Von Carlo Ortmann und Michael Spandern
Rekordschütze kämpft um Stammplatz
Erst Stefan Kretzschmar, jetzt Joel Abati überholt - aber dennoch nur noch zweite Wahl beim SC Magdeburg.
Robert Weber, seit voriger Woche neuer Rekordschütze des SCM, ist nach über sieben Jahren zugunsten des Schweden Daniel Pettersson zum Backup-Spieler degradiert worden.
"Plötzlich kam dieser Schnitt, dass ich teilweise gar nicht mehr gespielt habe oder nur Kurzeinsätze hatte", sagt Weber im SPORT1-Interview. Und gesteht, dass dies "sehr, sehr schwierig" zu schlucken gewesen sei.
Doch Einzelschicksale, das weiß der 30-Jährige, zählen im Profisport nicht. Erst recht, da die Magdeburger schon am 6. Spieltag "mit dem Rücken zur Wand" stehen. Nach nur einem Sieg aus fünf Spielen steht gegen die HSG Wetzlar (20 Uhr live im TV auf SPORT1, im GRATIS-LIVESTREAM und im LIVETICKER) " eines der wichtigsten Spiele der jüngeren Vergangenheit" an.
"Das Nonplusultra" in Österreich
Kein guter Zeitpunkt, um Historisches wie Webers Torrekord zu würdigen. "Hier in Magdeburg wurde nichts zelebriert", sagt der Rechtsaußen, "vielleicht kommt das irgendwann, wenn ich den Verein verlasse." (DATENCENTER: Die Tabelle der DKB Handball-Bundesliga)
Den Verein, der 2009 bei seinem Wechsel von Balingen an die Börde "von der Bekanntheit das Nonplusultra" in seiner Heimat Österreich gewesen sei. "Umso stolzer bin ich, dass man meinen Namen vielleicht für immer in Verbindung mit dem SC Magdeburg nennt."
1478 Tore hat er für den amtierenden Pokalsieger geworfen, an zwei erinnert er sich am liebsten: Den Knickwurf gegen die Rhein-Neckar Löwen 2011 aus dem rechten Rückraum ins lange Eck sowie den 360-Grad-Wurf vor zwei Jahren gegen den HSV. "Ich bin ein spektakulärer Spieler", stellt er fest.
Weber hofft auf internationalen Titel
Und so steht sein Name nun in einer Reihe mit Kretzschmar, der sein Vorbild war und der ihn damals als Sportdirektor nach Magdeburg holte, und Abati - auch wenn die "hier Titel geholt haben, die ich mir auch wünschen würde."
Deutscher Meister oder gar Champions-League-Sieger wären "Traumtitel", doch den erneuten Gewinn des DHB-Pokals hält er für realistisch. Vor allem aber hofft er auf den Triumph im EHF-Pokal - es wäre sein erster internationaler Titel.
2007 holte der SCM zuletzt diesen Titel, in Webers erstem Jahr dort, zog er - trotz großer wirtschaftlicher Turbulenzen - immerhin ins Viertelfinale ein.
Auch die Fans sind nervös
Doch aktuell herrscht Krisenstimmung. Nach Niederlagen heißt es "nicht mehr wie früher: Mund abwischen, weiter geht's", erzählt Weber. Das Team hinterfrage sich, suche nach Ursachen.
Neben dem harten Auftaktprogramm nennt er die schwierige Vorbereitung, als fünf Olympiafahrer fehlten und Spielmacher Christian O'Sullivan verletzt war.
Jetzt aber soll der Bock gegen Wetzlar umgestoßen werden. "Da müssen die zwei Punkte einfach hier bleiben. Dann können wir das anspruchsvolle Publikum vielleicht ein wenig beruhigen."
Wie viel er selbst dazu beitragen kann, ist unklar - vielleicht trägt er doch wieder unverhofft die Hauptlast wie zuletzt gegen Gummersbach (neun Tore)? Zumindest bei den Siebenmetern bleibt Weber erste Wahl für Trainer Bennet Wiegert. "Deshalb muss ich fokussiert bleiben und darf nicht in ein Loch fallen", betont er. "Wenn ich reinkomme, versuche ich das Beste daraus zu machen."