Beim Personal-Update bei der Pressekonferenz am Donnerstagmittag überraschte Niko Kovac mit der Nachricht, dass sich Jann-Fiete Arp am Mittwoch im Training verletzt habe. Der Trainer erwähnte es mit ganz leisem Ton und wirkte dabei fast so, als wäre es ihm unangenehm, diese Nachricht zu verkünden.
Nach Rückschlag: Was wird aus Arp?
Der Neuzugang des FC Bayern hat sich einen Bruch des Kahnbeins der linken Hand zugezogen. "Das wird operiert", klärte Kovac auf. "Ich hatte das auch mal, das ist ein Knochen, der nicht gut durchblutet wird. Da muss man aufpassen, dass das gut zusammenwächst, sonst wird man ein Leben lang Probleme haben." Am Donnerstagabend gab der Klub bekannt, das Arp erfolgreich operiert wurde und nun "für längere Zeit" einen Gipsverband tragen muss.
Für Arp ist es ein neuer, herber Rückschlag seit seinem ambitionierten Wechsel nach München. Der Youngster droht nun sogar kurzfristig den Anschluss zu verlieren, obwohl seine Zeit an der Säbener Straße durchaus vielversprechend begann.
Arp mit guter Vorbereitung
Nachdem Arp im Sommer vom Hamburger SV nach München wechselte, machte er vor allem mit viel Fleiß, Ehrgeiz und Arbeitseifer auf sich aufmerksam. Seinen Urlaub hatte der 19-Jährige verkürzt, um mit der U23 zu trainieren, damit er wenige Tage später topfit bei den Profis einsteigen konnte.
Auf der USA-Reise der Bayern konnte der Stürmer dann getrost als einer der Gewinner bezeichnet werden. In Erinnerung blieb eine Szene, in der Arp im Testspiel gegen Real Madrid Marcelo derart vernaschte, dass dieser ihn nach dem Spiel mit Lob überhäufte und dem Talent eine große Zukunft vorhersagte.
Aber auch sonst war der US-Trip erfolgreich für Arp. Er trainierte gut, kam auf Spielzeit in den Testspielen. "Es hat sich super angefühlt und richtig Spaß gemacht. Ich freue mich auf mehr", sagte Arp damals in Los Angeles.
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Im August erzielte er dann im Audi-Cup gegen Tottenham Hotspur seinen ersten Treffer. Selbst Kovac wirkte von dem Neuzugang überrascht. "Fiete ist ein sehr junger Spieler. Sicherlich einer, der in seinem Jahrgang seinesgleichen sucht", sagte er vor dem Saisonstart und ergänzte, dass er sich sicher sei, dass Arp in ein paar Jahren Nationalspieler sein wird.
Eine Leihe vor dem Saisonbeginn stand nach SPORT1-Informationen folglich nicht zur Debatte.
Arp spielt noch keine Rolle
Seither ist es um Arp aber deutlich ruhiger geworden. Beim Auftaktspiel der Bundesliga gegen Hertha BSC stand der Offensivspieler nicht im Kader, was ihn nach SPORT1-Informationen sehr überraschte.
Für die Bayern hat er auch fortan auch noch keine Bundesligaminute absolviert, schaffte es in der Liga nur bei der Partie in Leipzig in den Kader von Kovac. Zuletzt nominierte der Bayern-Trainer stattdessen Kwasi Okyere Wriedt und Joshua Zirkzee aus der Bayern-Reserve.
Am vergangenen Wochenende stand er auch nicht im Aufgebot der U23 gegen den FC Ingolstadt (2:1), für die er erst eine Partie absolviert hat. Die offizielle Begründung: Trainingsrückstand nach seinem Magen-Darm-Infekt. Stattdessen verfolgte er das Spiel des FC Bayern gegen den 1. FC Köln (4:0) von der Tribüne aus – mit seiner Freundin Linda. Positiv: Tags drauf schob er am Trainingsgelände eine Extra-Einheit, um wieder an seiner Fitness zu arbeiten, obwohl Kovac den Profis freigegeben hatte.
Wegen seines Kahnbeinbruchs wird er nun auf unbestimmte Zeit außer Gefecht sein. Sicher ist wohl, dass der Weg in den Kader des FC Bayern nach seiner Genesung vorerst nicht einfacher wird.
Kovac tritt auf die Bremse
"Ich habe ja schon gesagt, dass das Zeit brauchen wird", kommentiert Kovac am Donnerstag auf der Pressekonferenz die Entwicklung des Stürmers. "Fiete hat die Zeit von uns bekommen und bekommt sie auch weiterhin. Wir versuchen ihn tagtäglich im Training besser zu machen, man darf aber keine Wunderdinge erwarten. Die Konkurrenz ist groß. Hier zu spielen ist im Moment sehr schwierig."
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In Hamburg wurde Arp einst als Wunderkind gefeiert, in Anlehnung an die HSV-Legende "Uns Uwe" Seeler nannten sie ihn in der Hansestadt sogar "Uns Fiete". Kovac sieht diesen Hype im Nachhinein kritisch: "Er wurde in jungen Jahren ziemlich gehypted, sicherlich zum Teil zurecht, aber vielleicht auch ein bisschen zu viel."
Der 47-Jährige mahnt: "Wir müssen Geduld haben, der Junge wird sicher eine gute Entwicklung nehmen." Der Nachsatz des Bayern-Coaches lässt aber Spielraum für Interpretationen: "Hier bei uns, oder irgendwo anders."