Null Punkte aus drei Spielen, dazu 0:11 Tore. Einen schlimmeren Start hätte sich Markus Weinzierl beim VfB Stuttgart wohl beim besten Willen nicht ausmalen können. Der 43-Jährige steht schon nach drei Wochen vor einem gigantischen Scherbenhaufen.
Das läuft beim VfB Stuttgart falsch
"So kannst du nicht agieren in der Bundesliga", stellte Weinzierl nach der spielerischen Bankrotterklärung beim 0:3 gegen Eintracht Frankfurt fest. Noch deutlicher wurde Kapitän Christian Gentner: "Wir stecken in der Scheiße drin."
Noch vor einem guten halben Jahr sangen die Fans der Schwaben nach einer sensationellen Rückrunde noch vom Europapokal, am Freitagabend gab es Pfiffe von den Rängen.
So schnell der VfB in der vergangenen Rückrunde unter Tayfun Korkut aus dem Tabellenkeller kletterte, so rapide erfolgte nun der Absturz. Aber wie konnte es so weit kommen?
Größtenteils gleicher VfB-Kader
Qualitativ sind die Stuttgarter im Großen und Ganzen nicht schlechter aufgestellt als in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit.
Abwehrspieler Marcin Kaminski, der nach Düsseldorf verliehen wurde, hatte unter Korkut keinen Stammplatz. BVB-Shootingstar Jacob Bruun Larsen kam in der Rückrunde auf vier Einsätze beim VfB. Einzig Daniel Ginczeks Wechsel zum VfL Wolfsburg riss ein kleines Loch in die Offensive der Schwaben.
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Zudem nahm Sportdirektor Michael Reschke auch Geld in die Hand, verpflichtete für 35 Millionen Euro neue Spieler, darunter Rückkehrer Daniel Didavi, Gonzalo Castro vom BVB und Defensiv-Talent Pablo Maffeo von Manchester City. Auch ein Ginczek-Ersatz wurde verpflichtet, für 8,5 Millionen wechselte Nicolas Gonzalez nach Stuttgart.
Neuzugänge schlagen nicht ein
Doch eingeschlagen haben die Neuzugänge bislang überhaupt nicht. Gonzalez war in zehn Pflichtspieleinsätzen noch an keinem VfB-Treffer beteiligt, Castro läuft seiner Form aus der Dortmund-Zeit weit hinterher und Didavi plagt sich wie so oft in seiner Karriere mit Verletzungen herum
Der Wechsel vom defensiv denkenden Korkut hin zu Weinzierl, der eher offensiv spielen lässt, tat den Stuttgartern alles andere aus gut. Mit Fortuna Düsseldorf stellen die Schwaben aktuell die schlechteste Abwehr in der Bundesliga.
SPORT1-Experte Mario Basler sieht daher auch qualitative Probleme beim VfB. "Ich glaube, dass die Mannschaft einfach nicht gut genug ist", erklärte Basler im CHECK24 Doppelpass. Die Kritik an der Kaderzusammenstellung richtet sich an Reschke.
Kritik an Reschke
Neben der sportlichen Krise brodelt es auch hinter den Kulissen beim VfB gewaltig. Auch Reschke gerät dabei immer mehr in die Schusslinie. Aufsichtsratsmitglied Guido Buchwald kritisierte vor wenigen Tagen im SPORT1-Interview die vorzeitige Vertragsverlängerung von Korkut im Sommer.
"Er hatte noch einen Vertrag bis Juni 2019. Es gab deshalb keinen Grund, diesen vorzeitig zu verlängern", erklärte Buchwald. Man hätte sich im Herbst in Ruhe zusammensetzen und besprechen können, um die Zukunft zu planen. "Das war ein Fehler", kritisierte Buchwald.
Die Entlassung Korkuts trotz des vorherigen Bekenntisses von Reschke vor drei Wochen hinterließ zudem einen faden Beigeschmack.
Auch die Machtfülle von Reschke ist dem Weltmeister von 1990 ein Dorn im Auge. "Mir wäre eine breitere sportliche Kompetenz im Verein für die Zukunft sehr wichtig. Es ist immer schwierig, wenn alles an einer Person festgemacht wird", erklärte Buchwald.
Für seine Aussagen holte sich Buchwald einen Rüffel von VfB-Präsident Wolfgang Dietrich ab.
Spekulationen um Klinsmann-Rückkehr
Für zusätzliche Unruhe sorgten die Spekulationen um eine Rückkehr von Jürgen Klinsmann. Laut einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung, die sich auf einen Bericht der Welt am Sonntag beziehen, wolle Klinsmann "zurück ins Spiel und kann sich einen Managerjob beim VfB vorstellen".
Der VfB tut gut daran, die Brandherde neben dem Platz schnellstmöglich zu löschen und wieder Geschlossenheit zu demonstrieren. Schon vor dem Spiel gegen Frankfurt forderte VfB-Ikone Thomas Berthold bei Eurosport, gestandene Spieler wie Mario Gomez und Christian Gentner müssten jetzt Farbe bekennen und auf dem Platz Verantwortung übernehmen.
Nach dem Spiel wurde er noch deutlicher. "Der VfB kann froh sein, dass es mit Düsseldorf und Nürnberg vielleicht zwei noch schwächere Mannschaften gibt, an denen Stuttgart sich hochziehen kann", so das vernichtende Urteil.
Die eine vermeintlich schwächere Mannschaft steht übrigens aktuell gemeinsam mit Stuttgart am Tabellenende – punkt- und torgleich. Die andere, der 1. FC Nürnberg, ist fünf Punkte vor dem VfB und am nächsten Wochenende der Gegner der Weinzierl-Elf.