Erst am Montag hatte U-21-Trainer Stefan Kuntz seinen Vertrag beim DFB vorzeitig verlängert. Der Vertrag des 57-Jährigen läuft nun bis 2023.
Kuntz über psychische Probleme
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Nur einen Tag später präsentierte sich der 57-Jährige auf einem Forum des DFB in Frankfurt offen wie nie und sprach über die wohl schwerste Zeit in seinem Leben.
Entlassungen führen zu mentalen Problemen
Zwischen den Jahren 2000 und 2003 wurde der Europameister von 1996 in seiner Funktion als Vereinstrainer gleich vier Mal entlassen, was zu großen psychologischen Problemen bei Kuntz geführt habe.
Der Ex-Stürmer verriet, dass er in dieser Zeit psychologische Hilfe in Anspruch nahm. Eine Mentaltrainerin half ihm mit speziellen Übungen, sein enormes Verlangen nach Anerkennung in den Griff zu kriegen.
"Ich schließe die Augen, stelle mir vor, dass ich an einem tollen Platz bin. Ob das eine Berghütte ist oder am Strand – jeder wie er will. Dann soll ich mir den kleinen Stefan vorstellen, der zu mir – dem großen Stefan – kommt, der offensichtlich dieses Anerkennungsproblem hat und dann soll ich, also der große Stefan, den kleinen in den Arm nehmen. Das funktioniert", berichtete Kuntz.
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Kuntz spricht über Anerkennungsproblem
Kuntz erklärte sein Verlangen nach Anerkennung mit seinem Beruf als Profi-Fußballer. "Diese Sucht nach Anerkennung hat sich erfüllt, wenn ich ein Tor schießen konnte. Wenn du dich vor die Kurve stellst, und alle jubeln dir zu – das kannst du nicht kaufen. Ich hatte nie genug davon."
Neben seiner Mental-Trainerin bekam der ehemalige Stürmer auch einen entscheidenden Tipp von seiner Ehefrau. "Irgendwann saß ich in der Küche und habe meiner Frau Verbesserungsvorschläge gemacht, wie man die Spülmaschine einräumt. Dann hat meine Frau zu mir gesagt: 'Mein Freund, du musst ein Ersatz für geschossene Tore finden.' Das war der richtige Ansatz."
Kuntz übernahm die U21 im Augst 2016 und führte das Team bei den vergangenen beiden Europameisterschaften jeweils ins Finale. 2017 wurde Deutschland durch ein 1:0 gegen Spanien in Polen Europameister, im Juni 2019 in Italien gelang den Spaniern die Revanche (2:1).