Warum eigentlich nicht Thomas Tuchel?
Tuchel & Bayern: Was läuft schief?
Es war die Frage im Frühjahr 2018, als der FC Bayern München im vergangenen Jahr die Nachfolge von Carlo Ancelotti zu regeln hatte. Und es ist nun wieder die Frage.
Nach SPORT1-Informationen ist ein Engagement des Trainers von Paris Saint-Germain beim FC Bayern kein Thema - weder für die Rückrunde, noch für die kommende Saison. Auch eine Doppellösung mit Tuchel und Hansi Flick ist ausgeschlossen, wie SPORT1 weiß.
Stattdessen verdichtet sich das Szenario, dass die Bayern ihren Wunschkandidaten Erik ten Hag von Ajax Amsterdam loszueisen versuchen.
FC Bayern stellt Weiche in andere Richtung
Es wäre ein kurioser Gang der Dinge: Tuchel, "einer der besten deutschen Trainer" (O-Ton Flick), könnte zum zweiten Mal leer ausgehen bei der Besetzung eines Trainerjobs beim erfolgreichsten deutschen Klub - eines Klubs mit erklärtem Faible für deutschsprachige Coaches.
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Natürlich, die Konstellation ist heute anders als damals: Tuchel steht jetzt bei einem anderen europäischen Topklub unter Vertrag, erst im Mai verlängerte PSG bis 2021.
Andererseits: Riesengroß ist die Job-Sicherheit beim ambitionierten Hauptstadtklub aus Frankreich nicht. Sollte Tuchel gegen Ex-Klub Borussia Dortmund einmal mehr im Achtelfinale der Champions League ausscheiden, droht ihm die Entlassung - und der Weg zum FC Bayern wäre verbaut.
An dieser Weichenstellung des Rekordmeisters werden sich die Geister einmal mehr scheiden: Ist es nicht fahrlässig, dass die Münchener Bosse nicht entschlossen um einen Trainer dieses Formats bemühen? Schon wieder nicht?
Thomas Tuchel sagte 2018 schließlich selbst ab
Im vergangenen Jahr schien Tuchel eigentlich die logische Lösung der damals offenen Trainerfrage zu sein.
Anders als heute war der 46-Jährige damals nicht an einen anderen Klub gebunden und klubintern gab es damals eine größere Neigung, ihn auch zu verpflichten: Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war dafür, Sportdirektor Hasan Salihamidzic ebenso - allerdings war der damals noch amtierende Präsident Uli Hoeneß skeptisch.
Diese Skepsis durchkreuzte letztlich alle Gedankenspiele: Weil die Bayern Tuchel hinhielten, sagte der PSG zu. Von dieser Zusage wich er auch nicht mehr ab, als die Bayern die Lage erkannten und sich Tuchel dann doch intensiver umgarnten.
Hoeneß hatte zu diesem Zeitpunkt noch daran geglaubt, Jupp Heynckes zu einem Engagement bis 2020 überreden zu können. Weil der sich nicht darauf einließ, bekam Niko Kovac letztlich den Zuschlag.
Erik ten Hag als attraktive Alternative
Kovac ist mittlerweile weg und die Münchener stehen wieder vor einer komplexen Gemengelage: Diesmal gibt es einen Alternativkandidaten, der als passender empfunden wird.
Der 49 Jahre alte ten Hag spricht deutsch, ist als ehemaliger Trainer des FC Bayern München II mit dem Umfeld vertraut, danach hat er sich bei Ajax auf hohem Niveau bewiesen, führte den Klub 2019 ins Halbfinale der Champions League, mit offensivem und attraktivem Spiel, geprägt von jungen Leistungsträgern.
In diesem Jahr ist Ajax zwar in der Vorrunde ausgeschieden, dennoch sind die Bayern-Bosse offensichtlich nicht ins Zweifeln gekommen, dass ten Hag dem vom kommenden Klubboss Oliver Kahn propagierten Anforderungsprofil entspricht. Dass er der Trainer sein kann, der in der Lage ist, beim FC Bayern "eine Ära zu prägen".
Und was ebenfalls erleichternd hinzukommt: Ten Hag hat im Herbst deutlich durchblicken lassen, dass er für ein Angebot seines alten Klubs ab Sommer offen ist - ebenso wie die Ajax-Verantwortlichen haben durchblicken lassen, dass sie ihn ziehen lassen würden.
Deal mit PSG macht Lage kompliziert
Hinter Tuchel stehen mehr Fragezeichen. Ob er im Sommer verfügbar ist, steht in den Sternen. Öffentlich hat er jede Nachfrage zum Thema Bayern abgeblockt, verständlicherweise: Jede Andeutung eines Flirts mit Bayern würde seine Position in Paris schwächen.
Außerdem ist da noch die Vorgeschichte bei Borussia Dortmund, wo im Verhältnis zu den Klubverantwortlichen und einem Teil der Mannschaft viel Porzellan zerschlagen wurde - und die sich daraus ableitenden Fragen, ob es den Bayern mit ihm nicht ähnlich ergehen würde, bei aller unbestrittenen Fachkompetenz.
In der Summe ergeben sich gute Gründe für die Münchener, zum Schluss zu kommen, dass Tuchel einer der besten deutschen Trainer sein mag - aber aktuell vielleicht dennoch nicht der beste Trainer für den FC Bayern.