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Deutschland bei der Handball-WM in Katar

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Deutschland bei der Handball-WM in Katar

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Darum ist Sigurdssons Truppe so stark

Das Land ist wieder im Handball-Fieber: Deutschland überzeugt bei der WM, auch wegen einer Posse. SPORT1 erklärt den Erfolg.
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© SPORT1
Anett Sattler
Anett Sattler
von Anett Sattler

Wenn in deutschen Mittagspausen plötzlich über offensive Deckungen und falsche Sperren philosophiert wird, hat der DHB wieder mal eine vernünftige Auswahl zu einer Weltmeisterschaft geschickt.

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Dabei ist das im aktuellen Fall untertrieben. Dagur Sigurdssons Truppe hat das Achtelfinale in Katar so gut wie erreicht und die stärksten Gegner in ihrer Vorrundengruppe beeindruckt.

Es passt auf dem Feld und daneben. SPORT1 nennt die Gründe für diese Leistung, die so leicht daherkommt.

  • Motivation

Lex Deutschland! Anrüchig! Eine Schande! Viele große Handball-Namen kritisierten die Wildcard für die deutsche Mannschaft, darunter auch SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar. "Es bleibt ein fader Beigeschmack", schrieb er vergangenen Sommer in seiner Kolumne.

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Die deutschen Spieler und Verantwortlichen wanden sich wie Regenwürmer in der Wüste. Jede Aussage zum Thema schien körperlich zu schmerzen. So richtig toll konnten sie das alles nicht finden, denn: die armen Australier. Die ersten drei erfolgreichen Spiele in Katar erleichtern das deutsche Handball-Leben auch, weil sie die Posse um die Wildcard weit wegschieben. Und sie sollen natürlich nur der Anfang eines erfolgreichen Turniers sein.

  • Euphorie

"Es war ein extrem geiles Handballspiel für jeden, der zugeschaut hat, hochdramatisch am Ende", sagte Kapitän Uwe Gensheimer nach dem 30:30 gegen Dänemark bei SPORT1. Endlich Handball, endlich kein Rechtfertigungsdruck mehr.

Die junge deutsche Mannschaft hätte daran auch zerschellen können. Stattdessen beweist sie, dass sie sportlich in die Top Ten der Welt gehört - wenn auch eigentlich nicht qualifiziert.

Kretzschmar fürchtet in seiner aktuellen SPORT1-Kolumne zwar, "dass wir einen kleinen Bruch bekommen, wenn diese erste Sieben nicht auf dem Feld steht". Solange Bundestrainer Dagur Sigurdsson aber die Besten zur Verfügung stehen, wird sie der unerwartete Erfolg tragen.

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  • Dagur Sigurdsson

Nur ein halbes Jahr und eine Handvoll Spiele blieben Sigurdsson nach seinem Amtsantritt bis zur WM. Sein Erfolgsrezept erzählt sich leicht, doch er setzt es erstaunlich konsequent um: Stärken überdecken Schwächen, zudem setzt er in der richtigen Dosis auf junge Spieler.

Er fordert Mut und geht auch selbst gerne in die Offensive. "Das hat immer Hand und Fuß. Auch, was das Taktische betrifft. Eine 5:1-Deckung zu spielen und trotzdem Mikkel Hansen wegzunehmen, sprich eigentlich eine 4:2 zu spielen, hat den Dänen ganz schön wehgetan", analysiert Kretzschmar.

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Jahrelang war jede Abweichung von der urdeutschen 6:0-Deckung die absolute Ausnahme. Das hatte sich zwar bewährt, war aber immer leichter auszurechnen. Vor allem von Mannschaften mit echten Brechern im Rückraum.

Schon jetzt hat der Isländer die Mannschaft an sich gerissen. Was vor ihm war, interessiert ihn nicht: Anders als Martin Heuberger ist er ein Quereinsteiger im DHB. Als Sigurdsson im Sommer auf Heuberger folgte, gab es zwar keine Zweifel an seiner Qualität, aber an seiner Leidensfähigkeit. Sein Pensum als Trainer der Nationalmannschaft und der Füchse Berlin ist in dieser Saison zwar riesig, er krallt sich aber bislang mit Enthusiasmus in seine Aufgabe.

  • Spielstärke

Steffen Weinhold, Martin Strobel, Paul Drux: Sie alle hämmern den Ball eher selten aus neun oder zehn Metern über mehrere Gegner hinweg ins Netz. Der deutsche Rückraum lebt von seiner Beweglichkeit. Die Spieler sollen sich so oft wie möglich eine Lücke herbeikombinieren.

Brecher des Kalibers Karabatic, Hansen oder Lazarov hat der deutsche Handball schon länger nicht mehr hervorgebracht. Auch hier gilt bei Sigurdsson: Aus dieser vermeintlichen Schwäche soll eine Stärke werden.

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Drux kann das Niveau der weltbesten Rückraumschützen vielleicht erreichen, mit seinen 19 Jahren ist er aber noch nicht soweit. Vor allem auf Strobel kommt es daher als Regisseur an. Er leitet die Spielzüge ein und erhöht das Tempo.

  • Teamgeist

Teammanager Oliver Roggisch hatte nach dem Spiel gegen Dänemark das deutlichste Signal der guten Stimmung ausgemacht. "Jetzt ist Selfie-Time in der Kabine, das sagt alles. Selfies macht man nicht, wenn man unzufrieden ist", sagte er bei SPORT1.

Es klingt wie ein Satz aus der Großen Fibel des Sports von 1925, ist aber heute so wahr wie in schwarz-weiß: Erfolg hat eine Mannschaft nur, wenn alle zusammenhalten. Oder zumindest die entscheidenden.

Erfahrene Spieler wie Michael Kraus setzen sich nicht nur kommentarlos auf die Bank, sie entzünden auch von der Seitenlinie das nötige Feuer.

  • Flügelzange

Auf den Außen hat Deutschland aktuell die einzigen beiden Einzelspieler, die sich mit der absoluten Weltspitze messen können. Patrick Groetzki rechts und Uwe Gensheimer links sind für den Angriff extrem wichtige Optionen - nicht nur wenn es mal im Rückraum stockt.

Gegen Dänemark trafen beide jeweils sechsmal, nur Weinhold war mit acht Toren noch besser. Insgesamt haben die zwei Gelee-Handgelenke von den Rhein-Neckar Löwen 38 der bisher 86 deutschen Tore geworfen.

"Uwe ist ein bodenständiger und ruhiger Typ und hat ein sehr gutes Standing innerhalb der Mannschaft", lobt Sigurdsson seinen wichtigsten Spieler. Dabei ist Gensheimer trotz all seiner Erfolge tatsächlich beinahe übertrieben bescheiden. Zumindest wenn es um seine eigene Leistung geht.

Der 28-Jährige hat gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und er nimmt jede Belastung klaglos hin, spielt fast immer durch. Ähnlich wie auf der anderen Seite Groetzki, dem Johannes Sellin immerhin noch ein paar Einsatzminuten abnehmen kann. Hier wird am deutlichsten: Fällt einer der Flügelspieler aus, ist die Grenze für Deutschland wohl schnell erreicht.