Atletico Madrid statt Zauberer Cristiano Ronaldo oder Pep Guardiolas künftigen Verein Manchester City: Auf Bayern München wartet im Halbfinale der Champions League (am 27. April und 3. Mai im LIVETICKER) und auf dem Weg zum begehrten Triple ein äußerst unbequemer Gegner.
Das erwartet Bayern gegen Atletico
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Das defensivstarke Team von Trainer Diego Simeone hatte im Viertelfinale sogar Titelverteidiger FC Barcelona ausgeschaltet, was den Bayern großen Respekt abnötigt.
"Barcelona ist die beste Mannschaft der letzten zehn Jahre. Das zeigt, wie stark Atletico ist und wie kompliziert es wird. Sie haben ein großes Herz und eine sehr gute Mentalität. Sie haben eine der besten Defensivreihen in Europa", lobte Bayern-Coach Guardiola den Kontrahenten aus der Primera Division, der in Simeone "einen der besten Trainer der Welt" habe. Er habe Atletico "auf ein neues Level geführt".
Sportvorstand Matthias Sammer sprach von einem "Leidenschaftsmonster" und einer "extremen und großen Prüfung".
In den 70ern in Europas Spitze
Dies sei "eine harte Nuss, aber wir wollen ja schließlich ins Finale", meinte Weltmeister Thomas Müller vor dem fünften Halbfinale der Bayern in Serie und fügte mit Blick auf den historischen Triumph gegen Atletico 1974 hinzu: "Katsche Schwarzenbeck muss uns nach Madrid begleiten."
Schwarzenbeck hatte vor 42 Jahren maßgeblichen Anteil am ersten Titelgewinn der Bayern im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. Im ersten Finale gegen Atletico hatte er die Bayern beim 1:1 in der 120. Minute mit einem seiner seltenen Treffer gerettet. Im Wiederholungsspiel triumphierten die Bayern dann durch jeweils zwei Treffer von Gerd Müller und Uli Hoeneß mit 4:0.
Einmal Größenwahn und zurück
Die Colchoneros (Matratzenmacher), wie die Rot-Weißen aus dem Süden Madrids angesichts ihrer gestreiften Trikots getauft wurden, gehörten in den 70ern zu den Größten des Kontinents.
Doch danach wurde aus Größe Größenwahn. Unter dem berühmt-berüchtigten Präsidenten Jesus Gil y Gil (1987 bis 2003), dem Ex-Bürgermeister von Marbella, der sich schon einmal aus Lust und Laune einen Flugzeugträger kaufte ("Ich hatte noch keinen"), versuchte der Arbeiterklub, den Glamourfaktor des Stadtrivalen Real zu erreichen.
Stars wie Bernd Schuster, Paulo Futre und Christian Vieri kamen, 1996 wurde Atletico noch einmal Meister.
Zusammenbruch im Jahr 2000
2000 brach das Gil-Gebilde aber zusammen: Abstieg in die zweite Liga, der zwielichtige Vereinsboss wurde wegen diverser Vergehen aus dem Verkehr gezogen, Geldprobleme und Führungschaos bestimmten den Klub - der Niedergang geriet aber zur Selbstreinigung.
Seit dem Wiederaufstieg geht es im altehrwürdigen (und mittlerweile recht maroden) Estadio Vicente Calderon stetig bergauf.
Bittere Pleite gegen Real Madrid
2010 gewann Atletico die Europa League, 2011 kam Trainer Diego Simeone, 2012 gewann Atletico erneut die Europa League. 2014 wurde der Coach endgültig zum Heilsbringer, durchbrach in der Liga die Vorherrschaft von Real und des FC Barcelona, die Rojiblancos holten ihren zehnten Meistertitel.
Die Krönung blieb Simeone damals versagt: Im Champions-League-Finale führte Atletico bis in die Nachspielzeit 1:0 gegen Real, verlor jedoch letztlich 1:4 nach Verlängerung.
Zu stark für Barcelona
Aus dem Traum wurde aber kein Trauma: Simeone blieb trotz aller Abwerbeversuche vor allem aus England, Atletico setzte sich in Europas Spitze fest. Der Trainer lässt weiter seinen kompromisslosen Defensivfußball spielen, bringt seine Mannen bis in die Haarspitzen auf Linie, jeder zerreißt sich für jeden.
An diesem Bollwerk biss sich zuletzt im Viertelfinale der Königsklasse auch Titelverteidiger Barca die Zähne aus, im Halbfinale sollen die Bayern dran glauben.