Für Wettfreunde gehörte die Partie Borussia Dortmund - SC Freiburg zu den sichersten Bänken des Bundesliga-Wochenendes.
Streichs Negativserie gegen den BVB
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Form und Tabellenstand wiesen den Gastgeber, der als einziges Team der Saison noch kein Heimspiel verlor und heute wieder 1:0 gewann, als klaren Favoriten aus.
Auch die Historie dieser Partie ließ wenig Zweifel aufkommen. Seit 17 Duellen hatte der SC gegen die Borussia nicht gewinnen können und in Dortmund nur ein einziges Mal bei 19 Versuchen - am 21. Oktober 2001 (2:0) noch unter dem ewigen Volker Finke.
Heute hieß der SC-Trainer Christian Streich, auch er ist Teil dieser unrühmlichen, aber eigentlich gar nicht mal so ungewöhnlichen Geschichte. Ein Großer dominiert einen Kleinen, warum auch nicht? Dass es schon so lange keine Ausnahme von der Regel gibt, auch nicht in Zeiten wo der BVB mal schwächelte (wie 2014/15), das ist etwas seltener.
Streich hat den Angstgegnerrekord
Zu einer Besonderheit machte diese Paarung allerdings die Horrorbilanz von Streich, der am Samstag nach der 0:1-Niederlage einen Bundesliga-Rekord aufstellte - einen den kein Trainer will.
Er hat nämlich die letzten 15 sieglosen Duelle gegen den BVB zu verantworten. Damit ist er der Trainer, der von allen Kollegen, die nie gegen einen bestimmten Verein gewannen, die meisten Versuche unternahm. Er hat den Angstgegner-Rekord.
Bis heute lag er gleichauf mit Wolfgang Wolf, der von 1997 - 2006 weder mit Wolfsburg noch mit Nürnberg oder Kaiserslautern je gegen die Bayern gewann – ebenfalls in 14 Spielen. Nun wird Streich eine Weile oben bleiben: Wolfs Trainerkarriere ist beendet, ebenso wie die des Dritten in der Angstgegner-Tabelle, Ewald Lienen (kein Sieg in je 13 Spielen gegen Bayern und Leverkusen) und des Vierten, Aleksandar Ristic, der unternahm zwölf vergebliche Versuche gegen die Bayern.
Von den aktuellen Trainern hat Kölns Markus Gisdol gute Chancen, in diesem Ranking noch etwas zu klettern - achtmal gab es keinen Sieg gegen Bayern, nur einen Punkt erbeutete er mal.
Horrorbilanz für Streich gegen BVB
Keiner aber übertrifft die Horrorbilanz des Christian Streich gegen den BVB - einfach weil sie die längste ist. Sie enthält 15 Pleiten und nur drei Unentschieden, darunter das 2:2 im Hinspiel. Das Torverhältnis lautet 7:40.
Die Serie begann am 5. Mai 2012 mit einem 0:4 in Dortmund beim damals alten und neuen Meister. Es folgten acht Niederlagen, ehe dem SC-Trainer im zehnten Duell am 9. September 2017 der erste Streich gelang. Nach einem 0:0 im Heimspiel gegen den Tabellenführer BVB, ab Minute 29 wegen Ravets Platzverweis in Unterzahl, atmete Streich durch: "Es gibt gefühlte Siege. Wir haben gefightet, gearbeitet, in den ersten 30 Minuten auch Fußball gespielt, am Ende ist es ein verdienter Punktgewinn."
Im Rückspiel (2:2) holte der SC unter Streich sogar den ersten und einzigen Punkt in Dortmund, der Sieg war zum Greifen nah und das Westfalenstadion kochte über vor Verdruss und Wut. Erst in der Nachspielzeit glich Borussia durch Jeremy Toljan aus. Es war das zweite Spiel gegen Dortmund, in dem Streich mal eine Führung erlebte, insgesamt konnte er dieses Gefühl nur in 43 von 1620 Minuten dieses Duells genießen.
Was er nach wie vor nicht genießen konnte, das waren Siege gegen Borussia Dortmund. Übrigens auch nicht als Profi, da gab es für den einstigen Homburger Bundesligaspieler keine Begegnungen, auch nicht im Pokal.
Zum unrühmlichen Bundesliga-Rekord kommt für Streich obendrein ein trauriges Jubiläum. Es war seine 100. Niederlage in einem Punktspiel als Cheftrainer des SC Freiburg.
Streichs Horrorserie:
5. Mai 2012 0:4 (A)
27. 10. 2012: 0:2 (H)
16. 3. 2013: 1:5 (A)
28. 9. 2013: 0:5 (A)
9. 3. 2014: 0:1 (H)
13. 9. 2014: 1:3 (A)
7. 2. 2015: 0:3 (H)
23. 9. 2016: 1:3 (A)
25. 2. 2017: 0:3 (H)
9. 9. 2017: 0:0 (H)
27. 1. 2018: 2:2 (A)
1. 12. 2018: 0:2 (A)
21. 4. 2019: 0:4 (H)
5. 10. 2019: 2:2 (A)
29.2. 2019: 0:1 (A)
Für den BVB sind 18 Spiele ohne Niederlage gegen einen bestimmten Verein übrigens Vereinsrekord.