Hallo Fußball-Freunde,
Bayern hat keinen starken Trainer
die Ausgeglichenheit der Liga ist beängstigend - allerdings nicht im positiven Sinne.
Hätte der FC Bayern sein Ding durchgezogen, hätte er sieben, acht Punkte Vorsprung. Umgekehrt würde es in München viel kräftiger lodern, hätte der BVB gezeigt, was man vor der Saison von ihm erwartet hatte.
So ist Bayern momentan Tabellenführer, und Dortmund kann sagen: "Ihr wollt uns eine Krise einreden? Wir sind nur zwei Punkte hintendran." (Service: Bundesliga-Tabelle)
Das ist nicht gut für die Liga.
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Kovacs "Mission: Impossible"
Frei von Kritik können sich beide Klubs natürlich dennoch nicht machen, und die aktuellen Trainerdiskussionen kann ich verstehen.
Bei allem Respekt vor Union Berlin und Olympiakos Piräus: Diese Auftritte waren nicht Bayern-like. Hier steht auch der Trainer in der Verantwortung. Ich schätze Niko Kovac über alle Maßen, aber im Moment läuft es für ihn in München auf eine "Mission: Impossible" hinaus.
Mit Frankfurt hat er überperformed. Mit Bayern hat er das Double geholt - mit Verlaub: Das hätten in der Saison auch andere hinbekommen. Jetzt muss eine Entwicklung passieren, der Umbruch, er muss Spieler besser machen, einen Coutinho integrieren, viele Dinge lösen - und so, wie Bayern im Moment auftritt, muss Kovac sich fragen lassen, ob ihm das gelingt.
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In diesem Moment hat Karl-Heinz Rummenigge das Recht und die Pflicht, nach einem Auftritt wie gegen Olympiakos anzumerken, dass es Zeit wird die Kurve zu kriegen, will Bayern am Ende nicht Probleme bekommen.
So kannst du einen Klub nicht führen
Wenn da ein van Gaal sitzen würde, ein Guardiola, ein Hitzfeld, ein Heynckes – die würden sagen: "Es ist mir egal, was der redet, ich weiß schon, was ich mache." Aber in der Situation kann Kovac ja noch nicht sein. Er ist vergleichsweise jung, unerfahren und hat noch nicht so viel auf der Flugkarte.
Oder Beispiel Javi Martínez, dessen Einsatz Uli Hoeneß gefordert hatte: Wenn du einen starken Trainer hast, geht der mit einem müden Lächeln damit um. Den hast du aber nicht.
Bayern holt einen Kovac und wundert sich, wieso nicht die ganze Kabine vor ihm kuscht. Der FCB musste sich von einem wie Mats Hummels und anderen verabschieden, weil unter Kovac die Kabine sonst nicht funktionieren würde.
Gleichzeitig kann sich der FC Bayern eine den Coach stärkende Aussage wie "Er ist unser Trainer, komme, was wolle" nicht leisten.
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Die Konstellation der Bayern-Bosse Hoeneß und Rummenigge mit Kovac ist sehr problematisch. Der eine wollte ihn, der andere wollte ihn nicht. So kannst du einen Klub auf diesem Niveau nicht führen.
Favre muss Götze auch mal streicheln
In der Erwartungshaltung an einen Trainer sehe ich durchaus Parallelen zu Dortmund, wo Lucien Favre geholt wird und es dann verwundert, dass er nicht so ist, wie man ihn gerne hätte.
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Was ich aber verlangen können muss, ist, dass Favres Mannschaft anders auftritt als bisher. Das liegt im Verantwortungsbereich des Trainers.
Wenn man gegen Inter und Schalke nur zwei, drei Mal aufs Tor schießt, ist das schlicht zu wenig. Die Dortmunder springen im Moment dermaßen unter ihren Ansprüchen durch, das lässt sich nicht wegdiskutieren.
Zudem muss sich Favre fragen lassen, ob er in Sachen Kaderplanung auf das richtige Pferd gesetzt hat. Als Julian Brandt geholt wurde, habe ich mich gefragt, warum? Auf seiner Position im offensiven Mittelfeld war der BVB gut besetzt und ein Mittelstürmer ist er nicht.
Auf der Neunerposition sollte jetzt Mario Götze spielen, wo er sich nicht wohlfühlt. Wenn dieser dann ausgewechselt wird, muss der Trainer kurz hingehen und ihn auch mal streicheln. Weil jeder drauf schaut.
Manchmal musst du für die Öffentlichkeit diese Dinge machen. Was in Dortmund passiert, ist nicht gut - nach innen oder außen.
Bis demnächst
Euer Marcel Reif
Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.