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Eintracht Frankfurt: Adi Hütter wehrt sich gegen Angst-Vorwurf

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Eintracht Frankfurt: Adi Hütter wehrt sich gegen Angst-Vorwurf

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Zu ängstlich? Hütter wehrt sich

Nach Unentschieden gegen Bielefeld, Köln, Bremen und Stuttgart wächst die Kritik im Umfeld an Eintracht-Trainer Adi Hütter. Der wehrt sich gegen den "Mutlos-Vorwurf".
Adi Hütter ist seit Sommer 2018 Trainer von Eintracht Frankfurt
Adi Hütter ist seit Sommer 2018 Trainer von Eintracht Frankfurt
© Imago
cmichel
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Die Saison 2018/19 wird auch ohne Titel eine Spielzeit bleiben, die dem Umfeld von Eintracht Frankfurt noch lange in Erinnerung bleibt. 

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Die Hessen erzielten in Bundesliga und Europa League 91 Treffer in 48 Partien. Die "Büffelherde" um Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic steuerte 59 Tore bei, auch Filip Kostic traf zehnmal. Der "Hunger", wie Trainer Adi Hütter immer wieder betonte, war groß. Letztmals hatten die Hessen zu "Fußball 2000"-Zeiten von Anthony Yeboah, Jay-Jay Okocha und Uwe Bein so begeistert.  

Obwohl dem Team in der vergangenen Spielzeit in diesen beiden Wettbewerben ebenfalls wieder 73 Tore glückten, war ein lautes Murren zu vernehmen.

Bas Dost häufiger verletzt, André Silva zu Beginn nicht in Form, später fiel Goncalo Paciencia in ein Leistungstief, Dejan Joveljic war noch nicht so weit und Daichi Kamada agierte als Spielmacher zu schwankend. Hütter hatte einige Probleme zu meistern, die zuvor so erfolgreiche und für rund 110 Millionen Euro (ohne Abzüge) verkaufte "Büffelherde" ließ sich nicht von jetzt auf gleich verzichten. Das Trio war für den Coach einerseits ein Segen, weil der Europa-League-Sieg nur knapp verpasst wurde, andererseits aber ist sie die Messlatte, ein Fluch also.

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"Büffelherde" hat die Erwartungshaltung nach oben geschraubt 

Hütter hat mit dieser Erwartungshaltung zu kämpfen. Nach Unentschieden gegen Arminia Bielefeld, 1. FC Köln, Werder Bremen (jeweils 1:1) und den VfB Stuttgart (2:2) wurden im Umfeld die Vorwürfe laut, er stelle doch zu ängstlich auf. Wo sei die Unbekümmertheit hin, die vor zwei Jahren beinahe zum Einzug in die Champions League geführt hätte? Ist sie überhaupt weg? "Unsere Aufstellung ist doch nicht mutlos", wehrte sich Hütter.  

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In der Saison der "Büffelherde" lief das Team nach anfänglicher Findungsphase in 31 Pflichtspielen im 3-4-1-2-System auf. Ganz vorne agierten Jovic und Haller, hinter den Spitzen kamen der bullige Rebic mit viel Power und auf links Kostic mit seiner Wucht hinzu.

Der restliche Teil des Teams sorgte für die richtige Balance, das Mittelfeld wurde teilweise nur mit langen Bällen überbrückt und dann ging ganz vorne die Post ab. Doch eines wurde stets ausgeklammert: Trotz des Pokalsieges war die Eintracht noch ein Außenseiter in der Bundesliga, die Gegner versuchten mitzuspielen und fanden keine Lösungen. Und wenn Teams aus der zweiten Tabellenhälfte trafen, dann wurden sie über 90 Minuten gesehen überrollt. 

Hütter wehrt sich gegen Vorwürfe der Mutlosigkeit 

Die Parameter haben sich inzwischen verschoben. Bremen und Bielefeld parken den Bus vor dem Tor und überlassen der Eintracht das Spiel. Obwohl die Hessen mit dieser neuen Situation zu kämpfen haben, kreieren sie in jeder Partie mehr Topchancen als die Gegner. Die zeigt der Blick auf die "Expected Goals"-Statistik. Zur Erklärung: Dieses Modell zeigt, wie hoch die Chance auf das Tor wirklich war, und berechnet für jeden Abschluss anhand mehrerer Faktoren einen Wert. Mit Ausnahme des Debakels in München (0:5) waren die Frankfurter ihren Gegnern in dieser Disziplin teilweise hoch überlegen.

"Wir spielen fast immer mit zwei Spitzen und Daichi Kamada dahinter. Das ist doch nicht mutlos! Steven Zuber ist auch noch ein Spieler, der eher offensiv spielt", verwies Hütter auf seinen Angriff. 

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In der Tat: Das schon vor zwei Jahren praktizierte 3-4-1-2-System fand in allen sieben Bundesligapartien Anwendung. Das Problem ist die mangelnde Effizienz, mit zehn Treffern belegen die Frankfurter nur den neunten Rang. Zudem kassiert die Eintracht zu häufig einfache Gegentore, letztmals stand die Null am 3. Juni gegen Bremen (3:0). Auch intern zeigen sich die Verantwortlichen nach SPORT1-Informationen verwundert darüber, warum Gefahren trotz großer Erfahrung auf dem Platz oftmals zu spät erkannt werden. Dadurch fehlen in der Endabrechnung, wie auch der Trainer findet, zwei bis drei Punkte nach sieben Partien. 

Kritik im Umfeld teilweise (zu) hart 

Trotz dieser Mängel: Ist die Kritik an Hütter berechtigt? Sie entzündet sich vor allem an zwei Dingen: Stefan Ilsanker im defensiven Mittelfeld und der Besetzung der Außenbahnen. Aymen Barkok und Amin Younes wurden bislang nur eingewechselt, sie liefen nicht von Beginn an auf. Nachdem Steven Zuber und Almamy Touré in Stuttgart blass blieben und enttäuschten, kam das Duo zum Einsatz. Sie wirbelten die gegnerische Abwehrreihe zwar durcheinander und sorgten noch für ein Remis. Doch können sie diese Leistung auch über 90 Minuten abrufen und gewährleisten sie defensive Stabilität? 

Lob für Neuzugang: Amin Younes lässt Frankfurt-Coach Adi Hütter hoffen
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Lob für Neuzugang: Younes lässt Frankfurt hoffen

Genau für diese Konstanz vor der Abwehr steht Ilsanker. So schwach die Passquote (rund ein Drittel der Bälle landet beim Gegner) des Mittelfeldspielers auch ist, Hütter schätzt dessen Mentalität und strategische Fähigkeit als wichtig ein. Dominik Kohr, Sebastian Rode und Djibril Sow stuft der Coach allesamt als Achter ein, sie garantieren ihm nicht die Sicherheit eines Ilsankers. Makoto Hasebe könnte zwar auch auf der Sechs agieren, doch der Japaner wird im System mit Dreierkette als letzter Mann benötigt und ist mit bald 37 Jahren für die laufintensive Rolle im defensiven Mittelfeld inzwischen möglicherweise auch nicht mehr optimal geeignet. 

Rückkehr von Kostic wichtig für die Eintracht

Ist Hütter deshalb mutlos? Der Vorwurf ist hart und geht zu weit. Die Neuzugänge Ajdin Hrustic (noch keine Bundesligaminute) und Amin Younes (zwei Jahre ohne Spielpraxis) benötigen noch Zeit und wie nachhaltig die Leistungsexplosion von Barkok ist, muss in den kommenden Wochen und Monaten geprüft werden. Unglücklich für die Eintracht ist der Ausfall des schnellen, wuchtigen Talents Ragnar Ache. Und: Hütter musste fünf Wochen auf Schlüsselspieler Filip Kostic verzichten. Der Serbe ist auf links auf Dauer gesehen unverzichtbar, weil er Tempo mitbringt, starke Flanken schlägt und sich in die so wichtigen Eins-gegen-eins-Duelle traut. 

Sollten der so bärenstark agierende Silva (fünf Saisontore) fit bleiben, Dost (zwei) wieder torgefährlicher werden, "Raumdeuter" Kamada, wie ihn Hütter auf SPORT1-Nachfrage bezeichnete, noch beständiger agieren, Kostic auf links wieder losstürmen, Barkok die Euphorie in Konstanz umwandeln und Younes endgültig ankommen, dann kann sich der Vorwurf der Mutlosigkeit schnell schon in Luft auflösen - auch wenn die kommenden Gegner mit Leipzig, Union Berlin und Dortmund Brocken sind. 

Übrigens: Auch mit "Büffelherde" standen in der Saison 18/19 nach sieben Spieltagen mit gleicher Punktzahl "nur" zwei Tore mehr auf dem Konto.