Bei Lionel Messi ging es noch unkompliziert. Der FC Barcelona erkannte das Talent des Argentiniers früh. Sie holten den damals 13-Jährigen nach Europa, luden ihn zum Probetraining ein und legten dem Dribbelfloh anschließend einen Vertrag vor.
Der Kampf um die Stars von morgen
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Messi unterschrieb im Jahr 2000 auf einer Papierserviette. Von seinem ersten Schritt zu einer Weltkarriere nahm die Öffentlichkeit kaum Notiz. Heutzutage hätte so ein Transfer Konsequenzen für Barcelona, denn die Vereine müssen sich an strenge Regeln halten, wenn sie minderjährige Spieler verpflichten wollen.
Trotz der Auflagen grassiert aber ein regelrechter Jugendwahn im Profigeschäft. Der Wettbewerb um die Stars von morgen wird härter. Christoph Daum spricht in diesem Zusammenhang vom "Teenager-Handel", der in Zeiten des Financial Fairplay floriere.
Daum spricht von Teenager-Handel
"Die Vereine müssen immer wieder rechtzeitig Kapital bilden mit Spielern, die sie früh holen und später mit anderen Transfers verrechnen können", sagte der langjährige Bundesliga-Trainer im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1.
Daum sprach diese Worte in einer Woche, in der Real Madrid vier Millionen Euro für den 16-jährigen Norweger Martin Odegaard ausgab. In einer Woche, in der der Name des gleichaltrigen Hachim Mastour vom AC Mailand bei zahlreichen europäischen Spitzenklubs gehandelt wird.
Eine Woche, die Fragen nach den Regeln bei den Transfers der Jungstars aufwirft. SPORT1 beantwortet sie.
Ab welchem Alter dürfen Spieler transferiert werden?
In den FIFA-Statuten ist der Schutz Minderjähriger klar geregelt. So heißt es in Punkt 19: Ein Spieler darf nur transferiert werden, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wer innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) wechseln will, darf das bereits mit 16. Norwegen ist Mitglied in diesem Verbund, deshalb konnte Odegaard zu Real wechseln.
Klubs, die U-18-Spieler verpflichten, müssen bestimmte Kriterien erfüllen. "Der Verein sorgt für eine angemessene fußballerische Ausbildung und/oder entsprechendes Training des Spielers gemäß den höchsten nationalen Standards", schreibt die FIFA vor.
Das sollte Real mit seinem Nachwuchscoach Zinedine Zidane soeben hinbekommen.
Wie sieht es bei Spielern aus anderen Nationen aus?
Wer Talente von anderen Kontinenten holen will, muss sich gedulden. So hatte Red Bull Salzburg David Atanga aus Ghana schon länger auf dem Zettel. Unterschreiben durfte der Offensivspieler erst an Weihnachten - da feierte er seinen 18. Geburtstag.
Auch in Europa gibt es Beschränkungen. Wer aus einem Land stammt, das nicht zum EWR gehört, muss warten. So dürfen Bundesliga-Klubs keine minderjährigen Spieler aus Nationen wie Serbien, Montenegro oder Bosnien holen.
Der 1. FC Köln hatte 2007 ein Talent von Partizan Belgrad im Visier. Allerdings war der Montenegriner damals 17, ein Transfer daher verboten. Mit 18 war er für die Kölner nicht mehr zu finanzieren. Mittlerweile spielt der damals begehrte Stevan Jovetic für Manchester City.
Wie sanktioniert die FIFA Verstöße?
Wer sich nicht an die Regeln hält, muss richtig büßen. Die Erfahrung haben sie jüngst in Barcelona gemacht. Der Verein soll laut FIFA in zehn Fällen gegen Artikel 19 verstoßen haben. Nun darf Barca zwei Transferperioden keine Spieler für die erste Mannschaft verpflichten.
Die Katalanen fühlten sich ungerecht behandelt und zogen vor den Internationalen Sportsgerichtshof. Der CAS bestätigte aber das Urteil, deshalb muss Barcelona für seine Transferpolitik nun bitter bezahlen.
Wie sieht es mit Verträgen in Deutschland aus?
Hierzulande ist der 15. Geburtstag entscheidend. Feiert ein junger Fußballer diesen, darf ihm ein Fördervertrag angeboten werden. Diesen müssen aber die Eltern unterschreiben. 250 Euro monatlich gibt es in der Regel als Fördergeld. Bei RB Leipzig gibt es aber offenbar mehr.
"Was willste machen? Die locken mit Geld. Da bekommt er halt um die 2000 Euro", sagte Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer im Sommer. Vorrausgegangen war der Transfer von Stumtalent Renat Dadachov. Der 15-Jährige spielt jetzt in Leipzig, hat in der B-Jugend-Bundesliga bereits elf Tore erzielt. Ob sich dieser Teenager-Handel ausgezahlt, werden sie in Leipzig erst in drei oder vier Jahren erkennen.