"Sie beschämen uns. Findet sie, nehmt sie fest und verbannt sie!", forderte die kroatische Zeitung 24 sata nach den schrecklichen Ausschreitungen kroatischer Hooligans während des EM-Spiels in Saint-Etienne zwischen ihrer Nationalmannschaft und Tschechien (2:2) am Freitag.
Kroatiens Angst vor EM-Ausschluss wächst
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Bei den Angesprochenen handelt es sich um Fan-Gruppierungen aus dem Balkan-Land, die das Großereignis in Frankreich offenbar als Bühne nutzen, um gegen den eigenen Fußball-Verband vorzugehen.
"Anschlag auf Kroatien. Die Wilden verwirklichten ihre Drohungen", schrieb die Zeitung Sportske Novosti.
Denn viel deutet darauf hin, dass die Vorfälle in der Endphase des zweiten Gruppenspiels geplant waren.
Sogar das Staatsoberhaupt ächtete die Krawallmacher von Saint-Étienne. "Das sind Staatsfeinde, die ihre Mannschaft und ihr Land hassen", sagte Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic.
Verband erhält Hinweis auf Pläne
Miroslav Markovic, Sicherheitsbeauftragter des kroatischen Fußball-Verbands HNS, sagte 24 sata, er habe einen Hinweis bekommen, dass für die 85. Minute Würfe von Bengalos und Feuerwerkskörpern auf der Agenda der gewaltbereiten Anhänger standen.
Aus diesem Grund hatten sich auch Spezialkräfte der Polizei im Stadion Geoffroy-Guichard befunden. Um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen, habe man sich jedoch gegen ein Einschreiten im Vorhinein entschieden.
Markovic sagte außerdem, dass die Täter geflohen seien. Man werde jedoch versuchen, die Verantwortlichen anhand der Videoaufzeichnungen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen einleiten.
Pyro als Protest gegen Mamic?
Kroatische Hooligans hatten am Freitag in der 86. Minute beim Stand von 2:1 für ihr Team zahlreiche Böller und Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen. Ein Ordner bekam einen Gegenstand ab und wurde verletzt.
Zudem lieferten sie sich wüste Schlägereien. Die Partie musste unterbrochen werden, konnte jedoch nach einigen Minuten fortgesetzt werden.
Angeblich hatten die Personen vor, einen Abbruch des Spiels zu erzwingen. Dazu hatte es im Vorfeld Aufrufe im Internet gegeben.
"Wir haben jetzt seit mehreren Jahren ein Problem mit unseren Fans. Es ist nur eine kleine Gruppe von 20, 30 Leuten, die immer Scheiße machen", sagte Ivan Perisic bei SPORT1.
Diesen Anhängern geht es den Berichten zu Folge darum, Veränderungen beim HNS zu erwirken. Der große Einfluss von Zdravko Mamic, wegen Veruntreuungsversuchen zwischenzeitlich inhaftierter Präsident von Serienmeister Dinamo Zagreb, soll den Ultras zuwider sein.
Laut einem Statement auf Facebook geht es den Gruppierungen um "Gerechtigkeit und Fairness" im kroatischen Fußball.
Suker spricht Kampfansage aus
Verbands-Präsident Davor Suker wirkte nach den Vorfällen von Saint-Etienne ein wenig hilflos. "Wir haben bereits seit 15 Jahren Probleme mit Hooligans und deshalb schon viele Strafen bekommen. Aber niemand in meinem Land kümmert sich ernsthaft darum, weder die Politik noch die Justiz", sagte Suker.
Dennoch sagte er den Tätern den Kampf an: "Wir werden gegen diese Hooligans gewinnen und sie werden dafür büßen."
Im aktuellen Fall sieht Suker jedoch andere in der Pflicht. "Jetzt ist die Polizei in Frankreich oder die UEFA oder die FIFA verantwortlich."
Die drastischsten Worte für die Ausschreitungen wählte Nationaltrainer Cacic. "Das war Terror. Ich nenne diese Leute Hooligans, nicht Fans, das sind Terroristen! Ihr Platz ist nicht im Stadion. Gegen Italien in Split gab es Nazi-Zeichen, die ruinieren alles, was wir tun. Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas. Wir sind sehr traurig", sagte der 62-Jährige.
Schließt UEFA Kroatien aus?
Der HNS hat mit einer empfindlichen Strafe zu rechnen. Die UEFA hat bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und für den 20. Juni ein Urteil angekündigt.
Da kroatischen Fans in den vergangenen Jahren bereits des Öfteren negativ aufgefallen waren, könnte das Urteil der Europäischen Fußball-Union drakonisch ausfallen. Von einer hohen Geldbuße bis zum Ausschluss Kroatiens vom Turnier scheint alles denkbar.
Ähnlich wie im Fall Russlands könnte Kroatien auch eine Suspendierung auf Bewährung treffen. Zumal Kroatien durch einen Fan, der im ersten Spiel gegen die Türkei zum Torjubel mit den Akteuren auf den Platz gestürmt war, bereits angezählt ist.
"Wir müssen sehen, ob wir überhaupt noch gegen Spanien spielen", sagte Mittelfeldstar Ivan Rakitic: "Vielleicht schicken sie uns jetzt auch nach Hause."