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Hertha BSC: Engagement von Berater Marc Kosicke ist pikant

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Hertha BSC: Engagement von Berater Marc Kosicke ist pikant

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Hertha: Kosicke wirft Fragen auf

Neben Jens Lehmann soll auch Trainer-Berater Marc Kosicke in den Aufsichtsrat von Hertha BSC berufen werden. Das sorgt für Irritationen.
Der ehemalige Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann soll den vakanten Platz von Jürgen Klinsmann im Aufsichtsrat von Bundesligist Hertha BSC einnehmen.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Es wird nicht langweilig bei Hertha BSC.

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Nach dem Theater um Jürgen Klinsmann und dem Wirbel um das Skandal-Video von Stürmer Salomon Kalou in der vergangenen Woche sorgte am Sonntag eine weitere Personalie für Aufsehen beim Hauptstadtklub.

Jens Lehmann, der als Profi unter anderem bei Schalke 04, Borussia Dortmund und dem FC Arsenal spielte und unter dem Bundestrainer Klinsmann 2006 WM-Torwart wurde, wird den vakanten Platz von Klinsmann im Aufsichtsrat der Hertha übernehmen, bestätigte ein Sprecher von Investor Lars Windhorst.

Lehmann soll sich im Aufsichtsrat um sportliche Belange kümmern. Ebenso soll Berater Marc Kosicke neu in das Gremium einziehen, zu dessen Klienten die Trainer Jürgen Klopp, Julian Nagelsmann und David Wagner gehören. Und auch Ralf Rangnick.

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Der Verein gab dies auf seiner Homepage bekannt: "Die TENNOR Holding B.V. hat als Vertreter im Aufsichtsrat der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, der aus neun Mitgliedern besteht, zum einen den ehemaligen Nationaltorwart Jens Lehmann und zum anderen Marc Kosicke, Gründer und Geschäftsführer der Agentur Projekt b und Berater von Trainern und Führungskräften im Fußball, benannt."

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Preetz begrüßt Lehmann und Kosicke

Herthas Geschäftsführer Sport Michael Preetz wird wie folgt zitiert: "Wir pflegen selbstverständlich einen regelmäßigen Austausch mit Lars Windhorst und sind über den Vorgang informiert worden. Wir begrüßen beide herzlich in ihrer neuen Funktion bei Hertha BSC."

Kosicke ist als Trainer-Berater mit seiner Firma Projekt b am Markt konkurrenzlos und gilt als seriöser Stratege im Hintergrund, dessen Netzwerk und Sicht auf den Fußball von vielen im Bundesliga-Geschäft geschätzt werden.

Doch vor allem um sein Engagement gab es am Montag dann Verwirrung.

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Ein Tweet seines Berater-Kollegen Jörg Neblung (vertrat den 2009 verstorbenen Torwart Robert Enke, Ex-Nationaltorhüter Timo Hildebrand, den früheren Bayern-Keeper Jörg Butt und aktuell unter anderem Arminia-Bielefeld-Schlussmann Stefan Ortega) machte klar, welche Brisanz ein Platz Kosickes im neunköpfigen Kontroll-Gremium für die TENNOR Holding B.V. hat, deren Mitgründer Windhorst ist.

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"Smarter Move"

"Smarter Move von Marc Kosicke", twitterte Neblung. "Aus dem Aufsichtsrat heraus kann ich einem Verein natürlich noch viel effektiver Trainer oder Trainingslager vermitteln."

Klang nach einem sarkastischen Seitenhieb - war es auch so gemeint? SPORT1 hakte bei Neblung nach.

"Marc und ich kennen uns schon seit 20 Jahren noch aus seiner Nike-Zeit, und ich schätze ihn sehr", betont der 52 Jahre alteNeblung vorab: "Wir sind durch unser unterschiedliches Klientel keine wirklichen Wettbewerber. Ich halte Marc für einen hervorragenden Fachmann, gut vernetzt und integer und somit ein Zugewinn für die Hertha beziehungsweise TENNOR."

Pikant ist allerdings: Tritt Kosicke nun tatsächlich offiziell als Hertha-Aufsichtsrat auf, dann "wechselt er plötzlich auf die Vereinsseite. Das war vor ein paar Jahren, als es noch die Vermittler-Lizenz gab, ausdrücklich untersagt."

Hier liege ein "Interessenkonflikt" auf der Hand, findet Neblung, "wenn jemand aus unserer Branche plötzlich die Geschicke eines Vereines mit bestimmt. Das Thema war vor ein paar Jahren ja schon mal mit der Bewerbung von Jörg Neubauer auf dem Berliner Tisch."

Der scheiterte im Mai 2016 mit seiner Präsidentschaftsbewerbung nicht zuletzt deswegen, weil Ex-Profi Axel Kruse auf der Versammlung den Konflikt deutlich aufzeigte - und Neubauers Versicherungen, dass alles kosher sei, aufspießte: "Wer soll dir glauben?", fragte der frühere Angreifer: "Spielerberater rauben Vereine aus."

Kosicke sieht sich als Mediator

Kosicke betritt daher laut Neblung schwieriges Terrain: "Unsere Branche ist ohnehin schon nicht gut beleumundet, zuletzt hat Christian Seifert ja noch mal schön Öl ins Feuer gegossen. Auch wenn Marc einen tadellosen Ruf hat und sich auch als Trainer-Berater sieht, so ist er zudem noch Gesellschafter bei Onside und somit Hauptwettbewerber des Hertha-Dienstleisters Match IQ (Eventagentur, die auf die Organisation z.B. von Trainingslagern spezialisiert ist, Anm. d. Red.). Alleine auf der Ebene wird der Interessenkonflikt eindeutig beäugt werden, da bin ich sicher."

Kosicke wollte sich auf SPORT1-Anfrage nicht äußern. In der Welt hatte er seine Rolle bei der Hertha als nicht so problematisch erachtet. "Ich denke, ich werde so agieren wie bislang auch. Zu einer von meinen Aufgaben zählt es, auch als Mediator aufzutreten", erklärte er. "Das heißt konkret, dass ich meinen Teil dazu beitrage, zwischen allen Beteiligten eine positive, konstruktive Arbeitskultur zu entwickeln. Die war augenscheinlich in den vergangenen Monaten nicht ganz so gegeben."

Heikles Thema Trainerdiskussion?

Sollte aber in Berlin das nächste Mal eine Trainerdiskussion aufkommen, "kann man sich vorstellen, was zusammen konstruiert werden wird", gibt Neblung zu bedenken. "Wir Berater stehen so oder so in den Startlöchern, wenn sich in einem Verein eine Personalie öffnet. Nur Marc ist eben nun in der ersten Reihe, was den Informationsfluss in beide Richtungen angeht und kann seine Profile quasi mal eben nebenan ausgedruckt auf den Schreibtisch werfen."

(Disclaimer: Match IQ ist ein Unternehmen der SPORT1 Medien AG)