Der Film zur Sommermärchen-WM 2006 begann mit einer Niederlage - den bedrückenden Szenen nach dem bitteren 0:2 im Halbfinale gegen Italien.
Ein Muss für jeden Fußball-Fan
Dadurch sei sein Werk erst perfekt geworden, hat Regisseur Sönke Wortmann später gesagt.
Auf eine Niederlage wartet man dagegen in der Neuauflage "Die Mannschaft" vergeblich. Der Film zum WM-Triumph 2014 beginnt mit dem historischen 7:1 im Halbfinale gegen Gastgeber Brasilien.
Keine Konflikte
Und in diesem Tonfall geht es die folgenden 90 Minuten weiter: Eine einzige Werbung für den deutschen Fußball und vor allem die Nationalmannschaft. Was kein großes Wunder ist, schließlich ist der Film eine gemeinsame Auftragsarbeit von DFB und FIFA.
So kann es eigentlich auch niemanden überraschen, dass man Diskussionen oder gar Konflikte vergeblich sucht. Etwa dem Schock des Ausfalls von Marco Reus kurz vor dem Abflug nach Brasilien, der überhaupt nicht vorkommt.
Auch bei der WM selber werden weder die schwachen Leistungen gegen Ghana und vor allem Algerien thematisiert, noch die danach aufgetretenen Debatten innerhalb des Teams, speziell über die Rückversetzung von Kapitän Philipp Lahm auf die rechte Abwehrseite.
Mertesacker darf schimpfen
Vielmehr wird mit den Bildern zumindest suggeriert, diese Entscheidung sei beim lockeren Plausch zwischen Jogi Löw und Lahm im Pool einvernehmlich gefallen. Immerhin Per Mertesackers Wutrede nach dem Algerien-Spiel im ZDF ("Wat wollnse?") wird den Zuschauern nicht vorenthalten.
Das ist insofern konsequent, da das Interview öffentlich war.
Was dagegen im für die Medien hermetisch abgeriegelten WM-Quartier Campo Bahia geschah, wird nur so weit gezeigt, wie es ins rundum positive Bild passt.
Wat wollnse?
Und doch werden die meisten Fans frei nach Mertesacker sagen: Wat wollnse?
Denn letztlich ist der Film auch gerade auf der Zielgeraden des Turniers deshalb so positiv, weil sich die Mannschaft mit überragenden Leistungen zum lang ersehnten Titel durchkämpfte und dabei tatsächlich als verschworene Einheit auftrat.
Am Ende ist Deutschland dank Mario Götzes Geniestreich von Rio Weltmeister, und da ist es dann den meisten Anhängern völlig egal, ob wie kürzlich von einer Illustrierten berichtet im Campo Bahia tatsächlich der ein oder andere Caipirinha getrunken wurde.
WM-Feeling im November
Der Film holt für 90 Minuten die kollektive Hochstimmung dieses Sommers in den grauen November-Alltag zurück.
Und er erlaubt zumindest einige spannende Blicke ins Innenleben der Mannschaft wie Jogi Löws packende Ansprache vor dem WM-Halbfinale, Christoph Kramers nächtliche Gesangseinlage oder die unbeschwerten Blödeleien im Teambus nach dem WM-Finale.
Allein deshalb ist er ein Muss für jeden Fußball-Fan.