"So kann es nicht weitergehen", sagte Lucien Favre nach Borussia Dortmunds hochpeinlichen Auftritt gegen Bundesliga-Schlusslicht Paderborn. Recht hat er! Und wenn Favre ehrlich ist, muss er eingestehen: Es kann nicht mehr weitergehen mit ihm.
Kommentar: Sammer sollte helfen
Man mag diese Erkenntnis bedauern. Favre hat dem BVB im Vorjahr in Turbo-Manier zu einem Zauberfußball verholfen. Er hat den Verein und die schwarz-gelben Fans lange von der ersten Meisterschaft nach der Ära Jürgen Klopp träumen lassen.
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Zur Kehrseite gehört aber: Die Entwicklung, die in der peinlichen 0:4-Abfuhr bei den Bayern und nun in der ersten Halbzeit gegen Paderborn ihre kläglichen Tiefpunkte fand, hatte sich schon in der Rückrunde der vergangenen Saison angedeutet, als der BVB den Titel verstolperte.
Es gehört auch zur Aufgabe eines Trainers, Mentalität und Willensleistung einzufordern.
Momentan gibt die Mannschaft trotz der Aufholjagd in der zweiten Halbzeit gegen Paderborn ein besorgniserregendes Bild ab. Ein Zweikampfverhalten, das an Arbeitsverweigerung grenzt, kein kollektives Pressing – es verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass der BVB in der aktuellen Verfassung nicht willens oder nicht in der Lage ist, die notwendigen Eigenschaften für eine Spitzenmannschaft einzubringen.
Favre hat es - mit Ausnahme von Mats Hummels - zudem nicht geschafft, die hochgelobten Neuzugänge Julian Brandt, Nico Schulz und Thorgan Hazard so zu integrieren, dass sie die Mannschaft auf ein neues Level hieven. Im Gegenteil: Das BVB-Gefüge ist so instabil wie lange nicht.
Beim wichtigen Spiel in der Champions League beim FC Barcelona darf Favre noch auf der Bank sitzen. Ihm im Erfolgsfall weiter eine Chance zu geben, wäre fatal. Dazu hat die Mannschaft unter Favre schon seit einem zu langen Zeitraum Konstanz vermissen lassen. Eine zügige Trennung wäre deshalb nur folgerichtig.
Natürlich ist die Suche nach einem Nachfolger alles andere als einfach. Eine Wiedervereinigung von Niko Kovac und Mats Hummels wäre wohl zu problembeladen. Der ausgewiesene Fachmann Ralf Rangnick ist mit seiner Schalker und Leipziger Vergangenheit gegenüber den BVB-Fans schwer darstellbar, was aber kein Ausschlusskriterium sein sollte.
Die beste Lösung wäre der gerade bei Tottenham entlassene Mauricio Pochettino. In Dortmund halten sie große Stücke vom Argentinier, der den BVB in der vergangenen Saison mit den Spurs im Achtelfinale der Königsklasse in die Grenzen wies. Pochettino wäre zuzutrauen, dass er den Dortmundern Stabilität einimpft. Ob die BVB-Bosse ihn locken können? Schwer zu sagen.
Bliebe noch Matthias Sammer. Der externe Berater hat nach gesundheitlichen Problemen 2016 immer wieder betont, dass er nicht mehr als Trainer arbeiten will. Sammer, 2002 mit dem BVB jüngster Meistertrainer der Bundesliga-Geschichte, wäre zumindest als Interimslösung ein Glücksfall. Sollte es seine Gesundheit zulassen, sollte Sammer nun über seinen Schatten springen.