Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hat am Mittwoch mit weitreichenden Entscheidungen auf die Auswirkungen der Coronakrise reagiert.
Fragen & Antworten zur UEFA-Sitzung
Erstmals seit acht Jahren steigt ein Europacup-Endspiel auf deutschem Boden, Bayern Münchens Traum vom Triple könnte hingegen in Lissabon wahr werden. Die Chance des Rekordmeisters auf ein weiteres "Finale dahoam" verschiebt sich aber um ein Jahr.
Wegen des dicht gedrängten Programms droht jetzt schon Knatsch für Anfang September. Wenn dann Joachim Löw seine Nationalspieler zu zwei Duellen in der Nations League bittet, muss er wohl bei den Verantwortlichen des FC Bayern und RB Leipzig mit Gegenwind rechnen - vor allem wenn einer der beiden Teams das Champions-League-Finale am 23. August erreichen sollte.
Auch die Europa-League-Vertreter, die sich für das Finalturnier qualifizieren, dürften kaum gewillt sein, die kurze Saisonvorbereitung für die Abstellung ihrer Nationalspieler zu unterbrechen.
SPORT1 hat Fragen und Antworten zur Exko-Sitzung der UEFA zusammengestellt.
Worum ging es bei der Sitzung?
Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hat sich am Mittwoch mit den Auswirkungen der Coronakrise beschäftigt. Neben der Beendigung der laufenden Spielzeiten in Champions League und Europa League ging es auch um die Gastgeberstädte für die ins kommende Jahr verschobene Europameisterschaft.
Welche Entscheidungen wurden für den Europapokal getroffen?
Beide Europacup-Wettbewerbe der Männer werden in Form eines Finalturniers im K.o.-System (ohne Rückspiele) zu Ende gespielt. In der Champions League finden die Spiele ab dem Viertelfinale in Lissabon im Estadio da Luz und im Estadio Jose Alvalade statt. In der Europa League hat Nordrhein-Westfalen den Zuschlag erhalten, dort werden die Partien in Köln, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Duisburg gespielt. Das Endspiel der Königsklasse steigt am 23. August, das Finale der Europa League in Köln zwei Tage vorher. Eigentlich sollte das Champions-League-Finale am 30. Mai in Istanbul stattfinden, das Endspiel der Europa League am 27. Mai in Danzig.
Wann geht es los?
Für Bayern München steht in der Königsklasse zunächst am 7. oder 8. August das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea (Hinspiel 3:0) auf dem Programm - ob in der heimischen Allianz-Arena oder schon in Portugal, ist noch unklar. Die Viertelfinals, für die RB Leipzig schon qualifiziert ist, starten am 12. August in der portugiesischen Hauptstadt. Die Europa League, in der aus deutscher Sicht noch Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt vertreten sind, startet am 5. oder 6. August mit den Achtelfinal-Rückspielen. Das Final-8-Turnier in NRW beginnt ab dem 10. August. Viertel- und Halbfinals in beiden Wettbewerben werden am 10. Juli in Nyon ausgelost.
Werden Neuzugänge dann schon spielberechtigt sein?
Nein, das schloss die UEFA am Mittwoch aus. Zwar dürfen die Klubs jeweils drei Spieler nachmelden, diese müssen aber schon zuvor für den Verein gemeldet gewesen sein. Interessant könnte diese Regel vor allem beim Blick auf die Nationalspieler Timo Werner (möglicher Abgang aus Leipzig zu Chelsea) und Leroy Sane (möglicher Zugang für die Bayern) sein. Beide dürften nicht für ihre neuen Klubs an dem Turnier teilnehmen.
Was bedeutet das für die Bundesliga?
Der später Termin für die beiden Europapokal-Turniere hat auch Auswirkungen auf die kommende Spielzeit in der Bundesliga. Nach SPORT1-Informationen ist der Start nun erst für den 11. September 2020 geplant. Auch mit diesem späten Beginn wäre die Saison-Vorbereitung für die deutschen Turnier-Teilnehmer eine Herausforderung. Sollten die Bayern und/oder Leipzig das Champions-League-Finale erreichen, würde die Sommerpause für die beiden Klubs keine drei Wochen dauern.
Welche Auswirkungen gibt es sonst noch?
Die UEFA entschädigt Istanbul und Danzig für ihre ausgefallenen Endspiele, deshalb sind beide Städte in der kommenden Saison Finalorte in der Champions League und der Europa League. Alle bereits vergebenen Endspiele verschieben sich dadurch um ein Jahr nach hinten. So wird das Endspiel der Königsklasse in München erst 2023 stattfinden.
Was wurde bezüglich der EM entschieden?
Dass die paneuropäische EM erst im kommenden Jahr (11. Juni bis 11. Juli 2021) stattfinden wird, hatte die UEFA bereits im März beschlossen. Fraglich war jedoch, ob sie wie geplant in zwölf verschiedenen Ländern über die Bühne gehen kann. Baku, Rom und Bilbao galten als fraglich. Am Mittwoch gab die UEFA aber bekannt, dass alle Gastgeberstädte an Bord bleiben. Die Stadt München, wo die DFB-Elf in der Vorrunde auf Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal und einen noch nicht qualifizierten Play-off-Sieger trifft, hatte bereits zuvor für 2021 ihre Bereitschaft offiziell bestätigt.
Wie sieht es mit den EM-Playoffs und der Nations League aus?
Vier Startplätze bei der EM sind noch zu vergeben, 16 Nationalmannschaften kämpfen in Playoffs darum. Die Hin- und Rückspiele sollen am 8. Oktober und 12. November stattfinden. Die Nations League startet indes wie geplant im September. Die deutsche Auswahl spielt am 3. September gegen Spanien und drei Tage später in der Schweiz. Fraglich scheint zum jetzigen Zeitpunkt, ob Bundestrainer Joachim Löw dann auch auf die Spieler zurückgreifen kann, die beim Finalturnier der beiden Europacup-Wettbewerbe auflaufen. Schwer vorstellbar, dass die Bayern-Chefs ohne Murren Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Co. abstellen, wenn sie zwei Wochen zuvor noch in Sachen Champions League unterwegs waren.
Was ist mit der Champions League der Frauen?
Auch die soll im August zu Ende gespielt werden. Die Viertelfinals, an denen die Bundesligisten VfL Wolfsburg und Bayern München teilnehmen, sowie die Halbfinals und das Endspiel werden analog zu den Männern im Turnierformat in Bilbao und San Sebastian (21. bis 30. August) ausgespielt.
Was stand sonst noch auf der Agenda?
Nicht nur die laufende Saison, auch die kommende Spielzeit war Thema. So wird die Europacup-Saison 2020/21 offiziell am 8. August mit der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League starten. Die U21-EM im kommenden Jahr in Ungarn und Slowenien wird auf zwei Zeiträume aufgeteilt: Die Vorrunde wird in vier Vierergruppen vom 24. bis 31. März gespielt. Die ersten beiden Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die Viertelfinals ab dem 31. Mai, das Finale findet am 6. Juni in Ljubljana statt.
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mit Sport-Informations-Dienst (SID)