Als Dale Jennings heute vor acht Jahren am 13. Juli 2011 zum FC Bayern wechselte, galt er als eines der größten Talente des englischen Fußballs.
Das wurde aus Bayern-Talent Jennings
Angeblich überwies der Rekordmeister 1,8 Millionen englische Pfund, um den damals 18-Jährigen von den Tranmere Rovers an die Isar zu holen. In der zweiten Mannschaft sollte der quirlige Flügelspieler an das Profiteam herangeführt werden.
Acht Jahre später ist Jennings bei Runcorn Town in der neunten englischen Liga angekommen.
Mangelnde Professionalität
Jennings erklärte der englischen Daily Mail, wieso es für ihn in München nicht klappte: "Ich war nicht professionell genug. Ich habe das nicht so ernst genommen, wie ich das hätte tun müssen."
Er habe an der Isar neben vielen Verletzungen auch mit Eingewöhnungsschwierigkeiten zu kämpfen gehabt: "Ich hatte davor nie selbst gekocht, nie meine Wäsche gewaschen. Es war hart, einfach so ins kalte Wasser geworfen zu werden."
Dabei hätten die Bayern damals extra Dietmar Hamann geschickt, um ihn von einem Wechsel nach Deutschland zu überzeugen. "Die werden sich um dich kümmern", habe der Ex-Profi versprochen.
"Was mache ich hier eigentlich?"
Besonders mit der Ernährung hatte Jennings Schwierigkeiten, immer wieder kämpfte er mit Übergewicht. Seine mangelnde Fitness war auch der Grund für das Ende seines Arbeitsverhältnisses beim letzten Profiklub Milton Keynes Dons.
Jennings gesteht: "Ich muss einfach stärker werden. Ich darf nicht denken: 'Es ist schon in Ordnung, das jetzt zu essen'. Ich kann nicht drei Mal am Tag trainieren und dann irgendeinen Mist essen."
In München konnte er nie wirklich Fuß fassen: "Ich habe immer auf das Vereinsemblem geschaut und habe mir gedacht: 'Was mache ich hier eigentlich?'", gestand der heute 26-Jährige.
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Obwohl sein Vertrag noch ein Jahr lang gelaufen wäre, entschied Jennings sich für einen Wechsel zurück auf die Insel. Der Hauptgrund: Heimweh.
Jennings unterschrieb beim damaligen Zweitligisten FC Barnsley. Auch dort waren die Leistungen aber nicht ausreichend.
"Ein bisschen Übergewicht"
Vom Trainer wurde seine Fitness in Frage gestellt. Öffentlich. Er wurde erst nach Milton Keynes verliehen, dann umsonst an den englischen Drittligisten abgegeben.
Nach seiner Freistellung dort hielt sich Jennings in Eigenregie fit. "Ich will nicht lügen, ich habe ein bisschen Übergewicht", sagte er: "Ich muss Gewicht verlieren und fit werden."
Schicksalsschlag in der Familie
2017 ereilte ihn dann eine traurige Nachricht. Bei seiner ältesten Tochter Mila wurde Leukämie diagnostiziert. "Zu hören, dass deine Tochter Krebs hat, ist das Schlimmste, was einem als Vater passieren kann. Fußball war nicht mehr wichtig für mich", erzählte er dem Portal Sportsbible.
"Es war mir egal, ob ich jemals wieder gegen einen Ball treten würde. Das wichtigste für mich war, für sie da zu sein. Gott sei Dank geht es ihr inzwischen besser."
Um seine Familie – Freundin Abby sowie die Kinder Mila, Meadow und Noah zu ernähren, nahm er zwischenzeitlich einen Job in einem Lagerhaus des Online-Händlers Amazon an. An Fußball war nicht zu denken.
Inzwischen arbeitet Jennings als Qualitätsprüfer bei Land Rover und Jaguar, testet dort Autos - und träumt von einer Rückkehr in den Profi-Fußball.
Ziel: Premier League
"Ich muss meiner Familie und den Menschen, die für mich da waren, etwas zurückgeben. Also muss ich arbeiten und dahin kommen, wo ich sein sollte", sagt er.
Jennings denkt dabei an die Premier League. Und er nennt Jamie Vardy als Vorbild. Der kam erst in fortgeschrittenem Alter in die englische Eliteklasse, wurde bei Leicester City zum Top-Torjäger, englischer Meister und Nationalspieler.
Für den Augenblick führte ihn sein Weg nach rund zweieinhalbjähriger Vereinslosigkeit zu Runcorn Town, in die neunte englische Liga.
Aber Jennings träumt: "Ich glaube nicht, dass im Fußball irgendetwas unmöglich ist."