Pep Guardiola ist Pessimist. Aus Prinzip.
Pessimismus als Erfolgsrezept
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"Ich habe immer Angst, ich bin immer besorgt, was morgen passiert", berichtete der Trainer des FC Bayern am Dienstagnachmittag.
Doch sein Pessimismus hat ihm bisher keineswegs geschadet. "Pessimistisch sein, war in meiner Karriere nicht schlecht, das bleibt so", kündigte der Spanier vor dem Pokalspiel gegen Eintracht Braunschweig (Mi., ab 20 Uhr im LIVETICKER und Sportradio SPORT1.fm) an.
Dem Zweitligisten begegnet er mit enormer Respekt, auch um sein Team hellwach zu machen.
Denn das Schlimmste zu befürchten und es zu verhindern, scheint kein schlechtes Erfolgsrezept zu sein. Zumal Guardiola an seiner Seite einen prominenten Unterstützer hat, bei dem jedes einzelne Härchen vibriert, wenn er Gefahr zu wittern glaubt: Matthias Sammer.
Der Sportvorstand polterte daher trotz des 4:1-Siegs über den 1. FC Köln: "Wir haben nach dem 2:0 Szenen gesehen, die gegen einen anderen Gegner ein böses Erwachen geben."
Sammer verweist auf Gespür
Sammer forderte mehr Spielkontrolle ein und mehr Konzentration. Dass zwischendurch Manuel Neuer mehrfach mit Paraden die Führung verteidigen musste, nervte den Chefaufseher.
"Das hat nichts mit mahnen zu tun, sondern mit Dingen, die man sieht oder spürt", betonte Sammer am Freitag.
Hat Sammer Recht mit seinen Dauerermahnungen? Oder übertreibt er? Der Datendienstleister deltatre hat für Bundesliga Aktuell auf SPORT1 detailgenau die Partie gegen Köln analysiert.
Die Fakten sprechen für Sammer: In den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte gewannen die Bayern nur 46 Prozent der Zweikämpfe, von der 44. bis zur 63. Spielminute gaben die Kölner fünf Torschüsse ab.
Köln erreicht Topwert
Sieben Mal schossen die Rheinländer im Münchner Strafraum, nur Wolfsburg hatte beim 4:1-Sieg mehr Abschlüsse im Bayern-Sechzehner.
Außerdem auffällig: Köln eroberte sich fünf Ecken, so viele wie kein Team zuvor in dieser Bundesligasaison. Zeichen, die Sammer hellhörig machen.
Für seine Kritik bekam er jetzt auch Unterstützung von Guardiola.
"Ich verstehe Matthias sehr gut", sagte der Bayern-Trainer. "Seine Meinung ist das Beste für die Mannschaft."
Steigerung gefordert
Guardiola und Sammer eint der Gedanke, dass der Deutsche Meister sich jetzt steigern muss - trotz 18:1 Tore in den vergangenen drei Bundesligaspielen. Dabei haben die beiden Bayern-Verantwortlichen vor allem das Achtelfinalrückspiel gegen Schachtjor Donzek in der kommenden Woche im Blick.
Die Bayern brauchen nach dem 0:0 in der Ukraine einen Heimsieg - und keinerlei Nachlässigkeiten.
Die Pokalpartie gegen Braunschweig und das Bundesligaspiel in Hannover sollen bis dahin Indikatoren für die Form- und Konzentrationskurve sein.
Und auch die Spieler selbst denken ja insgeheim schon an die Champions League. Für Keeper Neuer waren die geglückten Paraden gegen Köln zugleich eine "gute Vorbereitung auf das Spiel gegen Donezk".
"Dann kannst du dir das nicht erlauben"
22 Tage liegen zwischen Hin- und Rückspiel - genug Zeit, um über die eigene Verfassung zu grübeln, sich auf Stärken zu besinnen und an den Defiziten zu arbeiten. Schließlich haben die Münchner auch ihre Schwächen.
Sammer ist sich dessen bewusst. "Die K.o.-Spiele kommen, dann kannst du dir das nicht erlauben".
Und wenn diese Schwachstellen womöglich gegen Donezk überspielt werden können, müssen die Bayern sie doch fürchten. Ab dem Viertelfinale warten Gegner wie der FC Chelsea, der FC Barcelona oder Real Madrid, um genau jene Lücken zu nutzen.
Nach der 0:4-Pleite gegen Real Madrid im vergangenen Frühjahr verfluchte Guardiola sich noch selbst und stöhnte über "die größte Scheiße, die ich als Trainer je gemacht habe".
Davor will er jetzt gewappnet sein.