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"Das ist Selbstmord": Kretzschmar kritisiert Handball-WM-Zeitplan

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"Das ist Selbstmord": Kretzschmar kritisiert Handball-WM-Zeitplan

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Zoff um Handball-WM: "Das ist Selbstmord"

Mit Hendrik Pekeler sagt der zweite DHB-Star aus Rücksicht auf seinen Körper die WM ab. SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar kann es nur zu gut verstehen.
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© Getty Images
Michael Prieler
Michael Prieler
Robin Wigger
Robin Wigger
von Michael Prieler, Robin Wigger

Fünf Länderspiele in einer Woche: ein Programm, das in den meisten Sportarten undenkbar wäre.

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Die Handball-Nationalmannschaften haben es vor sich: Zum Auftakt der WM in Frankreich stehen fünf Gruppenpartien innerhalb von sieben Tagen an: Am 13. Januar ist Ungarn der Gegner, am 15., am 17. Saudi-Arabien, am 18. Weißrussland, am 20. Kroatien.

Für die "Bad Boys", die im Land des amtierenden Weltmeisters nach EM-Gold und Olympia-Bronze das nächste Edelmetall folgen lassen wollen, ist dieser Terminstress Alltag.

Internationale Turniere mit der Nationalmannschaft, Champions League, DHB-Pokal und DKB Handball-Bundesliga, die als härteste und ausgeglichenste Liga der Welt gilt, mit ihren Klubs - die Regenerationszeit zwischen zwei Spielen beträgt für die Topstars selten mehr als drei Tage.

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Turnier im Olympiajahr? "Das ist Selbstmord"

"Ich finde es völlig schwachsinnig, im olympischen Jahr noch ein Turnier im Januar zu spielen. Das ist Selbstmord", sagt Stefan Kretzschmar bei SPORT1 mit Blick auf die EM im Vorjahr. Auch die "unsäglichen Qualifikationsspiele und -turniere" und die "riesige Champions League" stören den SPORT1-Experten.

Beim EM-Coup Anfang des Jahres musste Bundestrainer Dagur Sigurdsson verletzungsbedingt von Anfang an auf tragende Säulen im Team wie Kapitän Uwe Gensheimer, Rechtsaußen Patrick Groetzki oder Kreisläufer-Bollwerk Patrick Wiencek verzichten. Junge Spieler wie Gensheimer-Ersatz Rune Dahmke sprangen damals in die Bresche und wurden Teil des EURO-Märchens.

Vor der WM muss der scheidende Nationalcoach nun schon wieder eine Absagenflut hinnehmen. Am Dienstag erklärte Stammspieler Hendrik Pekeler von den Rhein-Neckar Löwen, er fühle sich körperlich und mental nicht fit genug: "Ich spüre, dass ich eine Pause brauche, um auch in Zukunft noch auf hohem Niveau Handball spielen zu können."

Kretzschmar versteht Pekeler

"Wenn du als Spieler das Ziel hast, Leistungssport bis zum Alter von 34, 35 Jahren zu bestreiten, musst du zwangsläufig irgendwann auf irgendwas verzichten", sagt Kretzschmar: "Der Körper macht das nicht ewig mit. Ich kann das mittlerweile sehr gut nachvollziehen."

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Auch Shootingstar Christian Dissinger, der sowohl die EM 2016, als auch die Olympischen Spielen in Rio verletzt hatte abbrechen müssen, will ganz bewusst eine Nationalmannschaftspause mindestens bis zum Saisonende einlegen. Fabian Wiede wird die WM definitiv wegen einer Schulterverletzung verpassen.

"Wenn man das letzte Jahr nimmt: Europameisterschaft, Olympische Spiele, Bundesliga, Champions League, Pokal. Pekeler hat bestimmt 100 Spiele gemacht", so Kretzschmar, der vor allem die aufgeblähte Königsklasse verurteilte: "Das ist ein unfassbares Pensum."

"Geht nur um die Kohle"

Das Problem der überladenen Terminkalender im internationalen Handball ist schon länger ein Streitthema. THW-Kiel-Manager Thorsten Storm sagte unlängst zu SPORT1: "Wenn man in der eigenen Vereinsmannschaft nicht spielen kann, einfach platt ist, weil das System einfach kein Spiel mehr hergibt - wenn man das nicht kann, kann man auch nicht zur Nationalmannschaft fahren. Da muss man eine bessere Balance finden."

Die Spieler seien mehr denn je selbst dafür verantwortlich, die richtigen Entscheidungen im Hinblick auf ihre Gesundheit zu treffen.

"Wenn man an seine Gesundheit denkt, so ein Wahnsinnspensum absolviert und keiner im Handball bereit ist, Abstriche zu machen, werden wir auch in Zukunft mit noch mehr Konsequenzen der Spieler rechnen müssen", vermutete Kretzschmar - und knöpfte sich die Entscheidungsträger vor.

"Bei den Verantwortlichen meckert jeder über den anderen. Das ist die Problematik und der völlig falsche Weg. Die finanziellen Interessen stehen im Vordergrund, es geht am Ende nur um die Kohle."