Beim 2:0 in Bremen machte der Wunderstürmer sein zwölftes (!) Pflichtspieltor im achten Spiel für den BVB.
Woran Haaland noch arbeiten muss
"Er ist ein Killer", schwärmte auch Teamkollege Axel Witsel, "er braucht nur wenige Möglichkeiten, um ein Tor zu erzielen."
In dieser Saison, in der Erling Haaland für RB Salzburg und den BVB insgesamt auf 40 Pflichtspiel-Treffer in 30 Partien kommt, brach der Norweger etliche Rekorde. Klar ist aber auch: Haaland ist noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen. Der 19-Jährige sagte nach seinem Doppelpack beim 2:1-Sieg in der Champions League gegen Paris St. Germain selbstkritisch: "Ich weiß, dass ich mich noch in vielen Bereichen verbessern muss. Das hat man heute gesehen. Ich werde weiter hart arbeiten."
SPORT1 zeigt auf, was dem Torjäger noch fehlt, um ein absoluter Weltklasse-Stürmer zu werden.
Kopfballspiel
Mit einer Körpergröße von 1,94 Metern und einem Gewicht von fast 90 Kilo ist Erling Haaland eine "Naturgewalt", wie nicht nur BVB-Boss Hans-Joachim Watzke findet. PSG-Coach Thomas Tuchel bezeichnete den norwegischen Nationalspieler sogar als "Tier". Seinen Größenvorteil konnte Haaland bisher aber kaum ausnutzen. In dem Jahr bei Salzburg erzielte er lediglich drei Treffer mit dem Kopf. Von seinen zwölf Toren für den BVB ist noch kein Kopfballtreffer dabei gewesen. Jugendcoach Alf Ingve Berntsen (55), der Haaland neun Jahre lang beim FK Bryne trainierte, sagt gegenüber SPORT1: "Erling kann seine Größe noch viel mehr ausnutzen. Er muss an seinem Kopfballspiel arbeiten, das weiß er aber selbst."
Technik
Es sieht teilweise hölzern und tapsig aus, wenn sich Riese Haaland mit großen Schritten über den Platz bewegt. Das Top-Talent besticht durch seine enorme Physis, sein Durchsetzungsvermögen und seine Siegesgier. An seiner Technik, speziell an der Ballverarbeitung, muss Haaland aber noch arbeiten. Gerade bei der Ballannahme, wenn Haaland mit dem Rücken zum Tor steht, verspringen ihm oft die Bälle. Das war gegen Paris bis zu seinen beiden Toren der Fall. Berntsen: "Du kannst als 19-Jähriger noch in allen Bereichen dazu lernen. Erling ist erst am Anfang und noch nicht 30. Er ist in einem perfekten Alter, um genau diese Dinge zu verbessern."
Übersicht
Seine Laufwege sind genial. Haaland ist ein Instinktfußballer, der die freien Räume sieht und erkennt. An seiner Übersicht mit Ball muss er allerdings arbeiten. Beispiel: In der Schlussphase gegen Bremen stürmte Haaland nach eigenem Ballgewinn mit dem Ball am Fuß in den Werder-Strafraum und hatte trotz 5:3-Überzahlsituation nicht das Auge für die mitgelaufenen Kollegen. Der oft etwas zu ballverliebte Haaland hatte einen "Tunnelblick", schaute nur auf den Ball und versuchte es selbst. Witsel tadelte den Wunderstürmer deshalb: "Am Ende hätte Erling kollegialer sein und abspielen können."
Zweikampfstärke
Haaland arbeitet eifrig nach hinten mit. Gegen Bremen lief er allein fünfmal in den eigenen Strafraum zurück, um der BVB-Defensive zu helfen – top! Unglaublich auch sein Box-to-Box-Sprint gegen Paris, als er zunächst einen Eckball aus dem eigenen Strafraum köpfte und in weniger als zehn Sekunden im gegnerischen Strafraum war (6,64 Sekunden für 60 Meter). Im Zweikampfverhalten hapert es aber noch. Haaland führte in seinen bisherigen sechs Bundesliga-Spielen 96 Zweikämpfe und gewann gerade mal 37,5 Prozent derer. Er verlor zudem mehr als die Hälfte seiner 25 Luftduelle (60 Prozent), womit wir wieder beim Thema Kopfballstärke wären.
Trotz der oben genannten Defizite ist klar: Erling Haaland ist der Wunderstürmer der Bundesliga und beim BVB längst durchgestartet. Um in den nächsten Jahren allerdings das absolute Weltniveau zu erreichen, muss er weiter hart an sich arbeiten. Haaland hat das selbst längst erkannt. Trainer Lucien Favre sagt: "Erling hat eine super Mentalität, er will immer trainieren und sich verbessern. Er ist immer unzufrieden mit sich selbst."
Entdecker Alf Ingve Berntsen sagt abschließend: "Erling geht sehr professionell mit seinem Beruf um und arbeitet ständig an sich. Er ist regelrecht süchtig danach, Tore zu erzielen." Was den Norweger besonders freut: "Der Junge macht das gleiche wie mit 12 oder 13: er hat Spaß, lacht viel und trifft viel."