Wolfgang Funkels Augen leuchten, als er aus dem schmalen Kabinengang tritt und in dem Stadion steht, in dem 1985 seine Profikarriere begann. Für Bayer 05 Uerdingen, heute KFC Uerdingen.
Uerdinger Helden: Hungrig auf Erfolg
Der inzwischen 60-Jährige läuft mit verschränkten Armen über den Platz des altehrwürdigen Krefelder Grotenburg-Stadions. Er erinnert ein wenig an Franz Beckenbauer 1990 nach dem WM-Finale im Olympiastadion in Rom.
"Hier hat sich seit ich 1991 weggegangen bin, nichts verändert", sagt Funkel im Gespräch mit SPORT1. Zum Interview-Termin hat er seinen Kumpel Werner Vollack mitgebracht, der zwischen 1982 und 1987 Torwart der Uerdinger war. Beide gewannen mit dem Klub 1985 den DFB-Pokal (2:1 gegen den FC Bayern).
In jenem Wettbewerb könnte es nun zu einer erneuten Sternstunde der Vereinsgeschichte kommen. Am heutigen Freitagabend, wenn der KFC Vizemeister Borussia Dortmund in der ersten Runde des DFB-Pokals empfängt.
Ikonen schwelgen in Erinnerungen
Das alte Stadion hat zwar immer noch seinen Charme, aber Profifußball wird hier aktuell nicht gespielt. Die Uerdinger spielen am Freitag und in dieser Saison in der Arena von Fortuna Düsseldorf.
"Jetzt muss diese Ruine umgebaut und saniert werden. Ich hoffe, dass dies so schnell wie möglich vonstatten geht. Und dass man irgendwann auch mal wieder Zweitliga-Fußball hier sehen kann", hofft Funkel, der sich nach wie vor jedes Wochenende erkundigt, wie der KFC gespielt hat.
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Vollack blickt sehnsüchtig hoch zu den alten Flutlichtmasten: "Diese Zeit, die wir hier damals hatten, die bleibt unvergessen. Ich freue mich natürlich immer, wenn es hier weitergeht. Man ist mittlerweile auf einem guten Weg", sagt der heute 64-Jährige SPORT1.
"Es wird alles ein bisschen professioneller. Natürlich verfolge ich das auch und freue mich über jeden Sieg. Ich hoffe einfach, dass der Sprung in die 2. Liga mal glückt. Hoffentlich dann auch mit einem Stadion, das man nutzen kann."
Der Ex-Keeper, der immer noch in Krefeld wohnt und dort bei der Stadt arbeitet, war schon lange nicht mehr bei einem Spiel der Uerdinger im Stadion. "Ich hatte eigentlich vor mir das Spiel live anzusehen, aber ich werde es mir gemütlich zu Hause vor dem Fernseher anschauen."
Es werde die Tagesform entscheiden. "An einem guten Tag kann alles passieren", glaubt Vollack. "Dortmund ist klarer Favorit, aber ich würde mich natürlich freuen, wenn die Sensation gelingt. Ich freue mich einfach auf das Spiel. Und ich weiß, dass die Jungs, gerade vor so einer Kulisse in Düsseldorf sehr motiviert sein werden. Da braucht man gar nichts mehr sagen, sie werden alles geben."
Uerdingen in speziellen Trikots
Funkel mag indes nicht so recht an eine Sensation glauben. "Wenn ich ehrlich bin, eigentlich nicht", sagt er, kennt aber natürlich auch den allseits beliebten Satz 'der Pokal hat seine eigenen Gesetze'. "Wir haben es damals selbst erlebt, als Pokalsieger mussten wir zu Eintracht Trier. Die waren noch 3. Liga und da haben wir Unentschieden gespielt. Damals gab es noch ein Rückspiel und da sind wir zu Hause ausgeschieden", erzählt er.
Damit die Überraschung gelingt, wird beim KFC sogar in die nostalgische Trickkiste gegriffen. Ähnlich wie 1986/87 werden die Uerdinger am Freitagabend in hellblauen Trikots auflaufen.
Funkel hofft auf Klassentreffen
Und wie ist das mit dem Kontakt zu den alten Helden aus der erfolgreichen Zeit?
"Ich habe noch ein bisschen Kontakt zum Werner. Natürlich auch zu meinem Bruder (Fortuna Düsseldorf-Coach Friedhelm Funkel, d. Red.). Ansonsten wird es langsam rar, wir sind in alle Winde verstreut", sagt Funkel.
"Nobodys, aber hungrig auf Erfolg"
"Der Lange", wie der ehemalige Innenverteidiger von Vollack immer noch genannt wird, hat die Hoffnung auf ein Wiedersehen aber nicht aufgegeben. "Man würde sich freuen, wenn irgendeiner mal das Heft in die Hand nimmt und alle noch mal zusammen trommelt - eine Art Klassentreffen. Darüber würde ich mich sehr freuen."
Die Kameradschaft war damals das große Plus. Sie sei "hervorragend" gewesen, betont Vollack. "Deshalb war es nur möglich, diese Erfolge zu feiern." So konnte beispielsweise Dynamo Dresden 1986 daheim im Europapokal 7:3 (nach 1:3) besiegt werden.
Der Zusammenhalt war der ausschlaggebende Punkt", erklärt der Ex-Keeper: "Es war insgesamt eine super Mannschaft. Wir waren zwar Nobodys, aber waren hungrig auf Erfolg!"