Mats Hummels macht derzeit vor allem abseits des Feldes von sich reden.
Die Formkrise des Mats Hummels
Bei der Nationalmannschaft lief er am Dienstag mit neuer Frisur auf. Ein Irokesenschnit, der offenbar das Resultat einer verlorenen Wette war.
Einem Twitter-Nutzer, dem Hummels' neue Haarpracht aufgefallen war, gestand er: "Ich sollte mit den blöden Wetten aufhören."
Schon am Sonntag hatte der Bayern-Verteidiger in den Sozialen Medien für Aufsehen gesorgt.
Schaffenskrise bei Hummels
Auf der Wiesn hatte sich Hummels mit seiner Frau Cathy ablichten lassen. Sie postete das Foto, das Netz spottete über den tiefen Ausschnitt der Gattin. Hummels veröffentlichte dasselbe Foto mit angepasstem Bildausschnitt. Was die Masse im Netz nicht wirklich beruhigte.
Nun ist es Hummels' Privatsache, was er auf seinen Sozialen Kanälen postet. Nur: In der Wahrnehmung vieler Fans passt das, was er dort dieser Tage so treibt, so gar nicht in den Kontext der momentanen Situation beim FC Bayern.
Denn die sportlichen Darbietungen des Mats Hummels haben im Herbst 2018 ziemlich wenig von einem Verteidiger auf Weltniveau.
Beim 0:3 gegen Gladbach konnte man den Eindruck gewinnen, dass der Defensivmann offenbar in einer schweren Schaffenskrise steckt.
Als Lars Stindl vor seinem 2:0 zum Sololauf ansetzte, muss er das Gefühl gehabt haben, durch ein Vakuum zu schreiten. Eine Abwehr stellte sich ihm jedenfalls nicht in den Weg.
Auch weil Hummels in dieser Szene gänzlich auf Körperkontakt verzichtete und seinen Gegenspieler höflich durch den Strafraum eskortierte.
Abfallende Leistungswerte
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der das Spiel bei Sky co-kommentierte, war entgeistert über sein Defensivverhalten: "Er hat gar nichts gemacht. Er ist einfach vorbeigelaufen. Und das im eigenen Sechzehner. In so einer Position. Das ist ein Nationalverteidiger."
Doch gerade diesem Status ist Hummels in den vergangenen Wochen nicht immer gerecht geworden. Sein Formabfall ist inzwischen mit Zahlen belegbar.
Zwar gewinnt er nach wie vor zwei Drittel (67 Prozent) seiner direkten Duelle. Laut einer Statistik-Auswertung von Spiegel online sind Hummels' Werte bei der Balleroberung im Vergleich zur Vorsaison jedoch deutlich gefallen.
Dabei geht es um abgefangene Pässe und Balleroberungen jenseits des Strafraums. Fähigkeiten, die ein gewisses Potenzial an Antizipation und Stellungsspiel erfordern. An sich Hummels' Stärken.
In einem entsprechenden Index kommt er inzwischen aber nur noch auf einen Wert von 57 – gleichauf mit Teamkollege Niklas Süle.
Zum Vergleich: Dortmunds Dan-Axel Zagadou wird in dieser Rubrik ein Wert von 82 zugeschrieben. Selbst Hannovers Waldemar Anton (75) übertrumpft Hummels. In der vergangenen Spielzeit war der Bayern-Star in dieser Hinsicht noch bester Defensivmann der Liga.
Hummels war drauf und dran, das offensive Verteidigen zu perfektionieren. Inzwischen wendet sich Trainer Niko Kovac auch mal entgeistert ab, wenn sein Abwehrmann mit Tempo in einen Zweikampf an der Mittellinie stürmt - und zunehmend überspielt wird.
Bedenkt man, dass das klassische Verteidiger-Spiel mit Grätschen und Sprintduellen ohnehin nie seins war, wiegt der aktuelle Verlust von Hummels' defensiver Kernkompetenz ungleich schwerer.
"Unterlassene Abwehrleistung"
Wie sich das mittlerweile auf dem Platz auswirkt, hat die Partie gegen Gladbach aufgezeigt.
Auch beim 0:3 kam Hummels viel zu spät und unternahm erst gar keine erkennbaren Versuche mehr, Patrick Hermann am Einschuss zu hindern. Die Süddeutsche Zeitung attestierte ihm "unterlassene Abwehrleistung".
Nun gibt es zwei mainstreamerprobte Varianten, mit einem Leistungstief umzugehen. Entweder man zieht sich so lange zurück, bis man seine Schwächephase überwunden hat. Oder man versucht diese zu kaschieren, in dem man öffentlich über die anderen redet.
Hummels entscheidet sich gerne mal für letzteres. Das war schon während der WM so, als das Debakel der Nationalmannschaft seinen Lauf nahm, an dem er selbst ja seinen Anteil hatte. Und das ist jetzt wieder so, da die Bayern mit Hummels in eine mannigfaltige Krise gerauscht sind.
Nach der Schmach gegen Gladbach setzte der Verteidiger noch in den Katakomben der Münchner Arena zu einer fundamentalen Systemkritik an.
"Das Problem ist", sagte er: "Wir haben den Ball, aber wir haben ihn in ungefährlichen Räumen. Wir haben zu wenige Leute da, wo es dem Gegner weh tut."
Zwar hat Hummels' Wort bei Kollegen durchaus Gewicht. Nur stehen Fußballer öffentlichen Schelten gemeinhin argwöhnisch gegenüber – erst recht, wenn wie in diesem Fall Selbstkritik ausbleibt. Das hat auch Hummels schon das ein oder andere Mal zu spüren bekommen.