Was genau Bastian Schweinsteiger und er sich in diesem besonderen Moment im Borussia-Park zu sagen hatten, das wollte Julian Weigl dann doch nicht verraten.
Und irgendwann Schweinsteiger-Erbe
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Immerhin aber gab der Dortmunder über den kurzen Wortwechsel in der 68. Minute des Länderspiels gegen Finnland preis, dass er sich bei Schweinsteiger dafür bedankt habe, "dass ich die Zeit mit ihm verbringen durfte".
Viel Zeit war es nicht, die die beiden gemeinsam im Kader der Nationalmannschaft standen, Weigl bestritt in Mönchengladbach erst sein zweites A-Länderspiel. Seinen Platz in der DFB-Geschichte hat sich der 20-Jährige aber gesichert - als der Mann, der für Schweinsteiger in dessen 121. und letztem Länderspiel den Rasen betrat.
Julian Weigl: "Das war eine Riesenehre"
"Das war auf jeden Fall eine Riesenehre", sagte Weigl bei SPORT1 über diesen Moment, in den er ansonsten aber nicht zu viel hineininterpretiert haben wollte. Dem Prädikat des möglichen Schweinsteiger-Erben verwehrte er sich mit Nachdruck.
"Das ist kein Ziel, das ich ausgebe, zu sagen: 'Ich will der Nachfolger von Bastian Schweinsteiger werden.' Aufgrund seiner Karriere wäre das Stand jetzt auch noch zu vermessen", betonte Weigl.
Der 32-Jährige habe "über Jahre hinweg den deutschen Fußball geprägt" - er dagegen sei aktuell einfach schon "froh, hier dabei zu sein".
Nur: Wie lange ist das noch so?
Ganz ohne irgendwo etwas hineininterpretieren zu müssen, sprechen die Fakten eindeutig für Weigl und eine erfolgreiche Zukunft.
51 Pflichtspiele für Dortmund
Zum einen stammen Weigl und Schweinsteiger aus der gleichen Gegend. Schweinsteiger ist in Kolbermoor im Landkreis Rosenheim geboren. Weigl erlernte nur wenige Kilometer entfernt beim SV Ostermünchen das Fußballspielen.
Zum anderen hat der einstige Münchner Löwe kein Problem damit, sich in kürzester Zeit bei neuen Herausforderungen zu beweisen.
Als Zweitliga-Talent geholt, absolvierte Weigl in seiner Premierensaison für Borussia Dortmund auf Anhieb 51 Pflichtspiele für die Schwarz-Gelben, 42 davon in der Startelf.
Ähnlich wie Schweinsteiger verfügt auch Weigl über die strategischen Fähigkeiten, ein Spiel zu lesen. Das erkannte auch Bundestrainer Joachim Löw.
Er belohnte ihn Ende Mai mit seinem ersten A-Länderspiel - und kurz darauf mit der EM-Nominierung, auch wenn er Weigl in Frankreich nicht einsetzte.
Die Kehrseite der Medaille: ein Stotterstart in die neue Saison nach dem verlängerten EM-Urlaub.
"Es war natürlich für mich auch etwas Neues, so eine lange Saison mit so vielen Spielen. Das steckte mir schon noch in den Knochen", gestand Weigl bei SPORT1, nachdem er in den ersten drei Pflichtspielen des BVB nur 53 Minuten auf dem Platz gestanden hatte.
Über das DFB-Team zurück zur Bestform
Gerade die erneute Abstellung zur Nationalmannschaft soll für ihn jetzt aber der letzte Schritt zurück zur Bestform sein.
Durch das "gute Training" und die "Spielbelastung" beim DFB-Team hofft Weigl nach der Rückkehr zum BVB in der kommenden Woche wieder so weit zu sein, "dass ich über 90 Minuten gehen kann".
Ob er sich dafür beim Auftakt in die WM-Qualifikation am Sonntag in Norwegen (ab 20.15 Uhr im LIVETICKER) weitere Matchhärte holen darf? Eine frühzeitige Absprache mit Löw habe es darüber nicht gegeben, versicherte Weigl. Und immerhin hätten gegen Finnland auf der Bank ja fast nur Spieler gesessen, die "allesamt normalerweise bei uns gesetzt sind".
Noch sind Sami Khedira und Toni Kroos gesetzt
Gerade auf der Position im zentralen defensiven Mittelfeld verfolgten in Sami Khedira und Toni Kroos noch zwei Spieler mit Weltklasse-Format das Geschehen in Gladbach nur von draußen. Die beiden Legionäre von Juventus und Real scheinen ansonsten aktuell gesetzt - sind mit 29 und 26 aber auch schon einige Jahre älter als Weigl.
In Oslo werden Khedira und Kroos aller Voraussicht nach in der Startelf stehen, Weigl winkt womöglich wieder ein Kurzeinsatz. So wie sie im Übrigen auch ein Bastian Schweinsteiger zu Beginn seiner DFB-Karriere des Öfteren hatte.
Und auch wenn Weigl die Fußstapfen des WM-Helden derzeit verständlicherweise noch zu groß scheinen: Ein bisschen etwas abschauen kann man sich ja trotzdem. Und vielleicht hat Schweinsteiger ihm im Moment seines Abschiedes ja sogar sein Erfolgsgeheimnis zugeflüstert.