Ein letztes Mal schritten die isländischen Spieler in die Kurve, um gemeinsam mit ihren Fans zu feiern. Der rituale "Hu-Hu"-Schlachtruf und das rhythmische Klatschen hallten durch das Stade de France.
Island geht stolz und kämpferisch
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Nach dem 2:5 im Viertelfinale gegen Frankreich war das Ergebnis zweitrangig. Denn in Saint-Denis verabschiedeten sich Helden aus dem Turnier. Das wusste auch Präsident Gudni Johannesson, der den Fanblock der VIP-Loge vorgezogen hatte.
Die überraschende EM-Qualifikation wurde getoppt durch das Überstehen der Gruppenphase und gekrönt durch den sensationellen Achtelfinalsieg gegen England.
Sigthorsson scherzt
"Es war eine fantastische Reise für uns, als Newcomer ins Viertelfinale zu kommen", sagte der scheidende Trainer Lars Lagerbäck, der das Amt komplett an seinen Assistenten Heimir Hallgrimsson übergibt. Dieser muss seinen Job als Zahnarzt wohl endgültig hinter sich lassen.
Nach einem laut Kapitän Aron Gunnarsson "schrecklichen Spiel" in der ersten Hälfte, als Island bereits mit 0:4 hoffnungslos zurücklag, steigerte sich der Underdog: "In der zweiten Halbzeit haben wir gezeigt, dass wir Frankreich so nicht verlassen wollten."
Kolbeinn Sigthorsson schickte scherzhaft eine versteckte Kampfansage hinterher. "Vielleicht wäre es ein bisschen zu viel gewesen, die EM gleich im ersten Versuch zu gewinnen", sagte der Torschütze des zwischenzeitlichen 1:4.
Auf dem Twitter-Account der Isländer zeigte sich ein ähnliches Bild: "Wir kommen stärker zurück."
Stolze Spieler, stolze Fans
Der Stolz überwog die Enttäuschung um Längen. "Es war eine wahnsinnige Erfahrung", sagte Gunnarsson. Der frühere Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson sprach von einem "fantastischen Turnier".
Die Spieler verneigten sich vor den Anhängern. "Unsere Fans sind der Wahnsinn, da fehlen mir die Worte. Danke für die großartige Unterstützung", so Gunnarsson. Es sei "ein komplett anderes Gefühl, ein Turnier zu spielen, wenn du solch eine Unterstützung hast", meinte Ragnar Sigurdsson. Birkir Bjarnason bezeichnete den Support als "unglaublich".
Bereits nach dem Achtelfinaleinzug wurde ein neuer Nationalfeiertag ausgerufen. Kommentar Gudmundur Benediktsson wurde durch seine emotionale Berichterstattung weltbekannt. Keine Mannschaft hat während der EM so viel Eindruck hinterlassen wie Island.
Das Märchen ist zwar beendet, doch die Erinnerungen an die Helden bleiben.