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Nach VAR-Ärger im DFB-Pokal: So kann der Videobeweis gerechter werden

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Nach VAR-Ärger im DFB-Pokal: So kann der Videobeweis gerechter werden

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VAR-Ärger: Das sind die Lösungen

Der Videobeweis erhitzt die Gemüter in Fußball-Deutschland. Die aktuelle Umsetzung hat einige Schwachstellen. SPORT1 zeigt, wie der Videobeweis gerechter werden kann.
Das Halbfinale des DFB-Pokals wurde durch einen Elfmeter entschieden, der die Gemüter erhitzt. War es ein Foul an Coman oder nicht? Die Volkswagen Pokalfieber Webshow diskutiert.
mhoffmann
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Der Videobeweis, immer wieder der Videobeweis.

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Er sollte den Fußball gerechter machen – aber hat er es wirklich getan? Da gehen die Meinungen auseinander. Das Wirrwarr um den umstrittenen Foulelfmeter gegen Theodor Gebre Selassie vom SV Werder Bremen im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München ist der aktuellste Aufhänger.

Gebre Selassie hatte Bayern-Stürmer Kingsley Coman nach einem ersten Rempler einen kleinen Schubser verpasst, der Franzose fiel zu Boden. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigte sofort auf den Punkt. Er schaute sich die Szene nicht noch einmal in der Review-Area an.

Am Donnerstag bezeichnete Jochen Drees, VAR-Boss beim DFB, den Elfer als Fehlentscheidung: "Aus schiedsrichterfachlicher Sicht halten wir die Strafstoßentscheidung für nicht korrekt." Zudem kritisierte er, die Kommunikation zwischen Siebert und Videoassistent Robert Kampka sei "nicht gut abgelaufen".

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Die Umsetzung des Videobeweises im deutschen Fußball hat viele Fans desillusioniert, 60 Prozent befanden jüngst in einer SPORT1-Umfrage im CHECK24 Doppelpass, er hätte es nicht geschafft, den Fußball gerechter zu machen.

Eine ausweglose Situation? Nicht ganz, es gibt viele gute Gedanken, wie die Situation verbessert werden kann. Top-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat sie an gleicher Stelle diskutiert.

SPORT1 skizziert, wie der Videobeweis besser werden kann.

- Challenge statt Kompetenz-Wirrwarr

Wann darf der Video-Assistent eingreifen, wann muss er? Wann darf der Schiri ihn fragen, wann muss er?

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Grundsätzlich ist das alles geregelt, dennoch bleibt viel Raum für Irritationen und Interpretationen – wann genau ist eine Fehlentscheidung so "klar und offensichtlich", dass Köln laut DFB-Vorgabe intervenieren soll?

Eine einfachere Alternative: die Challenge-Lösung. Jedes Team bekommt eine bestimmte Anzahl an Gelegenheiten, strittige Schiedsrichter-Pfiffe überprüfen zu lassen.

Das wäre simpler und klarer und würde die Schiedsrichter von der vertrackten Aufgabe befreien, zu entscheiden, wann und unter welchen Umständen sie ihre eigenen Entscheidungen zurücknehmen sollten.

Gräfe gehört zu den Befürwortern der Challenge, die sich in anderen Sportarten (Football, Tennis, Hockey) bewährt hat. Allerdings schließen die FIFA-Regularien sie bislang aus, um die Autorität der Schiedsrichter nicht zu untergraben. Dabei zeigt sich mehr und mehr: Es ist genau andersrum.

- Entscheidungen via Mikrofon erklären

Ein zuletzt immer häufiger geäußerter Wunsch: Schiedsrichter sollen den Fans im Stadion ihre Entscheidungen kurz erklären, zwecks Transparenz und um zu beruhigen, wenn Unklarheit die Stimmung aufheizt.

Auch das wird beispielsweise in der NFL seit Jahren erfolgreich praktiziert. Dort ist der Hauptschiedsrichter mit einem Mikrofon ausgestattet und teilt die die Entscheidung samt Begründung selbst dem Stadion und somit auch den TV-Zuschauern direkt mit.

Gräfe ist dafür und ist auch sicher, dass keiner seiner Kollegen ein Problem damit haben wird: "Wer vor 80.000 in Dortmund einläuft, hat auch kein Problem auf ein Mikro zu drücken und zwei Sätze zu sprechen."

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- Echte Profi-Bedingungen für Schiedsrichter

Für Gräfe hängt das Thema "Verbesserung des Videobeweises" unmittelbar zusammen mit einer größeren Frage: die Verbesserung der Schiedsrichter-Situation im Allgemeinen.

Aus seiner Sicht ist es Zeit, Profi-Schiedsrichter einzuführen: "Die meisten gehen immer noch montags bis freitags arbeiten und sollen dann am Samstag Top-Leistung bringen" – für Gräfe widersinnig.

Eine entsprechend bessere Entlohnung wäre für Profi-Unparteiische die logische Konsequenz, aber nicht nur daran hakt es für Gräfe: "Struktur, Vorbereitung, Rahmenbedingungen: Da gibt es noch viele Sachen, die man verbessern kann." Beim Schiedsrichter-Trainingslager seien auf 80 Schiedsrichter zwei Trainer gekommen: "Der Schiedsrichter-Bereich muss sich weiterentwickeln, professionalisieren – auch wenn sich da schon viel getan und beim DFB eine neue Offenheit herrscht."

Gräfe regt auch an, darüber nachzudenken, ob Regeln wie die Altersgrenze von 47 Jahren oder die Leistungstests ins eigene Fleisch schneiden: "Ist es für den Schiri wirklich wichtig, dass er die 40 Meter in 6,00 oder in 5,99 Sekunden schafft?"

Er findet, dass der Videobeweis den Erwartungsdruck auf die jungen Schiedsrichter eher erhöht statt verringert hat – und dass erfahrenere Kollegen weniger streng ausgesiebt werden sollten.

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- Weniger ist mehr

Der Videobeweis ist nicht die Antwort auf alles – und womöglich ist es die klügste Lösung, sich ehrlich einzugestehen, wo er es nicht ist und dort dann auch einen Schritt zurückzugehen und ihn wieder abzuschaffen.

Gräfe hat in der Hinsicht eine klare Meinung: Der VAR sei eindeutig eine Hilfe bei "räumlichen Fragen" - Abseits oder nicht, Ball über der Torlinie oder nicht, Foul oder Handspiel innerhalb oder außerhalb des Strafraums.

Das gelte jedoch nicht bei "Bewertungsfragen", die für Interpretation offen sind (Absichtliches Handspiel? Elfmeterwürdiger Kontakt?): Dort werde "die Diskussion vom Platz nach Köln nur verlagert". Hat das wirklich was gebracht? Fragwürdig.

Durch mehrfache Ansicht der Bilder kann natürlich eine fundiertere Entscheidung getroffen werden, als wenn sich der Referee alleine auf die Wahrnehmung in Bruchteilen von Sekunden verlassen muss  - bei der Beurteilung der Bilder werden aber Meinungsverschiedenheiten nie ausgeräumt werden können. 

Nicht ohne Grund beließen auch andere Sportarten mit Videobeweis die Entscheidungshoheit über solche Bewertungsfragen beim Unparteiischen auf dem Platz.

Gräfe ist deshalb dafür, "in ein, zwei Jahren zu evaluieren, was funktioniert und was nicht". Es gibt gute Argumente, die Bewertungsfragen beim Videobeweis auszuklammern oder sie nur noch innerhalb eines eingeschränkten Challenge-Systems zuzulassen.