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Aufstand der baskischen Bravehearts

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Aufstand der baskischen Bravehearts

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Aufstand der baskischen Bravehearts

Beim Spiel zwischen dem FC Barcelona und Eibar könnten die Unterschiede nicht größer sein. Alonso hat einen Anteil an Eibars Märchen.

Die Wohnblöcke in Eibar sind hoch und grau. Die Hügel außerhalb betten die Stadt in ein sattes Grün. Wie die Hoffnung.

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Laut einer Umfrage gilt Eibar als die hässlichste Stadt im Baskenland. 27.000 Menschen leben hier, in diesem engen Tal zwischen San Sebastian und Bilbao.

Wenn man so will, ist es die sportliche Wiege von Xabi Alonso.

Und der örtliche Fußball-Verein Sociedad Deportiva Eibar, kurz SD Eibar, ist gerade dabei, ein Märchen zu schreiben. Die Geschichte von Aschenputtel kommt einem in den Sinn. Das ist ein Märchen, an dem auch Alonso beteiligt ist.

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Aufstieg als Fluch und Segen

Im Sommer feierte die kleine SD Eibar erstmals den Aufstieg in die große Primera Division. Der bis dato größte sportliche Erfolg war Fluch und Segen zugleich.

Eine Regel in den Statuten des spanischen Ligaverbands LFP schreibt allen Vereinen der ersten und zweiten Liga ein Stammkapital von mindestens 2,146 Millionen Euro vor. Der Wert errechnet sich aus dem Durchschnitt aller Klubs - auch derer, die ihr Dasein auf Pump gründen.

Eibar ist stolz darauf, als einer der wenigen spanische Profiklubs schuldenfrei zu sein, besaß aber nur ein Grundvermögen von gut 400.000 Euro. Statt Aufstieg in die Primera Division drohte der Zwangsabstieg in Liga drei.

Finanzielle Hilfe auch von Xabi Alonso

Der Verein machte aus der wörtlich zu nehmenden Not eine Tugend und startete eine Kampagne. Er schrieb Aktien aus, begrenzte die mögliche Gesamtinvestition eines einzelnen Käufers allerdings auf 100.000 Euro. Eine Übernahme durch zwielichtige Spekulanten oder einen Großinvestor sollte vermieden werden.

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8.000 Menschen aus 48 Ländern sicherten sich Anteile. Wirte, Tankstellenbesitzer, Bäcker, Apotheker, Fußball-Romantiker, als letztes ein 90 Jahre altes Vereinsmitglied.

Und Xabi Alonso, der vor 14 Jahren bei Eibar spielte, bevor er seine Weltkarriere startete und schließlich beim FC Bayern landete.

"Natürlich habe ich ihnen geholfen", sagt Alonso, dessen Vater sogar mal Manager von SD war.

Bewunderung für die "Büchsenmacher"

Für Xabi Alonso war es eine Selbstverständlichkeit, zu helfen. Für den Klub ging die Rechnung auf, er sammelte das notwendige Kapital zusammen.

Seit einigen Wochen mischt die SD Eibar, die wegen der ansässigen Waffenindustrie auch die "Büchsenmacher" genannt wird, sogar die Primera Division auf.

Am ersten Spieltag feierte Eibar ein 1:0 im Derby gegen Real Sociedad San Sebastian. Nach sieben Spieltagen liegt die Mannschaft auf dem achtbaren neunten Tabellenplatz. (DATENCENTER: Ergebnisse und Tabelle) Allein dafür wird "Aschenputtel" bewundert.

Am Samstag nun kommt es zum Duell der krassen Gegensätze.

SD Eibar spielt beim FC Barcelona (ausführlicher Beitrag ab 18.30 Uhr LIVE auf SPORT1 in Bundesliga Aktuell)

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Die baskischen Bravehearts

Die Voraussetzungen beider Vereine könnten unterschiedlicher kaum sein.

SD Eibar ist der kleinste und ärmste Verein aller Zeiten in der ersten spanischen Liga. Ins Stadion Ipurua, das von den Fans "bombonera" genannt wird wie die berühmte Pralinenschachtel der Boca Juniors in Buenos Aires, passen kaum 6.700 Zuschauer. Nie hatte ein Erstliga-Verein eine kleinere Spielstätte. Im Camp Nou des FC Barcelona warten 98.787 Fans.

Während Barca etwa 180.000 Mitglieder hat, zählt Eibar 3.700. Auf hauptamtliche Mitarbeiter verzichtet der Klub aus Kostengründen, ebenso wie auf eine zweite Mannschaft.

Dafür unterstützen immerhin drei Fanklubs den Verein. Einer ist "Escocia la Brava", der 2001 bei dem Besuch eines Rugby-Turniers in Schottland gegründet wurde. Die Fans erscheinen in schottischen Kilts und mit Dudelsack bei den Spielen. Sie haben der Mannschaft zu ihrem besonderen Spitznamen verholfen: die baskischen Bravehearts.

Alonso: "Eibar war immer bescheiden"

"Mit den großen Klubs zu kämpfen, ist eine großartige Geschichte, hoffentlich auch eine erfolgreiche", sagt Alonso und unterstreicht: "Eibar war immer bescheiden."

Der Aufstieg gelang mit einem Etat von nur 3,2 Millionen Euro, dem niedrigsten der zweiten Liga und etwa dem 150. Teil dessen, was Barca pro Saison veranschlagt.

Der Marktwert von Eibars Mannschaft beträgt gerade einmal 860.000 Euro, der Bruchteil eines einzigen Ersatzspielers von Barcelona. Von einem Lionel Messi ganz zu schweigen.

Für die Verpflichtung von Dani Nieto aus Barcelonas zweiter Mannschaft wurde ein Transferrekord aufgestellt. Der Außenstürmer kostete 150.000 Euro.

Die Spieler gehen nach Heimspielen zu Fuß nach Hause, während die Superstars des FCB am Samstag mit ihren dicken Schlitten heim zu ihren Luxusvillen fahren werden.

Barca-Trikots zur Vereinsgründung

Eins aber vereint die SD Eibar und den FC Barcelona - die blau-roten Vereinsfarben.

Doch sogar dieser Umstand ist Eibars schon immer währender Armut geschuldet.

Weil man sich bei der Vereinsgründung 1940 keine Trikots leisten konnte, so sagt es die überlieferte Legende, half der Regionalverband mit einem Set des FC Barcelona aus. Die Trikotfarben blieben.

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Kein Platz für Profilneurotiker

In Demut verfallen wird Eibar am Samstag in Barcelona deshalb aber noch lange nicht.

Trainer Gaizka Garitano, der den Verein innerhalb von zwei Jahren aus der dritten in die erste Liga führte, predigt seinen Spielern fortwährend "Mut".

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist die ausgesprochen solide Verteidigung, die im Vorjahr in der zweiten Liga in 42 Spielen nur 28 Gegentore zuließ.

Garitano schwört sein Team auf einen unbedingten Zusammenhalt ein. Sein Mantra: "Mir ist wichtig, dass wir hier als Einheit agieren und uns mit dem Verein identifizieren. Jeder, der sich selber profilieren will, hat hier nichts verloren."

David Silva und der verschenkte Aufstieg

Garitano war einst selbst Spieler der Fast-Aufstiegsmannschaft von 2005.

Die Geschichte von damals ist irgendwie symptomatisch für diesen Klub.

Im entscheidenden letzten Saisonspiel verzichtete ein gewisser David Silva, inzwischen Welt- und Europameister, auf das mögliche entscheidende Tor, weil ein Gegenspieler verletzt am Boden lag. In Eibar spricht man noch heute von "dem Tor, das uns in die erste Liga gebracht hätte".

Neun Jahre später hat Garitano dieses Kunststück als Trainer nachgeholt.

Mit geliehenen Spielern zum Erfolg

Seiner Strategie bleibt Eibar auch in der Primera Division treu. Meist werden junge Spieler von den beiden großen baskischen Klubs Real Sociedad und Athletic Bilbao ausgeliehen.

So landete auch Xabi Alonso 2000 eine Saison bei Eibar.

"Wenn wir wählen müssen zwischen wirtschaftlichem und sportlichem Erfolg, dann ist uns finanzielle Stabilität wichtiger", erklärt Präsident Alex Aranzabal.

Für seine rigorose Nullschuldendevise adelte Liga-Präsident Javier Tebas Eibar jüngst als "absoluten Vorzeige-Klub".

Stadionproblem bei Klassenerhalt

Doch sollte der Klassenerhalt gelingen, würde ein neues Problem entstehen.

Die Regeln des Verbandes schreiben vor, dass im zweiten Erstligajahr das Stadion mindestens 15.000 Zuschauer fassen muss.

Das Ipurua zu erweitern, ist allerdings nicht möglich. Hinter der Tribüne verläuft die Autobahn, die anderen Seiten sind umrahmt von Hochhäusern. Und das Tal ist viel zu schmal, um eine neue Spielstätte zu bauen.

Doch die Geschichte zeigt, dass sich Eibar bestimmt auch dann etwas Neues einfallen lassen wird.

Dieser kleine Verein in der hässlichen Stadt, umrahmt von grünen Hügeln. Grün wie die Hoffnung.