Vier Siege und zwei Niederlagen - das klingt erst mal nicht so schlecht, doch bei Manchester United hatte man sich einen besseren Saisonstart versprochen.
Uniteds Umbruch fordert seinen Tribut
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Starcoach Jose Mourinho kam vor der Saison und schürte die Hoffnungen auf Besserung, nachdem Vorgänger Louis van Gaal den Ansprüchen nicht gerecht geworden war. Doch von der Aufbruchstimmung ist nicht mehr wirklich viel zu spüren im Old Trafford.
Einer, der die Situation bei den "Red Devils" ganz genau beobachtet, ist Norbert Düwel. Der ehemalige Trainer von Union Berlin arbeitete zwischen 2007 und 2010 als Scout für ManUnited.
Düwel: "Durchwachsener Start"
"Es war ein durchwachsener Start mit vielen Nebengeräuschen", sagt Düwel zu SPORT1. "Für mich ist es aber normal, dass nach solch einem 'Neustart' nicht alles sofort reibungslos funktioniert. Das dauert in der Regel seine Zeit."
Am Donnerstag empfängt ManUnited am 2. Spieltag der UEFA Europa League zu Hause den ukrainischen Klub Sorja Luhansk (ab 21.05 Uhr im LIVETICKER). Im ersten Spiel gab es eine 0:1-Niederlage bei Feyenoord Rotterdam.
"Das erste Spiel war eine Enttäuschung", so Düwel. "Ich erwarte gegen Luhansk am Donnerstag eine klare Steigerung und ein anderes Auftreten der Mannschaft."
Düwel kennt die Gründe für die aktuelle Situation. "Es ist ein Umbruch und der fordert von allen Handelnden seinen Tribut. Die Hierarchien in der Mannschaft werden neu geordnet. Neue Spieler drängen in die Verantwortung."
Düwel erklärt weiter: "Diese neuen Spieler müssen aber auch erst mal ankommen beim Verein und in der neuen Liga."
Erwartungshaltung ins Unermessliche gestiegen
Die Erwartungshaltung sei "natürlich" mit der Verpflichtung von Mourinho und dem Mega-Transfer von Paul Pogba "ins Unermessliche gestiegen". "Doch genau das ist das Problem. Die Fans und die Presse zeigen da wenig Geduld."
Diese Schwierigkeiten gelte es zu meistern, so Düwel.
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Die Anhänger wollen offensiven Fußball sehen, doch Mourinho ist ein Fan des Verwaltungsfußballs. Dabei spielt Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger keine Rolle.
Düwel findet deutliche Worte zur Degradierung des ehemaligen DFB-Kapitäns: "Für uns Fußballfans aus Deutschland ist das natürlich traurig. Und die Art und Weise, wie die Ausbootung stattgefunden hat, war mehr als fragwürdig."
Grundsätzlich habe "jeder Trainer aber seine Vorstellungen, und wenn er diese umsetzen kann und darf, dann ist das legitim."
Hoffnung für Schweinsteiger
Schweinsteiger passe "aktuell aus Gründen, die wir nicht kennen, nicht in die Planung des Trainers". Dies könne sich aber auch schnell ändern.
Wie viel Mourinho steckt schon in ManUnited? "Wenn man das ganze Geschehen um Bastian Schweinsteiger als Beispiel nimmt, dann steckt schon viel Mourinho in ManUnited."
So etwas habe der Coach "immer und überall" gemacht. "Spielerisch", so denkt Düwel, müsse es sich noch zeigen, "ob wir den alten Mourinho tatsächlich sehen werden, denn die Erwartungen in Manchester an die Spielweise sind traditionell andere."
Wenn sich diese nicht in Einklang bringen lassen, werde es auch für den Portugiesen schwierig: "Der Verein, und gerade Manchester United, ist immer größer als der Trainer, auch wenn dieser Jose Mourinho heißt."