Der FC Bayern zeigte beim 6:1 gegen den SV Werder Bremen über weite Teile zwar ein Offensivspektakel, offenbarte aber auch eklatante Schwächen in der Viererkette.
Bayerns Tempodefizit wird zur Gefahr
Vor allem in puncto Geschwindigkeit hapert es derzeit. Auffällig wurde dies einmal mehr bei Jérôme Boateng, der den schnellen Werder-Torschützen Milot Rashica überhaupt nicht in den Griff bekam und in der Halbzeit, auch wegen seiner Gelben Karte, frühzeitig ausgewechselt wurde.
"Was heißt große Probleme?", konterte David Alaba auf die Frage nach offensichtlichen Problemen Boatengs mit Rashica, der den Weltmeister von 2014 immer wieder in Duelle an der Mittellinie verwickelte.
"Wir wissen, dass wir ein risikoreiches Spiel spielen, sehr hoch stehen und hinten Mann-gegen-Mann spielen. Wir wollen natürlich dagegenhalten, aber das kann man nicht immer", stellte Alaba klar.
Boateng und Martínez Opfer von Flicks System
Auch Hasan Salihamidzic vermied eine Boateng-Diskussion. "Der Junge (Rashica, d. Red.) hat das in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht. Er war sehr, sehr schnell und fleißig. Er ist die Räume angelaufen und hatte auch einen sehr guten Abschluss", sagte der Sportdirektor.
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Dennoch: Boateng, auch Javi Martínez, haben mit der Defensiv-Umstellung von Hansi Flick zu kämpfen. Der Kovac-Nachfolger lässt seine Mannschaft viel früher pressen, die Bayern verteidigen höher.
Dabei kommt es vor allem auf das richtige Timing in den Zweikämpfen an. Passt das nicht, brennt es hinten zumeist lichterloh, weil etliche Konter zugelassen werden. Bremen nutzte das einmal aus, Leverkusen zuvor zweimal. Oftmals müssen die schnellen Alphonso Davies und Alaba aushelfen.
Gegentor-Flut nach Kontern
Bezeichnend, dass das Führungstor der Bremer bereits das sechste Konter-Gegentor in der laufenden Saison war. So viele fing man sich zuletzt vor 24 Jahren ein.
Abweichen wird Flick von seiner taktischen Marschroute nicht. Er will, dass sein Team aktiv vorwärtsverteidigt, das Risiko eines Konters mit einkalkuliert.
Wahrscheinlich ist, dass Alaba aufgrund seiner Geschwindigkeit auch in der Rückrunde in der Innenverteidigung bleibt. Sein möglicher Nebenmann könnte Lucas Hernández sein, der frühestens Ende Januar zurückkehren wird.
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Grund: Boateng und Martínez haben ihre Stärken in der Luft und im Stellungsspiel. Aber nicht mehr im Laufduell.
Holt der FC Bayern noch einen Innenverteidiger?
Die Frage ist, ob die Münchner wegen des Tempo-Problems in der Winterpause noch auf dem Transfermarkt tätig werden, um sich in der Innenverteidigung zu verstärken. SPORT1-Experte Mario Basler spricht sich für einen solchen Transfer aus.
"Ich würde einen Innenverteidiger holen, aber die wachsen auch nicht auf den Bäumen", sagte der 30-malige deutsche Nationalspieler im CHECK24 Doppelpass. Gleichzeitig glaubt er aber nicht, dass die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters tätig werden: "Von den großen Mannschaften wird ein gesetzter Spieler nicht verkauft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern in der Winterpause einen holen."
Ob mit oder ohne neuen Innenverteidiger. Die entscheidenden und vermeintlich großen Spiele kommen in der Rückrunde. Bis dahin müssen die Bayern ihre Konteranfälligkeit in den Griff bekommen.