Bis über beide Ohren strahlten Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach Spielende in Frankfurt.
Bayerns Kur für Lewandowski
Die Bayern-Bosse sahen beim 5:0-Sieg im Supercup gegen die Eintracht nicht nur eine Gala-Vorstellung des Rekordmeisters - sie sahen vor allem einen bärenstarken Robert Lewandowski, der mit einem Dreierpack den ersten Titel der Saison klar machte.
"Lewa ist ein Vollprofi. Genau das war die richtige Reaktion, die richtige Antwort auf alles. Ich habe mir gewünscht, dass er so explodiert", sagte Hasan Salihamidzic stolz - und ließ eine öffentliche Lobhudelei auf Lewandowski folgen: "Für mich ist Lewa einer der besten, wenn nicht der beste Stürmer der Welt. Das hat er wieder gezeigt."
Auch die Bayern-Verantwortlichen dürften sich mehr denn je bestätigt gefühlt haben, ihren Topstürmer noch vor der WM mit dem Etikett der Unverkäuflichkeit versehen zu haben. Indirekt musste sich aber vor allem Lewandowski nach Saisonende den Vorwurf gefallen lassen, in den entscheidenden Spielen, wie dem erfolglosen Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid und im verlorenen Pokalfinale gegen Frankfurt, erneut untergetaucht zu sein.
Ein Vorwurf, der für den Kapitän der polnischen Nationalmannschaft nicht neu ist - und der den 29-Jährigen dazu veranlasste, mangelnde Wertschätzung bei den Bayern festzustellen und (mal wieder) Wechsel-Wünsche zu hinterlassen.
Um diese umzusetzen und trotz eines Vertrages bis 2021 einen Transfer zu verwirklichen, bediente er sich sogar des Netzwerks von Star-Berater Pini Zahavi - erfolglos.
Lewandowski erinnert an letzte BVB-Saison
Hoeneß und Rummenigge ließen sich nicht erweichen, beharren bis heute auf einem Nein und bekamen zum Dank keine Schmoll-Leistung des Polen, sondern einen Lewandowski in Perfektion.
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Beim Blick auf die Vergangenheit des Polen kein Wunder, hatte er doch schon einmal mit erstklassigen Leistungen auf ein Transferverbot reagiert: Bereits ein Jahr bevor er im Sommer 2014 zum FC Bayern wechselte, wollte der damalige Dortmunder den BVB in Richtung München verlassen - Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Co. allerdings bestanden darauf, dass der Stürmer sein letztes Vertragsjahr bei den Schwarz-Gelben erfüllt.
Lewandowskis Reaktion damals? Tore, Tore, Tore. 20 Treffer in 33 Bundesliga-Spielen, dazu zehn Assists. Obendrein sechs Tore und drei Vorlagen in neun Champions-League-Einsätzen.
Von Arbeitsverweigerung keine Spur - genau wie jetzt bei den Bayern. Bereits im Trainingslager am Tegernsee zeigte sich Lewandowski nach einer enttäuschenden WM mit Polen in bestechender und austrainierter Form.
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Müller schwärmt von Lewandowski
Gegen die Eintracht traf der Stürmer zunächst nach maßgerechter Flanke von Joshua Kimmich (21.), köpfte gekonnt entgegen der Laufrichtung von Eintracht-Keeper Frederik Rönnow ein. Nur fünf Minuten später stahl er sich bei einer Robben-Ecke davon und wuchtete den Ball erneut per Kopf in die Maschen. Beim 3:0 (54.) setzte er sich gegen Frankfurts David Abraham durch und traf mit links - SPORT1-Note 1!
"Er hat seine Qualität bewiesen, obwohl ich erst vor ein paar Tagen gesagt habe, dass er seine Klasse niemandem mehr beweisen muss. Eine super Antwort für ihn, auf egal welche Fragen oder Attacken", schwärmte Thomas Müller. "Wir müssen schauen, dass er 100 Prozent da ist. Dann ist er für uns ein enorm wichtiger Baustein. Deswegen gibt ihn der Verein auch auf keinen Fall ab."
Die Müller-These kann noch bis zum 31. August widerlegt werden. Dann schließt das Transferfenster in der Bundesliga und auch in Spanien, wo mit Real Madrid sein vermeintlicher Wunsch-Verein spielt. Nahezu ausgeschlossen ist aber, dass die Bayern-Verantwortlichen am Verkaufsverbot für Lewandowski rütteln lassen.
Kovac setzt auf Lewandowski
Ohnehin erweckte der 29-Jährige am Sonntagabend den Eindruck, dass er seine Wechselabsichten begraben hat: Der Pole scheute keinen Zweikampf, kein Wortgefecht und unterstützte auch seine Mitspieler, wenn es bei einer Rudelbildung mal ruppig wurde.
Mitverantwortlich dafür ist auch Niko Kovac. Der neue Bayern-Trainer rief den Polen, neben Kapitän Manuel Neuer, bereits im Juni an und teilte ihm mit, wie wichtig er in den Planungen der Bayern ist - und speziell in denen von Kovac. In einem Vier-Augen-Gespräch am Tegernsee bekräftigte der Heynckes-Nachfolger seine Wertschätzung für Lewandowski.
Nach dem Supercup-Triumph lobte Kovac: "Robert ist einfach ein Weltklasse-Stürmer. Das hat er wieder eindrucksvoll bewiesen."
Mit seinem Dreierpack gegen die Eintracht ließ der Topstürmer erkennen, dass ihm die ausgiebige Streichel-Kur durch Teamkollegen und Verantwortliche offensichtlich zusagt.