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FC Bayern München: Darum ist Personalie Lucas Hernández brisant

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FC Bayern München: Darum ist Personalie Lucas Hernández brisant

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Die Brisanz der Hernández-Personalie

Der FC Bayern München will einen Einsatz von Rekordtransfer Lucas Hernández in der französischen Nationalmannschaft mit allen Mitteln verhindern - aus guten Gründen.
Der Streit um Bayern-Verteidiger Lucas Hernandez ist in den letzten Tagen eskaliert. Nationaltrainer Didier Deschamps möchte ihn gegen Island einsetzen, die Bayern sind dagegen.
Maximilian Schwoch
Maximilian Schwoch

Der Streit zwischen dem FC Bayern und dem französischen Fußballverband FFF spitzt sich weiter zu.

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Schon in der Vergangenheit zoffte sich der Rekordmeister mit Nationalverbänden, fast ausschließlich ging es in diesen Streits um das Wohlergehen der Bayern-Spieler.

Neuester Stein des Anstoßes ist der Gesundheitszustand von Rekordtransfer Lucas Hernández. Die Münchner wollten ihn wegen einer Knieverletzung gar nicht erst zur Nationalmannschaft reisen lassen, die Franzosen erklärten ihn nach SPORT1-Informationen in Folge einer MRT-Untersuchung am Montag aber für spielfähig. 

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Das sehen die Bayern ganz anders. Bayern-Arzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt sagte, er trage "die Verantwortung für die Gesundheit von Lucas Hernández und ich sage: 'Er kann bei den anstehenden Partien der französischen Nationalmannschaft nicht spielen.'"

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Wie die tz berichtet, soll sich Müller-Wohlfahrt nun sogar persönlich mit einem Schreiben an den französischen Verband und dessen Ärzte gewandt haben. Der Verteidiger dürfe nach seiner Einschätzung nicht einmal trainieren.

Und tatsächlich hat der Weltmeister das Abschluss-Training vor dem EM-Qualifikationsspiel in Island (Freitag, ab 20.45 Uhr im LIVETICKLER) aufgrund von Beschwerden an seinem lädierten Knie abgebrochen.

Bayern muss FIFA-Regularien Folge leisten

Zähneknirschend mussten die Bayern trotz der offensichtlichen Verletzung den Regularien von FIFA und UEFA Folge leisten, nachdem Frankreich-Trainer Didier Deschamps darauf bestanden hatte, sich ein eigenes Bild von der Hernández-Verletzung machen zu wollen.

Und auch der Spieler selbst sieht offenbar keinen Anlass, sein in der Vergangenheit schon öfter lädiertes Knie zu schonen. "Ich fühle mich zu 100 Prozent fit. Wenn der Trainer mich von Anfang an aufstellen will, bin ich zu 100 Prozent bereit", sagte der 23-Jährige im Interview mit den französischen TV-Sendern M6 und RTL. "Es gibt nichts zu befürchten. Ich hatte ein MRT und alles ist gut, das Hämatom ist weg."

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Diese Aussagen dürften die Sorgenfalten der Bayern-Bosse weiter vergrößern. Auch wenn Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am kürzeren Hebel sitzen, so gibt es gute Gründe, weshalb sie ihren 80-Millionen-Mann lieber nicht bei der Nationalmannschaft gesehen hätten. Denn im Falle einer Verletzung tragen die Bayern das finanzielle Risiko. Und das hat es in sich.

Verpflichtung trotz Knieverletzung

Schon mit der Verpflichtung des Weltmeisters ging der FC Bayern ein Risiko ein. Bei der sportmedizinischen Untersuchung im Zuge des Transfers wurde eine Schädigung des Innenbandes im Knie festgestellt, die eine Operation und eine monatelange Pause nach sich zog.

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Die Bayern zahlten also im Prinzip 80 Millionen Euro für einen Spieler, bei dem sie sich nicht einhundertprozentig sicher sein konnten, dass er ihnen zum Saisonstart zur Verfügung steht. Zumal das Knie ohnehin als sensibelstes Körperteil eines Fußballers gilt.

Nach dem verspäteten Start in die Saison schaffte Hernández schnell den Anschluss ans Team, um dann in der Halbzeitpause beim 3:2-Sieg gegen den SC Paderborn mit erneuten Kniebeschwerden ausgewechselt werden zu müssen. Gegen die Tottenham Hotspur und 1899 Hoffenheim kam er nicht zum Einsatz.

Verletzt sich Hernández bei der französischen Nationalmannschaft jetzt erneut am Knie, könnte das eine lange Ausfallzeit mit sich bringen. Die Bayern müssten in diesem Fall das Gehalt des Franzosen weiterzahlen.

Bayern bleibt auf den Kosten sitzen

Denn nach deutschem Arbeitsrecht steht einem Arbeitnehmer im Krankheitsfall sechs Wochen Lohnfortzahlung zu. Erst danach greift die gesetzliche Unfallversicherung und zahlt bis zu 78 Wochen ein Verletztengeld. Dieses ist allerdings auf 6.400 Euro gedeckelt.

(L-R) Bayern Munich's German midfielder Serge Gnabry, Bayern Munich's German midfielder Leon Goretzka and Bayern Munich's French defender Benjamin Pavard wear traditional Bavarian Lederhosen (leather trousers) dresses as they pose during their football club's annual visit at the Oktoberfest beer festival in Munich, southern Germany, on October 6, 2019. (Photo by Christof STACHE / AFP) (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Bayern Munich's Brazilian midfielder Philippe Coutinho wears a traditional Bavarian dress as he poses during his football club's annual visit at the Oktoberfest beer festival in Munich, southern Germany, on October 6, 2019. (Photo by Christof STACHE / AFP) (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Bayern Munich's Croatian midfielder Ivan Perisic wears a traditional Bavarian dress as he poses during his football club's annual visit at the Oktoberfest beer festival in Munich, southern Germany, on October 6, 2019. (Photo by Christof STACHE / AFP) (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
(L-R) Bayern Munich's Brazilian midfielder Philippe Coutinho, Bayern Munich's German forward Jann-Fiete Arp with his girlfriend Linda Wethman and Bayern Munich's German goalkeeper Manuel Neuer with his wife Nina Neuer wear traditional Bavarian dresses as they wait during their football club's annual visit at the Oktoberfest beer festival in Munich, southern Germany, on October 6, 2019. (Photo by Christof STACHE / AFP) (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
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FC-Bayern-Stars auf dem Oktoberfest

Daher ist es bei Topstars nicht ungewöhnlich, dass sie vertragliche Sondervereinbarungen mit Vereinen haben, die ihnen längere Lohnfortzahlungen garantieren. In anderen Ländern wie zum Beispiel England stünde einem Profifußballer übrigens 18 Monate lang 100 Prozent des Gehaltes zu.

Es ist zu vermuten, dass auch die Bayern und Hernández eine solche Vereinbarung getroffen haben. Ein Trost: Seit 2012 zahlt die FIFA jährlich rund 80 Millionen Euro Versicherungsprämien an die Vereine. Das bedeutet: Verletzt sich ein Spieler im Rahmen des Nationalteams während der FIFA-Abstellungspflicht und fällt aufgrund dessen länger als vier Wochen aus, zahlt die Versicherung dem Klub bis zu 20.548 Euro am Tag. Die Zahlungen fließen maximal ein Jahr und sind auf 7,5 Millionen Euro begrenzt.

Marktwert von Hernández leidet bei erneuter Verletzung

Dieses Geld würde die Bayern im Falle einer Hernández-Verletzung zwar entlasten, doch das gesamte Gehalt des Weltmeisters dürfte es kaum abdecken. Das Salär des 23-Jähriges soll jenseits der zehn Millionen Euro liegen.

Ob dem Rekordmeister noch weitere Zahlungen vom französischen Verband zustünden, ist nicht bekannt. Der DFB dagegen hat zum Beispiel eine Unfallversicherung für Nationalspieler abgeschlossen. Die Bayern dürften dennoch auf einem großen Teil der Gehaltskosten sitzen bleiben.

Doch nicht nur das Gehalt macht jede Hernández-Verletzung zu einem unkalkulierbaren Risiko. Auch die Ablöse tut ihr Übriges. Noch nie hat sich der deutsche Rekordmeister finanziell so dermaßen für einen Spieler aus dem Fenster gelehnt, wie für den Linksfuß, der von Atlético Madrid an die Säbener Straße wechselte.

Am Beispiel Leroy Sané sieht man ganz gut, was eine schlimme Knieverletzung ausrichten kann. Aus einem (fast) schon sicher geglaubten Wechsel nach München ist ein großes Fragezeichen geworden. Sollte sich Hernández ernsthaft verletzen, so würde sein Marktwert enorm darunter leiden.

Die Bayern sind mit dem Hernández-Transfer ein nie dagewesenes Risiko eingegangen. Kein Wunder also, dass Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge jegliche Gefahr von ihrem Juwel abwenden wollen. Mit allen ihnen möglichen Mitteln.