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Handball, Champions League: Rhein-Neckar Löwen HBL droht den Anschluss zu verlieren

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Handball, Champions League: Rhein-Neckar Löwen HBL droht den Anschluss zu verlieren

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CL-Start: Die Probleme der HBL

Zu viel Belastung, zu wenig Erfolg und Starflucht: Die Handball-Szene sorgt sich vor dem Champions-League-Start um die internationale Konkurrenzfähigkeit der HBL.
Den Rhein-Neckar Löwen droht eine schwierige Saison in der Champions League
Den Rhein-Neckar Löwen droht eine schwierige Saison in der Champions League
© SPORT1-Grafik: Getty Images/ Imago
von Sportinformationsdienst, Sven Sartison

Vorfreude? Titel-Hoffnung? Oder gar Euphorie? Von all dem ist bei Nikolaj Jacobsen nichts zu spüren.

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Der Erfolgscoach geht mit gemischten Gefühlen in seine letzte Champions-League-Saison mit den Rhein-Neckar Löwen. Jacobsen sorgt sich wegen der hohen Belastung in der Bundesliga um die internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Klubs - und schlägt vor dem Königsklassen-Auftakt Alarm. (DATENCENTER: Spielplan Champions League)

"Es ist kein Zufall, dass zuletzt zweimal in Folge keine deutsche Mannschaft beim Final Four war", sagte Jacobsen vor dem Heimspiel seiner Löwen am Mittwoch gegen den FC Barcelona (ab 19 Uhr im LIVETICKER)  dem Mannheimer Morgen: "In dieser Saison sind Flensburg und wir auch nicht unbedingt die heißesten Anwärter darauf – und dann würde zum dritten Mal ein Bundesligist fehlen."

Experten beäugen Entwicklung kritisch

Die fetten Jahre der deutschen Klubs im europäischen Elitewettbewerb sind vorbei. Vorbei die Ära der großen Titel. Vorbei die Zeit, als die HBL noch Stammgast beim prestigeträchtigen und finanziell so lukrativen Finalturnier in Köln war. "In der Spitze ist die Bundesliga nicht mehr die beste Liga der Welt", konstatiert Jacobsen.

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Ljubomir Vranjes, mit Flensburg 2014 Champions-League-Sieger und jetzt Trainer beim ungarischen Topklub Veszprem, pflichtet seinem Kollegen im Gespräch mit SPORT1 bei und nennt die Gründe.

"Je länger die Saison läuft, desto schwerer wird es für die deutschen Mannschaften. Die Belastung ist viel höher bei den Top-Klubs. Die haben fast jeden dritten Tag ein hartes Spiel. Das ist ein Nachteil" erklärt er.

Prokop: Laufen absoluter Spitze hinterher

Die Leistungsdichte der Bundesliga auch in der Breite und die Größe der HBL wird im europäischen Vergleich zum Nachteil. Eine Entwicklung, die auch Bundestrainer Christian Prokop und Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer festgestellt haben.

Es sei "nicht von der Hand zu weisen, dass in der absoluten Spitze wir im Moment einen Tick hinterherlaufen und dass uns ein Land wie Frankreich im Moment überholt hat", sagte Prokop dem SID am Dienstag: "Ich hoffe auf eine Momentaufnahme und darauf, dass wir uns steigern."

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Auch SPORT1-Experte Daniel Stephan teilt diese Meinung. "Die anderen Spitzenmannschaften haben nicht nur aufgeholt, sondern sind einen Tick voraus", sagte der Ex-Nationalspieler über Klubs wie Paris oder Veszprem, auch wenn er Flensburg und den Löwen durchaus das Final Four zutraut. In der Breite und der gesamten Qualität sei die HBL allerdings weiterhin "die beste Liga der Welt".

Top-Spieler suchen ihr Glück im Ausland

Dennoch sind die Aussichten alles andere als rosig. Weltklasse-Linksaußen Gensheimer, der seit zwei Jahren für den französischen Branchenprimus Paris St. Germain aufläuft und mit seinem Team einmal mehr Top-Favorit auf den Titel ist, hat eine schwindende Attraktivität der Bundesliga festgestellt. 

"Immer mehr Stars in Europa entscheiden sich dagegen, in Deutschland zu spielen. Die Handball-Bundesliga muss sich deshalb sehr genau hinterfragen, warum sich die Spieler so entscheiden", sagte Gensheimer der Handballwoche. Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen würden sich unter den Profis herumsprechen.

Uwe Gensheimer wechselte 2016 von den Rhein-Neckar Löwen zu Paris Saint-Germain
Uwe Gensheimer wechselte 2016 von den Rhein-Neckar Löwen zu Paris Saint-Germain

Vranjes: Belastung für Stars ist zu hoch

Dem pflichtet auch Vranjes bei. Die Belastung für die Stars sei in Deutschland zu hoch. "Die wollen zwar bei den besten Teams spielen, aber auch so lange wie möglich. Da überlegt man zwei oder drei Mal, ob man nach Deutschland wechselt", berichtet der Schwede: "Wenn man mit Spielern spricht, sind sie mit der Belastung nicht zufrieden."

Dies trifft insbesondere auf die großen Stars im Handball zu: "Wenn du dich beweisen willst, ist das kein Problem. Aber wenn man sich schon einen Namen gemacht hat, sieht die Sache anders aus. In Frankreich ist das Niveau auch sehr hoch. In Deutschland braucht man einen breiten Kader - und das ist sehr teuer."

Jacobsen klagt über genau diese Probleme. "Die Stars gehen lieber nach Veszprem, Kielce, Barcelona, Nantes, Montpellier oder Paris. Dort bekommt man mehr Geld für weniger Strapazen", sagt der Löwe-Coach, der wie Gensheimer die große Belastung in der Bundesliga als entscheidenden Nachteil ausgemacht hat.

"Es gibt sicherlich einige Argumente dafür, weshalb die Spitzenspieler nicht mehr so weit in Deutschland vertreten sind", erklärte Stephan bei SPORT1: "Aber wir dürfen uns da jetzt keine Angst machen lassen."

Frankreich überholt Deutschland im Ranking

Während in Frankreich, das zuletzt mit drei Teams beim Final Four in Köln vertreten war, lediglich 14 Klubs um den Titel streiten, sind es in Deutschland 18. (DATENCENTER: Spielplan HBL)

"In Frankreich gibt es nur drei Spitzenmannschaften und wir haben eben in der Breite das Luxusproblem, dass wir so gut sind. Deswegen tun sich auch einige Mannschaften so schwer zu sagen - 'wir müssen die Liga verkleinern', fasste Stephan das Dilemma der HBL zusammen. Auch über den Terminplan müsse man diskutieren: "Man sollte sich noch einmal Gedanken machen, was man dafür tun könnte, dass die Rahmenbedingungen für die absoluten Spitzenspieler etwas besser werden." 

Im EHF-Ranking, das dank der deutschen Dominanz auf internationalem Terrain viele Jahre lang angeführt wurde, liegt Deutschland (130,33 Punkte) inzwischen nur noch auf dem zweiten Platz hinter Frankreich (146,67).

Löwen zuletzt vier Mal im Achtelfinale raus

Die Löwen, die in den vier Jahren unter Jacobsen zur neuen Macht im deutschen Handball aufgestiegen sind, scheiterten auf europäischem Parkett zuletzt vier Mal schon im Achtelfinale, im Vorjahr allerdings auch aufgrund des Termin-Chaos. Und die anderen Vereine aus der HBL machten es kaum besser.

Der Triumph von Flensburg 2014, das als zweiter Vertreter erst am Sonntag bei Vorjahresfinalist Nantes (19 Uhr im LIVETICKER) in den Wettbewerb startet, ist bis heute der letzte deutsche Champions-League-Erfolg.

Auch wenn Vranjes sein Ex-Team im Gespräch mit SPORT1 lobt ("Die Entwicklung sehe ich sehr positiv. Der Verein leistet tolle Arbeit.") - mit seiner aktuellen Mannschaft Veszprem ist er dem Titel in der Königsklasse deutlich näher.

"Wir haben neue Spieler, sind auf einem guten Weg. Wir haben eine Chance, das Final Four zu erreichen. Und dann kann alles passieren. Ich sehe unsere Chancen ganz okay. Man braucht etwas Glück, aber wir sind besser als letztes Jahr", sagte Vranjes.

Verliert die HBL weiter an Anschluss?

Für die Zukunft skizziert Jacobsen, der sich nach der Saison ganz auf seinen Job als dänischer Nationaltrainer konzentrieren wird, ein düsteres Szenario. Er befürchtet, dass der Abstand zu den europäischen Topklubs eher noch größer wird.

"Es gibt noch Spieler wie Andy Schmid, Domagoj Duvnjak und Niklas Landin, die seit Jahren hier sind und bleiben werden. Aber wenn die mal weg sind, wird es noch schwerer für die Bundesliga", sagte der 46-Jährige.

Zuversicht klingt anders. Auch wenn SPORT1-Experte Daniel Stephan mahnt: "Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind."

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