"Er spürt Fußball."
So weh tut dem BVB Alcácers Ausfall
So einfach und doch so komplex beschrieb Lucien Favre, der Trainer von Borussia Dortmund, einmal seinen Spieler Paco Alcácer. Von einem so in die Feinheiten seines Sports vertieften Trainer kann es kaum ein größeres Kompliment geben.
Umso schmerzhafter für den BVB-Coach, dass er im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach weiter auf Alcácers Instinkte verzichten muss (Bundesliga: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach im LIVETICKER).
Der Spanier leidet an Achillessehnenbeschwerden, wegen denen er schon beim 2:2 in Freiburg ausfiel. Für die Genesung ist bis Samstag nicht mehr genug Zeit. Wie schwer der Ausfall des Topstürmers wiegt, belegen die Zahlen (Quelle: Opta).
Ein Mann für die wichtigen Tore
Seit Ende August vergangenen Jahres ist Alcácer jetzt beim BVB unter Vertrag. Seitdem hat er 41 Spiele für die Schwarz-Gelben absolviert. 13 Partien verpasste er. Dortmunds Siegquote bei den Begegnungen mit Alcácer liegt fast um 10 Prozent höher (63 Prozent) als ohne ihn (54 Prozent).
In zwei Schlüsselspielen setzte es ohne den spanischen Nationalspieler bittere Niederlagen. Das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Tottenham Hotspur ging mit 0:3 verloren, bei der 0:5-Packung beim FC Bayern gab der BVB nur vier Torschüsse ab. Klarer Saison-Tiefstwert.
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In der Bundesliga ist Alcácers Einfluss allgemein noch größer. Mit ihm erzielte der BVB pro Partie im Schnitt 1,2 Tore mehr als der Gegner, ohne ihn ist der Abstand nicht einmal halb so groß: 0,5 Tore mehr.
Bei der Siegquote wird der Wert fast beängstigend. Mit Alcácer liegt sie bei 69 Prozent und ohne ihn bei nur 38 Prozent. Ein Unterschied von fast 30 Prozent.
Der 26-Jährige ist ein Mann für die wichtigen Tore, auch das ist erwiesen. Vergangene Saison war er der Bundesligaspieler, der seiner Mannschaft durch seine Tore die meisten Punkte einbrachte. Mit seinen 18 Ligatreffern sorgte er für 14 Punkte.
Alcácer ist jetzt noch wichtiger
In der vergangenen Spielzeit machte sich Alcácer als Joker-König einen Namen, brach Rekord um Rekord. In dieser Saison hat sich seine Rolle geändert. "Er hat mit der Mär aufgeräumt, dass er nur treffen kann, wenn er eingewechselt wird", fasste Sportdirektor Michael Zorc den Wandel beim kicker zusammen.
Tatsächlich ist Alcácer nun deutlich austrainierter und hat keine Probleme mehr, die vollen 90 Minuten auf dem Platz zu stehen. Unter Favre ist er unumstrittener Stammspieler, der auch Defensivarbeit verrichtet.
Eins hat der Mittelstürmer aber beibehalten: er trifft und trifft. Bisher fünf Mal in sechs Bundesligaspielen. Alcácer ist jetzt noch wichtiger, was die Frage aufwirft, wer ihn gegen Gladbach ersetzen kann.
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Götze die wahrscheinlichste Alternative
Einen wirklich adäquaten Ersatz hat Favre nicht, er hat überhaupt keinen anderen Mittelstürmer im Kader.
In Freiburg bot der Schweizer Mario Götze als Spitze auf, als falsche Neun. Ein Zahlenvergleich mit Alcácer fällt klar aus.
Der Spanier hat deutlich weniger Ballkontakte, in der Spielzeit 2019/20 kam er bislang im Schnitt auf 30 pro Spiel. Bei Götze sind es deren 70. Interessant ist aber vor allem, wo die beiden Spieler ihre Ballkontakte haben.
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Alcácer verbuchte am 3. Spieltag bei Union Berlin zwei Torschüsse und gab zwei Torschussvorlagen. Fünf Ballaktionen hatte er im Strafraum, dazu kommen sieben weitere zentral vor dem Strafraum, also in Schussposition.
Alcácer kaltschnäuzig vor dem Tor
Götze war in Freiburg nur einmal im Strafraum am Ball und zweimal an der Strafraumgrenze. Zudem wich der 27-Jährige oft nach außen aus.
Alcácer steht am Ende der Verwertungskette, ist der kaltschnäuzige Torjäger mit starker Chancenverwertung (42 Prozent). Götze nimmt diese Rolle nicht ein.
Fazit: Alcácer ist für den BVB kaum zu ersetzen. Für Dortmunds ambitionierte Saisonziele ist wichtig, dass er bald wieder Fußball spürt statt seine Achillessehnen.