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Lehmann mit These zu Vallejos Dusel

Im Finale der U21-EM hätte der Spanier Jesús Vallejo vom Platz fliegen müssen. Jens Lehmann bringt nach der Fehlentscheidung eine bemerkenswerte Theorie ins Spiel.
Jens Lehmann sorgt mit einer interessanten Theorie für Aufsehen
Jens Lehmann sorgt mit einer interessanten Theorie für Aufsehen
© SPORT1-Montage: Marc Tirl/Getty Images/Picture Alliance/Getty Images/iStock
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer

Es lief die 33. Spielminute im Finale der UEFA U21-EM 2019, als Jesus Vallejo heranrauschte und Luca Waldschmidt in der Luft derart rüde am Schienbein traf, dass dieser minutenlang behandelt werden musste. Ein Einsteigen mit offener Sohle, ohne jede Chance, den Ball zu spielen.

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Das Regelbuch lässt für einen solchen Fall nur einen Schluss zu: Spaniens Kapitän hätte vom Platz fliegen müssen. Der serbische Schiedsrichter Srdjan Jovanovic ließ allerdings Gnade vor Recht ergehen und zeigte Vallejo nur die Gelbe Karte.

Eine folgenschwere Entscheidung, denn Spanien führte zu diesem Zeitpunkt mit 1:0 gegen Deutschland und gewann das Endspiel letztlich mit 2:1. (Der Spielbericht zum Nachlesen)

Ein Platzverweis hätte der Partie eine andere Wendung geben können, zumindest hätte er einen großen Einfluss auf den Ausgang des Spiels gehabt.

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Daher ist es verwunderlich, dass der VAR nicht eingriff und Jovanovic die Behandlungspause nicht nutzte, um sich das Foul wenigstens noch einmal selbst am Bildschirm anzusehen.

Lehmann liefert streitbare These

Jens Lehmann sah in dieser Szene mehr als nur eine umstrittene Entscheidung. Der frühere Nationaltorwart vermutet sogar Berechnung hinter dem gnädigen Verhalten des Referees.

"In großen europäischen Endspielen wird kein Spieler mehr vom Platz gestellt - und zwar seit dem CL-Finale 2006", twitterte Lehmann nach dem Abpfiff und hatte gleich auch noch einen Grund dafür parat: "Die Show und das Publikum sind zu groß, um das Spiel zu zerstören, indem man 11 gegen 10 spielt."

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Eine zumindest gewagte These. Der Faktencheck zeigt nämlich, dass der 49-Jährige nicht ganz richtig liegt. Nur beinahe. Im Jahr 2006 sah Lehmann selbst nach einer Notbremse im Champions-League-Finale des FC Arsenal gegen den FC Barcelona (1:2) bereits in der 18. Minute die Rote Karte. Seitdem gab es nur noch drei Platzverweise.

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Ungewöhnlich wenig Platzverweise

2008 erwischte es Chelseas Didier Drogba nach einer Tätlichkeit im Finale der Champions League, 2017 sah Juan Cuadrado von Juventus die Gelb-Rote Karte. 2007 musste Moisés Hurtado von Espanyol Barcelona im Finale des UEFA-Pokals ebenfalls mit Gelb-Rot gehen.

Erstaunlich wenige Platzverweise, wenn man bedenkt, dass es sich um 29 Endspiele handelt (jeweils 13 in Champions League und Europa League und drei EM-Endspiele). Zählt man die Finalspiele der U21-Europameisterschaften mit, kommt man sogar auf 36 - allerdings auch eine Rote Karte mehr (2007).

Auffällig ist allerdings, dass es sich bei den Platzverweisen nicht zwingend um spielentscheidende Situationen handelte.

Drogba flog in der 116. Minuten vom Platz (das Endspiel zwischen dem FC Chelsea und Manchester United ging ins Elfmeterschießen - welches die "Red Devils" gewannen) und Juves Cuadrado sah die Gelb-Rote Karte in der 84. Minute beim Stand von 1:3. (Endstand 1:4 gegen Real Madrid).

Umstrittene Entscheidungen in europäischen Endspielen

Es drängt sich also die Frage auf, ob die These von Lehmann tatsächlich in die richtige Richtung geht. Der Umstand, dass es in manchen Endspielen durchaus Situationen gab, die Platzverweise gerechtfertigt hätten, stützt sie.

Am besten im Gedächtnis geblieben sind die Aktionen von Sergio Ramos im Finale der Königsklasse 2018. Der umstrittene Star-Verteidiger von Real Madrid foulte Mohamed Salah auf eine Art und Weise, die zumindest nach Absicht aussah. Der Hoffnungsträger des FC Liverpool musste mit einer Schulterverletzung ausgewechselt werden.

Später im Spiel leistete sich Ramos dann auch noch einen Ellbogenschlag ins Gesicht von Reds-Torwart Loris Karius, der allerdings nicht geahndet wurde. Der Spanier hätte sich zumindest in der Summe einen Platzverweis verdient gehabt.

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Beim Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund 2013 gab es gleich drei Situationen, in denen der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli die Rote Karte hätte zücken können. Er ließ sie in allen drei Fällen in der Hosentasche.

Auch deutsches CL-Finale verschont

Zunächst, als der Ellbogen von Bayerns Franck Ribéry im Gesicht vom damals noch beim BVB spielenden Robert Lewandowski landete. Die Szene ereignete sich in der 20. Spielminute (Spielstand 0:0) und hätte der Partie eine klare Richtung gegeben. "Er holt schon aus und trifft ihn am Kopf", analysierte TV-Experte und Ex-Fifa-Schiri Dr. Markus Merk nach dem Spiel bei Sky. "Da hat’s schon für weniger Rot gegeben."

In der zweiten Halbzeit bekam die Borussia einen Elfmeter zugesprochen. Dante hatte Marco Reus gefoult und war schon mit Gelb vorbelastet. Eine zweite Gelbe Karte wäre die richtige Entscheidung gewesen, aber Rizzoli ließ sie stecken.

In der 80. Minute stieg dann auch noch Lewandowski auf den Knöchel von Jérome Boateng, doch auch er blieb von einer Roten Karte verschont.

Lehmanns Theorie: Ein wahrer Kern?

Wie bei dem U21-Endspiel am Sonntag wurde also auch in diesen Fällen auf einen Platzverweis verzichtet. Vor allem dann, wenn sich die strittige Szene früh im Spiel ereignete.

Lehmanns Sicht ist daher durchaus nachvollziehbar. Sein Platzverweis in der 18. Spielminute des Königsklassen-Endspiels 2006 hatte eine 1:2-Niederlage gegen den FC Barcelona zur Folge. Zunächst hatte der FC Arsenal zwar in Unterzahl den Führungstreffer erzielt, gegen Spielende ging den dezimierten Gunners allerdings die Luft aus.

In der Folge mauerte Arsenal nur noch und versuchte, die Führung in Unterzahl über die Zeit zu retten. Kein großer Schlagabtausch mehr und auch kein großes Spektakel - ein Spielverlauf, der auch der UEFA nicht unbedingt gefallen haben dürfte.