Noch am Freitagabend spielte Jonas Hector für die Nationalmannschaft vor fast 50.000 Zuschauern, am Tag darauf kehrte er zurück zu seinen Wurzeln.
Nur Hector schließt eine Baustelle
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Vor der Frankfurter Arena wurde am Samstag zum achten Mal der "Cup der Fans" ausgetragen, und Hector war zusammen mit Kevin Volland Stargast.
Vor gerade einmal vier Jahren hat der Kölner noch selbst bei den Anhängern mitgespielt. Mit dem SV Grün-Weiß Aurica gewann er 2011 sogar das vom Fanclub Nationalmannschaft ausgetragene Turnier. Mit dem DFB-Team steht er nach dem 3:1 gegen Polen kurz vor der Qualifikation für die Europameisterschaft.
Hector träumt von der EM
"Es wäre auf jeden Fall ein Traum, ein Turnier mit der Nationalmannschaft zu spielen", sagte Hector zu SPORT1.
Sein sechstes Länderspiel war sein bislang stärkstes im Team des Weltmeisters. Der 25-Jährige bereitete das 1:0 von Thomas Müller mustergültig vor, assistierte Mario Götze zum 2:0 und hätte sogar beinahe sein erstes Länderspieltor erzielt.
"Ich hätte den einen machen können, dann wäre es noch runder gewesen, aber so war es auch okay", zeigte sich Hector mit seiner Vorstellung zufrieden. Er gewann 72,2 Prozent seiner Zweikämpfe, blieb aber in der Rückwärtsbewegung wie seine Teamkollegen nicht ohne Fehler. Ansprüche auf einen Stammplatz stellt der zurückhaltende Saarländer nicht.
"Man muss immer Leistung abrufen und dadurch versuchen, immer dabei zu sein", sagte er. Hector weiß, dass er nicht nachlassen darf und dass die Einladung in die Nationalmannschaft "kein Selbstläufer" ist. Dennoch hat er momentan die besten Aussichten, auf seiner Position einen Platz im EM-Kader zu ergattern.
Schmelzer guckt in die Röhre
Der Bundestrainer vertraut dem Spät-Starter, der erst vor drei Jahren sein erstes Profispiel für die Kölner absolvierte - und berief keinen weiteren Linksverteidiger in seinen Kader.
Und das, obwohl sich Marcel Schmelzer zuletzt mit guten Leistungen bei Borussia Dortmund für seine Rückkehr ins DFB-Team empfahl.
Links scheint Joachim Löw zumindest bis auf Weiteres seiner Idealbesetzung schon recht nahe gekommen zu sein. Auf der rechten Abwehrseite ist der Bundestrainer aber immer noch im Experimentierstadium.
Problemzone rechte Abwehrseite
Bei der WM hatte er es mit Innenverteidiger Shkodran Mustafi versucht, zuletzt durfte der gelernte Mittelfeldspieler Sebastian Rudy vorspielen - beide ohne durchschlagenden Erfolg.
Gegen Polen gab Emre Can sein Länderspieldebüt als Rechtsverteidiger. "Es ist ein Traum wahr geworden, und das ausgerechnet in meiner Heimatstadt. Es waren viele Freunde und die Familie im Stadion", sagte der gebürtige Frankfurter.
Can mit Problemen auf ungewohnter Position
Doch der 21-Jährige hatte gegen die schnellen Polen einige Anlaufschwierigkeiten und war maßgeblich an der Entstehung des Gegentreffers beteiligt.
"Ich habe vorne Druck gemacht, Thomas (Müller, Anm. d. Red.) hat den Spieler nicht gesehen, und ich musste über den ganzen Platz zurücklaufen, kam aber zu spät", beschrieb Can die Szene.
Probleme bereitete ihm vor allem das Stellungsspiel, wie er selbstkritisch zugab: "Ich muss noch lernen, wann ich nach innen komme oder nach außen gehe." Seine Zweikampfwerte waren mäßig, er gewann auf der für ihn ungewohnten Position nur die Hälfte seiner Duelle.
Rechts in der Dreierkette völlig anders
Rechtsverteidiger in der Viererkette hat Can bei des Reds nur einmal gespielt. "Ich habe letztes Jahr beim FC Liverpool in der Dreierkette rechts gespielt, das ist aber eine völlig andere Position", erklärte er.
Hector kann die Anpassungsprobleme nachvollziehen. "Es wäre für mich ungewohnt, wenn ich in der Dreierkette hinten links spielen würde", räumte er ein.
Wenn alles optimal verläuft, kann die deutsche Mannschaft am Montag in Schottland (ab 20.15 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) die Qualifikation für die EM bereits perfekt machen.
Hector würde seinem Traum von einem großen Turnier ein weiteres Stück näher kommen. Für Can wäre es das Größte, wenn er auch in Glasgow einen nächsten Versuch als Rechtsverteidiger starten könnte. "Wenn der Trainer meint, ich soll da spielen, dann spiele ich sehr gerne da", meinte er.