"Ich höre definitiv auf, aber das ist gut so."
Kommentar: Robben Bester für Bayern
Mit diesen Worten hat Arjen Robben nach 602 Pflichtspielen, 209 Toren, 158 Assists und 30 Titeln seine Karriere beendet. Nicht, weil es dem 35-Jährigen an lukrativen Offerten mangelt. Es geht einfach nicht mehr beim Niederländer. Beim Zehner. Beim Flügelflitzer. Beim Linksfuß. Bei Mister Wembley. Beim Vollprofi. Beim Sprinter. Bei "Alleinikov", wie man Robben einst wegen seines Egoismus nannte.
An Professionalität kaum zur überbieten
Bei dem Spieler, der sich im Laufe seiner 19-jährigen Karriere nicht nur mit seinen Gegenspielern auseinander setzte, sondern leider und viel zu häufig auch mit dem eigenen Körper. Gegen seinen Rücken. Kaputte Muskelfasern, lädierte Sehnen und schmerzende Zähne.
Oft werde ich gefragt, wer beim FC Bayern der Krasseste, der Beste, der Erstaunlichste sei. Meine Antwort lautete immer: Arjen Robben, denn er ist für mich der Professionellste.
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Robben war der Typ Spieler, der bei jedem Rundlauf zum Aufwärmen vorneweg lief. Der viel jüngere Mitspieler im Trainingslager umrundete, weil er viel fitter war. Der die ungeliebte Auftaktbewegung am Hütchen oder an der Stange am perfektesten ausführte. Der bei lockeren Passübungen jeden Ball am härtesten und präzisesten spielte. Der, wenn er mal auf der Bank saß, am schnellsten zum Aufwärmen rannte. Am schnellsten zum Einwechseln bereit stand. Am meisten brannte.
Als Spieler geehrt, aber auch als Mensch
Robben war derjenige, der Mitspielern und Reportern gleichermaßen imponieren und Ehrfurcht einjagen konnte. Teilweise unberechenbar, aber in der Sache immer respektvoll. Bei dem du aus Respekt überlegt hast, wie du ihn ansprichst. Den man angespielt hat, obwohl er eigentlich schlechter postiert war, aber so vehement den Ball forderte. Dem im Gesicht anzusehen war, wie das Training lief, wie er sein Spiel bewertete und das seiner Mitspieler.
All das wird bleiben. Neben all dem, was der 35-Jährige vor allem in seinen zehn Jahren beim FC Bayern erreicht hat.
Welche Spuren Robben hinterlässt, zeigt auch die Reaktion seiner Mitspieler. Nahezu alle - vor allem Franck Ribéry, der ihm einst nach einem Streit ein Veilchen verpasste - verabschiedeten sich emotional und authentisch von ihrem ehemaligen Mitspieler und Freund. Sie alle wissen, dass mit Robben ein Fußballspieler seine Karriere beendet hat, der zweifellos zu den besten Flügelspielern der letzten 15 Jahre zählt – und als Mensch Spuren hinterlassen wird.
Robben will Skifahren
Robben kennen Jung und Alt. Dafür brauchte er kein Social Media, denn darauf verzichtete er im Laufe seiner Karriere. Robben hat sich zur Marke etabliert, weil er sich selbst ein Patent gab. Darauf, wie man den Ball auf der rechten Außenbahn annimmt, nach innen dribbelt und mit links abzieht. Vorrangig in die lange Ecke, aber auch mal in die kurze. Sehr oft mit Torerfolg. Immer mit maximalem Ehrgeiz.
Etliche dieser Tore werden in Erinnerung bleiben. Weil sie sich ins Hirn eingebrannt haben, weil sie von Flügel-Assen dieser Welt und solchen, die es werden wollen, nachgeahmt werden.
In einem Interview wurde Robben mal gefragt, was er nach seinem Karriereende unbedingt machen wolle. Seine Antwort lautete: Ski zu fahren.
Es ist ihm, dem Familienmenschen, nur zu wünschen, dass er trotz vieler Leidenszeiten nun tatsächlich all das machen kann, worauf er sich so freut: "Mehr Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern zu verbringen und all die Schönheit zu genießen, die vor mir liegt."
Man kann nur hoffen, dass Robben mit seiner Erfahrung, seinen Werten, seinem Ehrgeiz, seinen Ecken und Kanten dem Fußball erhalten bleibt.
Als Aktiver hört er nun aber auf. Das ist traurig, aber richtig so.