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Best-of-Bundesliga: Gladbachs langes Arschloch und der Meistertrainer! - Ben Redelings

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Best-of-Bundesliga: Gladbachs langes Arschloch und der Meistertrainer! - Ben Redelings

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Gladbachs langes Arschloch und der Meistertrainer

SPORT1-Kolumnist Ben Redelings blickt wöchentlich auf die kuriosesten, lustigsten und unterhaltsamsten Highlights der Ligageschichte zurück.
Hennes Weisweiler (r., mit Günter Netzer) führte Gladbach 1970 erstmals zum Meistertitel
Hennes Weisweiler (r., mit Günter Netzer) führte Gladbach 1970 erstmals zum Meistertitel
© SPORT1-Grafik: Imago/SPORT1
Ben Redelings
Ben Redelings
von Ben Redelings

Am 5. Dezember wäre der legendäre Meistertrainer von Borussia Mönchengladbach, Hennes Weisweiler, 101 Jahre alt geworden. Den ersten Titel mit seiner "Fohlen-Elf" holte er in der Saison 1969/70, als man die Bayern aus München vier Punkte hinter sich lassen konnte.

Bis heute überlebt hat aus diesen Erfolgsjahren der Borussia ein wunderbarer Satz, den Hennes Weisweiler in seiner herrlichen rheinischen Art über seinen Starspieler Günter Netzer geprägt hat: "Abseits ist, wenn das lange Arschloch zu spät abspielt".

Weisweiler: "Sie laufen wie ein Weib"

Das ist eine dieser typischen Bemerkungen à la Weisweiler gewesen, denn so konsequent und unnachgiebig er als Trainer sein konnte, so pointiert und lustig war er in der Zeit drum herum. Eines Tages bat der Gladbacher Coach seinen frisch engagierten Fitnesstrainer Drygalski um eine Analyse des Spiels in Bremen. Der Mann antwortete leicht verschüchtert: "Die Laufarbeit war eher nicht ausreichend." Und? "Eines der beiden Tore war haltbar." Und? "Der Kleff läuft auf dem ganzen Fuß – wie eine Frau!" Später auf der Heimfahrt rief Weisweiler quer durch den Bus: "Kleff! Wissen Sie, was der Drygalski sagt? Sie laufen wie ein Weib!"

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Karl-Heinz Drygalski wurde später Präsident der Borussia und der damalige Torwart Wolfgang Kleff kann heute noch stundenlang über seinen ehemaligen Trainer erzählen. Für die Spieler sei immer höchster Alarm gewesen, so der Ex-Gladbach-Keeper, wenn Weisweiler eine Sonnenbrille trug. Dann habe er zumeist schlechte Laune gehabt. Wahrscheinlich, weil er den Abend vorher wieder etwas zu tief ins Glas geschaut hatte.

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Weisweiler gab seinem Kollegen Udo Lattek einmal für das Training am Morgen danach folgenden Tipp mit auf den Weg: "Wenn du auf den Platz rausgehst und die Mannschaft aufstellst, muss der Wind gegen die Spieler kommen, damit die dich nicht riechen können."

Eines Tages hatte der Coach wieder einmal eine Sonnenbrille auf, so Kleff, doch um den Platz herum lag über einen Meter Schnee, es war kalt und diesig. Weisweiler trug eine kurze Hose. Als ihn ein Spieler vorsichtig auf seine unpassende Kleidung angesprochen habe, wäre er fuchsteufelswild geworden und hätte den Zeugwart zur Schnecke gemacht, was er ihm denn da für einen Unsinn rausgelegt hätte.

Zu Günter Netzer hat Weisweiler bekanntermaßen eine regelrechte Hassliebe gehabt, wie sich Kleff erinnert: "Wenn der Günter mal wieder seine Zerrung hatte, gab es verschiedene Versionen Weisweilers. 'Weißte was, fahr zwei Wochen nach Gran Canaria' hieß es, wenn Hennes den erneuten Versuch machte, ohne ihn auszukommen. Kaum dass der Günter weg war, da hat der Weisweiler uns heiß gemacht, als ginge es um alles. Wenn er aber den Netzer nötig hatte, hat er alles versucht, um den wieder gesundzusprechen."

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Vermittler Vogts

Weisweilers Lieblingsspieler Berti Vogts musste häufig zwischen ihm und Günter Netzer vermitteln. Das lief dann ungefähr folgendermaßen ab. Weisweiler: "Sagen Sie dem Langen, er spielt nicht!" Wenige Minuten später kam Vogts von Netzer zurück und übermittelte dem Trainer: "Sag dem Alten, er kann mich mal!"

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Doch trotz aller Widrigkeiten wuchs damals in Mönchengladbach eine große Truppe heran, die ihre Arbeit mit dem Meistertitel erstmals in der Saison 1969/70 krönte. Endlich hatte Hennes Weisweiler es geschafft, die größte Schwäche der Fohlen in den Griff zu kriegen. Die Abwehr kassierte in dieser Spielzeit die wenigsten Tore der Liga.

Nur ganze 29-mal trafen die Gegner in den Kasten der Gladbacher. Das lag vor allem an den Neuzugängen Luggi Müller aus Nürnberg und Klaus-Dieter Sieloff aus Stuttgart. Die beiden beinharten Recken gaben der Abwehr die lange vermisste Stabilität. Weisweiler war zufrieden mit seiner Taktik: "Nur mit Florett geht’s nicht. Man braucht auch schwere Säbel."

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Und auch sonst überließ Gladbachs Trainer nichts dem Zufall. Er wusste, manchmal kommt es auf Kleinigkeiten an. Bevor für die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach ein Hotel gebucht wurde, ließ sich Weisweiler genau über das Käseangebot vor Ort informieren. Zudem musste immer eine Flasche Fernet Branca im Haus sein. Weisweiler streng: "Diese Dinge prüfen wir ganz genau!"

Weisweilers Bett kracht im Glücksrausch zusammen

Einige Spieler schraubten im Glücksrausch des Meisterschaftstriumphs im Hotel zusammen mit ihrem Manager Helmut Grashoff am Bett von Hennes Weisweiler herum. Der Plan: Das Bett sollte zusammenbrechen, sobald sich der Trainer hineinlegen würde. Und tatsächlich: Es gelang.

Als Weisweiler in sein kuscheliges Schlafgemach stieg, krachte es lautstark ineinander. Grashoff und die Spieler standen vor dem Zimmer, hielten sich lachend die Bäuche und warteten auf den Trainer – doch der kam nicht aus seinem Ruheraum heraus. Erst als Weisweiler am nächsten Morgen auf dem Boden liegend erwachte, bemerkte er, was mit ihm in der Nacht geschah. Noch im Fallen muss der Meistertrainer süß und fest entschlummert sein. Wahrscheinlich hat er in der Nacht mal wieder von seinem „langen Arschloch“ geträumt – mit dem es sich so vortrefflich streiten ließ.

Ben Redelings wurde 1975 im Flutlichtschatten des Bochumer Ruhrstadions geboren und ist Experte für die unterhaltsamen Momente des Fußballs. Sein aktueller Bestseller "Das neue Buch der Fußballsprüche" verkauft sich sprichwörtlich wie das gut gekühlte Stadionbier. Als SPORT1-Kolumnist schreibt Ben regelmäßig über die "Legenden des Fußballs" und "Best of Bundesliga".