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Champions League: Hölle von Marseille! So erlebten Frankfurter Fans den Irrsinn

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Champions League: Hölle von Marseille! So erlebten Frankfurter Fans den Irrsinn

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So erlebten Fans die Hölle von Marseille

Der Champions-League-Abend von Marseille zieht noch immer seine Kreise. Bei SPORT1 schildert ein Fan von Eintracht Frankfurt seine Erlebnisse an diesem völlig verrückten Abend.
SPORT1 Reporter Christopher Michel war beim Spiel zwischen Olympique Marseille und Eintracht Frankfurt vor Ort und schildert seine Erfahrungen von den Ausschreitungen.
cmichel
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Stell dir vor, dein Verein gewinnt das erste Champions-League-Spiel der langen Klubhistorie überhaupt - und deine einzige Sorge lautet, wie du am Ende sicher und gesund in deinem Hotel ankommst. (NEWS: So schlimm war die Hölle von Marseille für Reporter Christopher Michel)

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Die sportliche Geschichte rund um das Duell von Eintracht Frankfurt bei Olympique Marseille war schnell erzählt. Doch was die Anhängerschaft an der Côte d‘Azur erlebte, hat sich förmlich in die Gedächtnisse eingebrannt. Es ging über die bei solchen Duellen üblichen Provokationen in den Fan-Blöcken weit hinaus.

Mario P. und sein Freund Max B. reisten am Dienstagnachmittag in Marseille an und fanden sich beim Eintracht-Fantreffpunkt „Place de la Joliette“ in der Nähe des Hafens ein.

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Der Eintritt ins Stade Vélodrome war den Gästen nur per Bus gestattet. Jegliche Begegnung mit der heißblütigen und gewalttätigen Anhängerschaft von Marseille sollte vermieden werden.

Dennoch war für alle Beteiligten zu diesem Zeitpunkt rund fünf Stunden vor Anpfiff kaum vorstellbar, wie dieser Tag verlaufen sollte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Eintracht-Fans wurden „häufiger mit Raketen beschossen“

Was im direkt an die Heimkurve von Marseille angrenzenden Gäste-Block passierte, kannten in dieser Art und Weise wohl nur die allerwenigsten Eintracht-Fans. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

„Wir wurden häufiger mit Raketen beschossen. Natürlich haben auch einige Fans von uns Bengalos in den Marseille-Block geworfen. Aber das meiste ging von denen aus“, erklärte Mario P..

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Sport1-Moderatorin legt sich erst mit Iron Maik an - und der geht dann komplett aus dem Sattel beim 1:0 für Eintracht Frankfurt.
01:59
Wegen Eintracht Frankfurt! Maik Franz legt sich mit SPORT1 Moderatorin an

Die Ultras der Frankfurter stellten, nachdem ein Anhänger am Hals getroffen und schwerverletzt behandelt wurde (inzwischen gibt es Entwarnung), den Support im ersten Durchgang vollständig ein.

Es waren beklemmende Momente für die über 3.000 Fans der Eintracht, die darüberhinaus noch mit Gegenständen wie Schrauben oder gar Parfümflaschen beworfen wurden (selbst aber auch das ein oder anderen Geschoss abfeuerten).

Die Polizei oder Ordner? Sie griffen auf beiden Seiten nicht wirklich ein, es entwickelte sich eine Art rechtsfreier Raum.

Polizei führt Eintracht-Fans in die Hotels

Die Anhängerschaft von Olympique ließ sich kaum bremsen, immer wieder gab es – in und außerhalb der Arena – heftige Schläge. Einmal vernahmen Max B. und Mario P. eines dieser lauten etlichen Knallgeräusch ganz in ihrer Nähe. (NEWS: Erster CL-Sieg: Frankfurt schlägt Marseille)

„Danach hat auch mein Ohr etwas angefangen zu pfeifen. Wir konnten uns dann zwar auf das Spiel konzentrieren. Aber wir haben uns extra ein bisschen höher hingestellt“, so P., der zugab: „Da war ein gesunder Respekt vorhanden.“

Nach Abpfiff der 90 Minuten mussten sich die Eintracht-Fans beinahe noch zwei Stunden gedulden, bevor es mit den Bussen wieder zurück zum Treffpunkt ging. Der Krimi ging allerdings nach Abpfiff erst richtig los. Bei der Fahrt wurde der Bus bereits mit Flaschen beworfen.

Doch das war im Gegensatz zu dem, was noch kommen sollte, eher harmlos: „Die Polizei hat uns am Platz aufgehalten und gesagt, dass wir dableiben sollen. Wir waren eine Gruppe von rund 200 Leuten und wurden von 20 bis 30 Polizisten in Richtung Hotel eskortiert.“

Fanausschreitungen häufen sich in der letzten Zeit sehr. Auch der Frankfurter 1:0-Erfolg gegen Marseille wurde durch skandalöse Zuschauer überschattet.
05:14
2 nach 10: Eintracht Frankfurts Sieg gegen Marseille von Fans überschattet

Marseille-Fans wie der „unsichtbare Feind“

Gesprochen oder gefeiert hat in diesen bangen Minuten jedoch niemand, es herrschte eine „beängstigende Stille“. Die Polizei führte die Fans von Kreuzung zu Kreuzung zum rund zehn Gehminuten entfernten Hafen.

Wirklich sicher fühlte sich keiner der Anhänger, stattdessen gab es wilde Szenen: „An einer Ecke brannte ein Mülleimer. Es flogen Flaschen und Steine und wir wussten nicht, woher die kommen. Wir haben die Leute einfach nicht gesehen. Das war so etwas wie ein ‚unsichtbarer Feind‘.“ Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ein Pflasterstein tatsächlich einen Fan getroffen hätte...

Obwohl Mario P. als langjähriger Eintracht-Supporter auf Auswärtsreisen schon einiges erlebt hat, war er fassungslos: „In Athen oder Rom hatten wir auch krasse Erlebnisse. Aber die Vorfälle in Marseille haben eine andere Dimension. Die ganze Gruppe war total verängstigt.“ Die letzten Meter bis zur Unterkunft mussten die beiden Adler-Träger alleine gehen.

Jagdszenen auf dem Weg in die Unterkunft

„Wir sind eher unauffällige Typen, nicht gewaltbereit. Allerdings lag unser Zimmer in einem Viertel, das man als Eintracht-Fan eigentlich meiden sollte. Wir haben uns durch die kleinen verwinkelten Gassen getastet und sind Marseille-Fans begegnet, die nach uns gerufen haben. Wir sind dann weggerannt und die sind uns gefolgt“, beschreibt Max B. die fürchterlichen Jagdszenen. Sie entschieden sich daraufhin, zurück zum Hafen zu gehen und ein Taxi zu rufen.

Nach den Ausschreitungen im Champions League Gruppenspiel gegen Olympique Marseille zeigt sich Frankfurt Vorstandsmitglied Philipp Reschke entsetzt von den Ausschreitungen.
01:49
Entsetzen nach Ausschreitungen bei Olympique Marseille bei Eintracht Frankfurt

Einer der Olympique-Fans, der sie zuvor verfolgt hatte, kam aus dem Nichts vorbei. „Er fragte, ob wir Eintracht-Fans sind. Erst begrüßte er uns und dann sprühte er plötzlich mit Pfefferspray.“

„Eine Reise nach Marseille machen wir nicht mehr mit“

„Wir sind schnell in ein Café gerannt. Dort hatten wir einen Unterschlupf, bis ein Taxi kam. Die Menschen im Café haben unsere Angst und Panik bemerkt. Sie haben sich Sorgen gemacht“, beschrieb P. den Hinterhalt.

Im Zimmer angekommen ging es nur noch unter die Dusche und ins Bett. An diesen Tag werden wohl nicht nur Max B. und Mario P. noch lange zurückdenken.

Eine Sache steht für die Freunde fest: „Eine Reise zu einem Spiel nach Marseille werden wir nicht mehr mitmachen.“

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