansonsten habe ich in meiner Karriere immer im Sommer begonnen. Bevor ich zum VfL kam, hatte ich einige Angebote, wollte aber eigentlich keinen Klub mehr mitten in der Saison übernehmen. Aber beim VfL war es der richtige Zeitpunkt wieder einzusteigen und es ist ein Klub, in dem ich noch mal etwas bewegen kann. 

SPORT1: Wie soll der VfL in der neuen Saison glanzvoller werden?

Labbadia: Es ist leider nicht so einfach, glanzvolle Spieler zu holen, die Erfolg garantieren, weil die Ablösesummen fast unmenschlich gestiegen sind. Auch ich als erfahrener Trainer muss da den Kopf schütteln. Aber so ist es eben und das müssen wir akzeptieren. Glanz kommt mit sportlichem Erfolg zurück. Wir müssen mehr Spiele gewinnen als verlieren - so einfach ist das. Die Truppe muss in allen Bereichen stabiler werden. Dann kommen der Erfolg und der Glanz von selbst zurück. Es ist für mich unglaublich reizvoll, einem Klub, der zuletzt so am Boden lag, wieder auf die Beine zu helfen. Auch vom Image her hat der Klub sehr gelitten. Und ich will es schaffen, dem VfL wieder eine eigenständige DNA zu geben. Auch im ganzen Klub wollen wir eine neue Leidenschaft schüren.

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SPORT1: Die fast abgestiegene Mannschaft wurde nur mit vier neuen Spielern, darunter ein Ersatz-Torwart, verstärkt. Ist das nicht gefährlich?

Labbadia: Nein. Die Neuzugänge sind alle sehr gute Spieler - und sie passen menschlich und von ihrem Potenzial ideal zu uns. Die Jungs wollen noch viel erreichen, ihre Karrieren gehen gerade erst nach oben. Man darf nicht vergessen, dass wir eine der jüngsten Mannschaften in der Liga haben. Also ist auch in dem Team, das schon da war, Potenzial vorhanden. Man kann immer noch mehr zusammenkaufen, und wenn wir noch bessere Spieler bekommen würden, dann würden wir sie holen. Aber ich möchte mit dem Kader, der da ist, gut arbeiten. Wir haben einen klaren Plan und nehmen dafür jeden mit. Wir werden alles für die Spieler tun, aber es kann auch ungemütlich werden, wenn sie nicht alles abrufen.

SPORT1: Wie sehr beruhigt es Sie, einen Jörg Schmadtke an Ihrer Seite zu haben?

Labbadia: Das beruhigt natürlich. Es ist ein ganz entscheidender Punkt, dass man mehrere starke Personen im Klub hat. Jeder muss in seinem Bereich top sein, damit ein Verein wie wir wieder auf die Beine kommt. Bei uns sind die Aufgaben klar verteilt und ich freue mich, dass Jörg an meiner Seite ist. Das gilt auch für Marcel Schäfer, der hungrig ist, den Verein aus seiner Zeit als Spieler bestens kennt und total Lust hat, in die neue Rolle reinzuwachsen. Hinzu kommt auch noch unser Aufsichtsratschef (Frank Witter, Anm. d. Red.), der uns gerade in der schwierigen Phase unterstützt hat. Gemeinsam sind wir durch die unschöne Phase durchgekommen, und das gibt mir ein gutes Gefühl.

SPORT1: Was wollen Sie tun gegen die Schmährufe gegen Ihre Person zum Ende der abgelaufenen Runde? Haben Sie Angst um Ihr Image?

Labbadia: Nein. Das hat mich zwar getroffen, aber ich will mich nicht mehr damit beschäftigen. Jeder, der mich hier täglich sieht, weiß, dass es nichts mit meiner Person zu tun hatte. Das war bei vielen der Frust aus der Vergangenheit. Ich tausche mich ab und an mit den Fans aus, da gibt es gar keine Probleme. Das Thema ist durch.

SPORT1: Was sagen Sie zum Zuschauer-Problem in Wolfsburg? Selbst das Relegations-Heimspiel war nicht ausverkauft...

Labbadia: Ich bin Optimist und glaube, dass viele Zuschauer zum ersten Spiel gegen Schalke kommen werden. Aber wir müssen offen mit der Problematik umgehen. Wenn man zwei Jahre Relegation gespielt hat, dann muss man sich das Vertrauen erst wieder erarbeiten. Wir dürfen nicht erwarten, dass die Fans viel machen, sondern wir müssen in Vorleistung gehen. Wenn wir gute Leistungen bringen, werden die Leute sehr gerne ins Stadion kommen und Lust auf den VfL haben.

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SPORT1: Am Samstag kommt Schalke nach Wolfsburg - das ist gleich mal ein Brett.

Labbadia: Absolut. Die Schalker haben das unter Domenico Tedesco vom ersten Tag an sehr gut gemacht. Sie haben unheimlich konstant gespielt, auch das Körperliche rein gebracht. Sie haben 26 Tore aus Standards erzielt, das ist schon Wahnsinn. Und sie haben als Mannschaft funktioniert. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Das sind Dinge, die ich mir auch für uns wünsche. Wir haben total Lust auf die Herausforderung Schalke. Wir wissen, dass wir sie schlagen können.