Eigentlich arbeitet Graham Potter als Cheftrainer beim Östersunds FK, doch einmal im Jahr muss er singen.
Hertha-Gegner: Mit Kunst zum Erfolg
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Der Gegner von Hertha BSC in der UEFA Europa League am Donnerstag (ab 19 Uhr im LIVETICKER, Highlights ab ca. 23 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) ist mehr als ein gewöhnlicher Fußballverein - der Klub ist ein Künstlerkollektiv.
"Die haben in Schweden nie eine Rolle gespielt, aber in den letzten Jahren konnten sie sich unter den besten Klubs etablieren", sagte Herthas Per Skjelbred der Berliner Morgenpost.
Kultur- statt Transferoffensive
Nachdem Östersund 2010 in die vierte schwedische Liga abgestiegen war, mussten die Verantwortlichen umdenken. Schwer war es, ausländische Spieler und Sponsoren vom Verein in der beschaulichen 50.000-Einwohner-Stadt zu überzeugen. Kulturtrainerin Karin Wahlen schlug daraufhin die Kunstoffensive vor und organisierte beispielsweise Besuche in Ausstellungen. Später zog Präsident Daniel Kindberg die schwedische Autorin Martina Haag hinzu, die ihn auf die einleuchtende Idee brachte.
Seitdem veranstaltet der Verein einmal im Jahr eine mittlerweile viel beachtete Kulturrevue.
Spieler als Balletttänzer
Die Darsteller: Spieler, Trainer und Funktionäre des Klubs. Ein Theaterstück, ein Buchprojekt, eine Kunstausstellung und eine Ballettaufführung stellte der ÖFK in den letzten Jahren auf die Beine. Im letzten Jahr kamen 2000 Besucher.
Für kommenden November üben die Spieler seit Februar mit einer schwedischen Rapperin eine Hip-Hop-Show ein.
"Wir tun das, weil es uns hilft, Spiele zu gewinnen", sagte Kindberg dem Magazin 11Freunde: "Wenn wir viele Spiele gewinnen, werden wir Meister. Und wenn wir Meister sind, dann spielen wir Champions League."
Östersund wirft Galatasaray raus
So weit ist es zwar noch nicht, aber die Entwicklung des Klubs ist beeindruckend. Nach dem Aufstieg in die erste Liga qualifizierte sich Östersund in der vergangenen Saison als Pokalsieger für die Europa League und schaltete unter anderem Galatasaray Istanbul aus.
Neben dem sportlichen Erfolg zieht der gesamte Verein auch auf zwischenmenschlicher Ebene viel aus dem Projekt.
"Es ist einzigartig und nichts, was während meiner Spielerkarriere in Großbritannien vorstellbar gewesen wäre", sagte Potter. Das Klima im Team ist geradezu familiär, die Kunst verbindet. "Das Kulturprojekt hat die Chemie in der Mannschaft komplett geändert", sagte Wahlen.
Doch die Spieler hatten ihre Anlaufschwierigkeiten. "Das war für die meisten schwerer durchzustehen als ein Trainingslager", sagte Wahlen. Doch ihnen bleibt nichts anderes übrig, in den Verträgen stehen extra Kulturklauseln. "Wer nicht mitmachen will, muss auch nicht", sagte Kindberg: "Aber er wird halt gefeuert..."