Den Jubel nach Abpfiff des EM-Achtelfinals gegen Spanien hat sich Antonio Conte offenbar von seinem Torhüter abgeschaut. Ähnlich wie Gianluigi Buffon sprintete der italienische Nationaltrainer wie von der Tarantel gestochen los und sprang mit erhobener Faust auf das Dach seiner Trainerbank.
Conte: Genie und Rumpelstilzchen
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Es war der Schlusspunkt eines extrem emotionalen Abends.
Bereits während des Spiels tigerte der künftige Coach des FC Chelsea nahezu pausenlos wild gestikulierend durch seine Coaching-Zone. Als plötzlich der Ball auf ihn zugerollt kam und Conte gerade erbost war, schoss er ihn mit dem Vollspann einfach weg.
Contes Taktik geht auf
Doch Conte fiel nicht nur durch seine Körpersprache auf. Er hatte die Squadra Azzurra, die den Titelverteidiger mit einer bemerkenswerten Leistung stürzte, perfekt eingestellt.
"Alles war bis ins kleinste Detail vorbereitet. Conte verrät uns alles", verriet Emanuele Giaccherini die Herangehensweise des 46 Jahre alten Fußballlehrers.
Conte ließ sein Team unerwartet hoch verteidigen. Das gefürchtete spanische Kurzpassspiel kam zu keinem Zeitpunkt des Spiels zur Entfaltung.
Und wie man es von einer italienischen Mannschaft nicht unbedingt kennt, sorgte der Weltmeister von 2006 mit gezielt temporeichem Fußball und ansehnlichen Kombinationen stets für Torgefahr. Angesichts der zahlreichen Großchancen hätte der Sieg sogar noch höher ausfallen können.
Italien als Einheit mit Routine
Doch nicht nur taktisch gibt Conte die Richtung bislang optimal vor. Er hat aus einer Mischung von erfahrenen Akteuren wie Buffon oder Torschütze Giorgio Chiellini sowie auf internationalem Terrain eher unbekannten Spielern eine verschworene Einheit geformt, die ihrem Trainer vollkommen vertraut. (Alle Kader der EM)
"Der Zusammenhalt ist unsere größte Stärke. Wir haben 23 Spieler, die zusammenhalten und zusammen kämpfen, um unser Ziel zu erreichen", sagte Leonardo Bonucci und Eder fügte hinzu: "Unser Selbstvertrauen war vom ersten Trainingstag an da. Conte hat es geschafft, dass wir uns sicher fühlen. Dank Bescheidenheit und harter Arbeit fürchten wir niemanden."
Und was meinte Conte selbst nach dem Einzug ins Viertelfinale? "Ich habe gut vorhergesehen, dass wir keine Opferlämmer sein würden. Wir mussten eine besondere Leistung abliefern, und die Jungs hatten das in sich. Ich habe sie im Training gesehen und ich wusste, dass großartige Dinge passieren würden", führte der langjährige Juve-Trainer aus.
Conte erschaudert vor Duell mit Deutschland
Im Vorfeld der EM war diese Entwicklung der Italiener nicht unbedingt zu erwarten. Nach der 1:4-Niederlage im Testspiel gegen Deutschland befürchteten die Anhänger auf dem Stiefel bereits Schlimmes.
Doch Conte, dem vorgeworfen wurde, dass er sich vordergründig schon auf seine kommenden Aufgaben bei den Blues konzentriere, hat seine Kritiker eines Besseren belehrt.
Für das Viertelfinale gegen das DFB-Team (Samstag, 21 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) erwartet Conte aber einen schweren Gang: "Italien-Deutschland: Man erschaudert davor, es wird äußerst schwierig werden, wahrscheinlich noch härter als heute."