Vor neun Jahren schockte der Selbstmord des ehemaligen Nationaltorwarts Robert Enke seine Familie, seine Freunde und seine Mitspieler. Auch die Fußball-Welt reagierte fassungslos.
Enke: Ex-Mitspieler sieht Umdenken
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Enkes Ehefrau Teresa erklärte damals der Öffentlichkeit, ihr Mann habe an Depressionen gelitten. Schließlich habe er keinen anderen Ausweg als den Suizid gesehen.
Seine Krankheit hatte Enke jahrelang vor Mitspielern und Vereinsverantwortlichen verborgen, auch aus Angst vor möglichen negativen Konsequenzen oder gar Anfeindungen.
Ex-Mitspieler Balitsch glaubt an Umdenken
Ein früherer Mitspieler glaubt, der tragische Tod des Torhüters von Hannover 96 habe für ein Umdenken beim Umgang mit dem Thema Depressionen gesorgt.
Hanno Balitsch, langjähriger Freund Enkes und Teamkollege bei Hannover sieht positive Veränderungen im deutschen Fußball, wenn psychische Probleme bei Spielern auftreten. "Ich muss sagen, dass sich etwas geändert hat. Nicht ohne Grund gibt es in jedem Nachwuchsleistungszentrum jetzt einen Sportpsychologen", sagte der ehemalige Nationalspieler der Welt anlässlich des neunten Todestages von Enke: "Auch bei allen deutschen U-Nationalmannschaften ist künftig ein Sportpsychologe dabei. Das Bewusstsein ist da."
"Wenn es um Geld, um Macht oder Arbeitsplätze geht, ist ein gewisser Druck da. Den kann man nicht leugnen", so Balitsch weiter, "ich glaube schon, dass bei einigen mehr Verständnis für Themen wie Druck, den Umgang damit und eben Depressionen da ist - und auch die Bereitschaft, sich zu öffnen."
Inzwischen arbeitet Balitsch seit 2017 als Co-Trainer der deutschen U19-Nationalmannschaft und hat allein dadurch auch viel Kontakt mit jungen Menschen, die am Beginn ihrer Karriere stehen und enormem Leistungsdruck ausgesetzt sind.
"Viel höhere Ansprüche an junge Menschen"
"Es werden viel höhere Ansprüche an die jungen Menschen gestellt. Im Verein, in der Schule, in der Familie - und irgendwann dann auch vielleicht in der Nationalmannschaft. Es prasselt heute viel mehr auf junge Profis ein als noch vor Jahren", sagt Balitsch, aber lobt auch den Umgang der hoffnungsvollen Talente mit dieser Situation: "Ich habe den Eindruck, dass sie teilweise damit ganz gut umgehen können."
Enke nahm sich am 10. November 2009 nahe Hannover das Leben. Der damals 32-Jährige hatte zuvor jahrelang mit Depressionen zu kämpfen gehabt. Balitsch war zu diesem Zeitpunkt Enkes Mitspieler bei Hannover 96.